Samsung: Kein «Big Brother» im Fernseher
Samsung-CEO Boo-Keun Yoon.
Berlin – Samsung gibt Entwarnung: Der Elektronik-Riese hat am Montag versichert, dass seine Fernseher nicht die ganze Zeit Tonaufnahmen aus ihrer Umgebung übers Internet übertragen. Nutzer müssten erst eine Suchanfrage per Sprachsteuerung aktivieren, sagte ein Sprecher am Montag. Das geht per Knopfdruck auf der Fernbedienung. Erst dann würden Tonaufnahmen an Drittanbieter übermittelt. Ausdrücklich nur für diesen Fall sei die Warnung in den Nutzungsbedingungen gedacht, dass dabei auch eventuell vertrauliche Gespräche übertragen werden könnten.
Der allgemein formulierte Satz in den Nutzungsbedingungen liess die Interpretation zu, das die Fernseher ständig Mitschnitte aus dem Raum übertragen könnten. Das sei nicht der Fall, versicherte der Samsung-Sprecher. Bei der Funktion gehe es um Suchanfragen wie etwa «Wann kommt der nächste Krimi?», erläuterte der Sprecher. Das würde auch erklären, warum die Daten an Drittanbieter gehen, etwa an Firmen, die Fernsehprogramme digital analysieren. Der Nutzer sehe ein Symbol auf dem Bildschirm, wenn die Sprecherkennung eingeschaltet sei.
Die Warnung in den Nutzungsbedingungen hatte seit dem Wochenende für viel Aufregung gesorgt. Darin wurden Nutzer darauf hingewiesen, dass auch vertrauliche Gespräche an Online-Dienste übertragen werden könnten. Unter anderem weckte das Erinnerungen an George Orwells Anti-Utopie «1984», in der die Menschen von dem totalitären «Big Brother»-System auch über ihre Fernsehempfänger überwacht wurden.
Sprachsteuerung grundsätzlich ohne Internet-Verbindung
Samsung hat in seinen Fernsehern seit längerer Zeit auch eine weitere Funktion eingebaut, mit der per Sprachsteuerung die Lautstärke oder der Kanal geändert werden können. Sie arbeite grundsätzlich ohne Internet-Verbindung, sagte der Konzern-Sprecher. Der Fernseher reagiert dabei auf bestimmte Schlüsselwörter wie «Hi, TV» oder «Smart-TV». Um sie aus dem Sprachfluss herauszuhören, muss der Fernseher zwar permanent zuhören. Aber die Sprachinformationen würden dabei ausschliesslich im Gerät selbst verarbeitet, betonte der Samsung-Sprecher. «Wenn das Mikrofon auf das Auslöser-Wort wartet, werden keine Daten übertragen.»
Am Ende unterscheidet sich die Umsetzung der Sprach-Funktionen in den Samsung-Fernsehern damit nicht wesentlich von den Produkten anderer Anbieter. In Apples iPhones springt die persönliche Assistentin Siri nach einem Doppelklick auf den Home-Button an. Besitzer eines iPhones können auch einstellen, dass die Funktion auf die Worte «Hey, Siri» reagiert. Das ist nur bei Anschluss an ein Ladegerät möglich.
Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android reagieren ähnlich auf die Worte «Okay, Google». Bei Microsoft funktioniert das mit «Hey, Cortana» – das ist der Name des Windows-Sprachassistenten. Die gesprochenen Worte werden dabei bei allen Anbietern an ihre Server und wieder zurück übertragen. Die Auswertung in der Cloud erlaube eine bessere Spracherkennung als nur auf dem Gerät selbst, heisst es.
Auch Amazon lässt auf seiner TV-Box Fire TV per Sprache nach Filmen, Serien oder Schauspielern in seinem Video-Angebot suchen. Dafür muss ein Knopf auf der Fernbedienung gedrückt werden. Der Online-Händler testet aktuell in den USA zudem den Lautsprecher «Echo», der auch als persönlicher Assistent im Haushalt fungieren soll. Er hört aktiv zu, wenn er mit dem Namen «Alexa» angesprochen wird. (awp/mc/ps)