Samsung profitiert von Chipboom – Verpasst aber Erwartungen

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Samsung-Konzernzentrale in Seoul.

Seoul – Das boomende Chip-Geschäfts beschert Samsung für das vierte Quartal 2017 einen operativen Gewinn in Rekordhöhe. Die starke Landeswährung Won sowie sich abschwächende Chippreise bremsten das Wachstum des südkoreanischen Technologieunternehmens zum Jahresende jedoch aus. Die Zahlen lagen unter den Erwartungen der Analysten. Die Aktie gab daher nach Veröffentlichung der vorläufigen Kennziffern am Dienstag nach.

In den Monaten Oktober bis Dezember werde der Gewinn aus den Kerngeschäften im Jahresvergleich um 64 Prozent auf etwa 15,1 Billionen Won (11,8 Milliarden Euro) steigen, teilte der Apple-Rivale mit. Die von Bloomberg befragten Experten hatten mit einem deutlich höheren Ergebnis von 16,1 Milliarden Won gerechnet.

Vor allem das Halbleitergeschäft, in dem Samsung mit Abstand den grössten Spartengewinn erzielt, legte zuletzt aufgrund der starken Nachfrage nach Datenzentren und neuen Smartphones deutlich zu. Die Preise für Speicherchips hatten sich jedoch leicht abgeschwächt und bremsten so das Wachstum ab. Zudem verteuerte sich der Won im Vergleich zum US-Dollar, was sich ebenfalls negativ auswirkte.

Für das Gesamtjahr rechnet der Marktführer bei Smartphones, Speicherchips und Fernsehern mit einem Gewinnanstieg aus den Kerngeschäften um 83,3 Prozent auf 53,6 Billionen Won. Beim Umsatz geht Samsung im vierten Quartal von einem Zuwachs um 23,8 Prozent auf 66 Billionen Won aus. Im ganzen Jahr werden die Erlöse voraussichtlich 239,6 Billionen Won erreichen, nach 201,9 Billionen Won im Jahr davor. Ausführliche Geschäftszahlen legt Samsung traditionell erst zu einem späteren Zeitpunkt vor.

Analyst Greg Roh von HMC Investment Securities verwies auf die starke koreanische Währung, die die Ergebnisse im Quartal vermutlich mit 300 Millionen bis 400 Millionen Won belastet habe. Im letzten Jahresviertel habe es auch spezielle Preisnachlässe sowie hohe Werbeausgaben für Smartphones und Fernseher gegeben. Deswegen rechne er mit einem Anstieg des operativen Ergebnisses im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres auf 15,9 Billionen Won.

Die südkoreanische Regierung selbst hatte zuletzt vor einer zu starken Währung gewarnt und Eingriffe angekündigt. Die Wechselkursrate von Won zum Dollar sei besorgniserregend, sagte auch Analyst Lee Seung-woo von Eugine Investment and Securities. Er erwartet ein operatives Ergebnis im ersten Quartal von 15 Billionen Won.

Die Samsung-Aktie war noch im vergangenen Jahr zu einem Rekordhoch geeilt, geriet jedoch nach einer Analyse der Investmentbank Morgan Stanley aus dem November ins Rutschen. Diese hatte die Aktie abgestuft, weil die Experten der Bank den Höhepunkt des Speicherchipbooms erreicht und eine Abschwächung der Smartphonenachfrage sahen.

Samsung will Kreisen zufolge bereits im nächsten Monat die nächste Generation seines Smartphone-Flaggschiffes, das Galaxy S9, vorstellen und damit Apples iPhone X früher herausfordern als erwartet. Zudem will der Konzern ein Smartphone mit biegsamen Display präsentieren, um auf chinesische Konkurrenz wie Huawei zu reagieren. Auf der derzeit laufenden Elektronikmesse CES in Las Vegas kündigte Samsung ein umfassendes Konzept zur Vernetzung unterschiedlichster Geräte an. Die Vision schliesst nicht nur Computer, Smartphones und Fernseher ein, sondern auch Kühlschränke, Klimaanlagen und Waschmaschinen. Der Konzern stellte zudem eine Reihe von Online-Diensten und Apps vor, die dieses Konzept in die Praxis umsetzen sollen.

Damit will Samsung die negativen Schlagzeilen hinter sich lassen. Im Herbst hatte der Leiter des Halbleitergeschäfts, Kwon Oh Hyun, noch von einer «beispiellosen Krise» im Unternehmen gesprochen. Der Mutterkonzern war in einen Korruptionsskandal um die frühere Staatspräsidentin Park Geun Hye verstrickt. Der Erbe des Samsung-Imperiums und Vizevorsitzende der Elektroniktochter, Lee Jae Yong, verbüsst wegen versuchter Präsidenten-Bestechung und anderer Vergehen eine Haftstrafe. Derzeit läuft sein Berufungsprozess. (awp/mc/ps)

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