Seoul – Smartphone-Marktführer Samsung stoppt weltweit den Verkauf seines neuen Modells Galaxy Note 7 wegen Brandgefahr. Eigentlich sollte das Modell – pünktlich zur Messe IFA in Berlin – ab Freitag auch in Deutschland zu haben sein. Zwei Wochen nach dem Start in etlichen Ländern muss der koreanische Apple -Rivale das Gerät nun aber vorsorglich aus dem Verkehr ziehen. Zuvor hatten bereits Berichte von Käufern über überhitzte und angeschmolzene Geräte während des Ladevorgangs das Unternehmen alarmiert.
«Wir führten gründliche Untersuchungen durch und fanden Probleme in der Akkuzelle», teilte das Technologieunternehmen am Freitag in Seoul mit. Der Chef der Handysparte, Koh Dong Jin, entschuldigte sich für die «Akku-Brände». Samsung bestätigte 35 solcher Schadensfälle. Wie lange sich die Auslieferung nun verzögert, ist zunächst nicht bekannt. Für den Nachmittag kündigte das Unternehmen eine weitere Pressemitteilung an, die Präsentation des Geräts am Samsung-Stand auf der IFA ging am Freitag aber zunächst ohne Änderungen weiter.
Möglicher Imageschaden für Samsung
Eine Woche vor der Vorstellung der neuen iPhone-Generation von Apple kommt die weltweite Rückruf-Aktion für Samsung gleich doppelt ungelegen. Analysten hatten geschätzt, dass der Konzern bis Jahresende noch rund 14 Millionen Note 7 liefern könnte. Nun rechnen vom Finanzdienst Bloomberg befragte Experten nur noch mit bis zu 12 Millionen Stück. Im zweiten Quartal hatte Samsung insgesamt 77 Millionen Smartphones abgesetzt, Apple gut 40 Millionen iPhones.
Doch die Probleme könnten nach Meinung von Analysten auch einen Imageschaden für Samsung bedeuten. «Für Kunden, die bereits ein Galaxy Note 7 haben, werden wir in den kommenden Woche ihr jetziges Gerät freiwillig durch ein neues ersetzen», kündigte das Unternehmen an. Der Verkauf werde gestoppt. Die Sicherheit der Kunden habe absoluten Vorrang. «Samsung entschuldigt sich bei allen Kunden und Nutzern für die Akku-Brände, die bald nach der Einführung des neuen Produkts auftraten», sagte Koh vor Journalisten in Seoul.
Einzelne Geräte explodiert
Samsung hatte erst am 19. August mit der Auslieferung des neuen Modells im In- und Ausland begonnen, unter anderem auch in China. Allein in Südkorea wurden bisher 400 000 Geräte verkauft. Nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap wurden weltweit bisher 1,5 Millionen Exemplare verkauft oder befinden sich auf Lager. «Der unerwartete Rückruf wird mit Sicherheit die Käufer irritieren», zitierte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg den Analysten Lee Seung Woo vom Wertpapierhaus IBK Securities in Seoul.
Bereits am Donnerstag hatte Samsung beim Galaxy Note 7 Probleme eingeräumt und «zusätzliche, strenge Qualitätskontrollen» angekündigt. In einigen Märkten werde es zu Lieferverzögerung kommen, hiess es. Zuvor hatte es Medienberichte gegeben, wonach einzelne Geräte beim Laden explodiert oder in Flammen aufgegangen seien.
Ungewöhnlicher Schritt
Die Auslieferung eines neuen Modells für zusätzliche Kontrollen zu bremsen, ist ein ungewöhnlicher Schritt für einen grossen Hersteller wie Samsung Electronics, der auch marktführend bei Speicherchips und Fernsehern ist. Im März hatte Samsung seine beiden Spitzenmodelle Galaxy S7 und Galaxy S7 Edge auf den Markt gebracht. Dank des Erfolgs mit diesen Modellen hatte Samsung im zweiten Quartal 2016 den höchsten Gewinn seit zwei Jahren verzeichnet. Nach zwischenzeitlichen Gewinn-Rückgängen im Smartphone-Geschäft befand sich Samsung damit gerade wieder im Aufwind.
Das Galaxy Note 7 hat einen etwas grösseren Bildschirm, einen Iris-Scanner zum Erkennen des Nutzers und einen Bedienstift. (awp/mc/upd/ps)