Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender Salzgitter AG. (Bild: Salzgitter AG)
Salzgitter – Jetzt wird es für die Mitarbeiter ernst: Der zweitgrösste deutsche Stahlhersteller Salzgitter hat erstmals ein konkretes Sparziel genannt. Bis 2015 sollen mehr als 1.500 der zuletzt gut 25.000 Stellen wegfallen, wie das Unternehmen am Mittwoch in Salzgitter mitteilte. Dadurch will der Vorstand die Ergebnisse künftig um mehr als 200 Millionen Euro im Jahr verbessern. Im ersten Halbjahr mussten die Niedersachsen hohe Verluste verkraften. Die Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite sollen in Kürze abgeschlossen sein. Zugleich will Salzgitter in die Produktionsabläufe investieren. Der Konzern hatte bereits im Herbst 2012 das Sparprogramm angekündigt, bislang aber keine Details genannt. Die Aktien legten am Morgen um knapp ein Prozent zu und notierten in der Mdax-Spitze.
In der ersten Jahreshälfte sackte der Umsatz um sieben Prozent auf knapp 5 Milliarden Euro ab. Unter dem Strich stand ein Verlust von 315,2 Millionen Euro, nach einem Fehlbetrag von 22,5 Millionen Euro vor einem Jahr. Insbesondere neue Abschreibungen bei der Tochter Peiner Träger, ein schwaches Röhrengeschäft und ein Verlust beim Kupferhersteller Aurubis , an dem Salzgitter zu einem Viertel beteiligt ist, sorgten für die schwache Bilanz. Bereits in der vergangenen Woche hatten die Niedersachsen einen Vorsteuerverlust von fast 300 Millionen Euro in der ersten Jahreshälfte angekündigt und eine drastische Gewinnwarnung abgegeben.
Vorsteuerverlust «in Grössenordnung» von 400 Mio Euro
Nun erwartet der Vorstand 2013 einen Vorsteuerverlust «in der Grössenordnung» von 400 Millionen Euro. Im Mai hatte das Management lediglich einen Fehlbetrag im mittleren zweistelligen Millionenbereich angekündigt. Zu Jahresbeginn lautete das Ziel sogar noch, in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Weitere Belastungen können noch folgen. Denn in der neuen Prognose sind die Kosten für das Sparprogramm noch nicht enthalten.
Im Konzern gibt es derzeit wenig Lichtblicke. Viele Stahlprodukte können nach Unternehmensangaben nicht kostendeckend verkauft werden. Hauptgrund ist die schwache Nachfrage wegen der Wirtschaftskrise in Südeuropa. Das drückt auf die Preise.
Zukunft von Peiner Träger offen
Am schlimmsten betroffen ist die Tochter Peiner Träger, die Stahl für die Baubranche produziert. Bei ihr schrieb Salzgitter nun 185 Millionen Euro ab, die zweite kräftige Wertberichtigung seit dem Einbruch des Baubooms in Südeuropa nach der Finanzkrise. Die Zukunft der Sparte gilt als offen, denn trotz des eingeleiteten Sanierungsprogramms rechnet Salzgitter auch mittelfristig mit unbefriedigenden Ertragsaussichten in diesem Bereich.
Auch in der Röhrensparte läuft es nicht rund. Im Pipelinegeschäft wartet der Konzern bislang vergeblich auf neue Grossprojekte. Viel hängt davon ab, ob es nach der Ostseepipeline auch die Rohre für die geplante Gasleitung durch das Schwarze Meer (South Stream) liefern kann. Analysten hoffen auf eine Entscheidung bis Ende des Jahres. Zudem leidet das französische Präzisionsrohrgeschäft unter der Schwäche der dortigen Autohersteller.
Dagegen hielt sich die Handelssparte in den schwarzen Zahlen. Der Technologiebereich, zudem der Abfüll- und Verpackungsanlagenhersteller Klöckner-Werke gehört, bestätigte den Aufwärtstrend und erwirtschaftete einen Gewinn. (awp/mc/upd/ps)