Paris –
Der Kampf um das belgische Biotechnunternehmen Ablynx ist entschieden: Der Pharmakonzern Sanofi schnappt sich den Antikörperspezialisten für rund 3,9 Milliarden Euro, wie die Franzosen am Montag mitteilten. Das Nachsehen hat der dänische Insulinhersteller Novo Nordisk , der den Belgiern bereits seit einigen Wochen Avancen gemacht hatte – beim Ablynx-Management aber mit seinem deutlich niedrigeren Angebot auf taube Ohren gestossen war. Sanofi zahlt nun 45 Euro je Ablynx-Aktie und toppt damit die Offerte der Dänen um etwa die Hälfte.
Zwei Mal war Novo Nordisk bereits bei Ablynx abgeblitzt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg zuletzt unter Berufung auf mit der Sache vertraute Kreise berichtet hatte, wollten die Dänen ihr etwa 2,6 Milliarden Euro schweres Angebot noch einmal aufstocken. Das Ablynx-Management aber hatte bereits selbst Kontakt zu anderen Branchenvertretern aufgenommen und dort für seine Übernahme geworben. Neben Sanofi soll Ablynx auch den Schweizer Pharmakonzern Roche und den US-Konzern Merck & Co angesprochen haben.
We are pleased to announce our proposed acquisition of @AblynxABLX a leading #biotech with a cutting-edge drug discovery platform, reinforcing #Sanofi ‘s focus on #breakthrough #innovation https://t.co/wcQQQ8PAGo pic.twitter.com/9eLRoC3Aqc
— Sanofi (@sanofi) 29. Januar 2018
75% der Anteile müssen angedient werden
Sanofi hofft auf einen Abschluss der Übernahme Ende des zweiten Quartals 2018 – knüpft diese aber an die Bedingung, dass mindestens 75 Prozent der Anteile angedient werden. Auch müssen noch die Regulierungsbehörden zustimmen.
Preisdruck in den USA
Sanofi und auch Novo Nordisk ächzen derzeit unter Problemen in ihrem wichtigen Diabetes-Geschäft, vor allem wegen des Preidrucks in den USA. Beide Konzerne versuchen daher ihr Wachstum anderweitig anzuschieben: Mit Ablynx kauft sich das Sanofi-Management binnen eines Monats nun das zweite Mal ergänzendes Know How im Bereich seltener Bluterkrankungen ein – und stärkt damit das eigene Angebot in dem Bereich. Erst in der vergangenen Woche hatten die Franzosen hierfür die milliardenschwere Übernahme des US-Antikörperspezialisten Bioverativ bekannt gegeben.
Sanofi und Ablynx sind bereits seit dem Sommer des vergangenen Jahres über eine Forschungskooperation miteinander verbunden. Ablynx ist auf eine neue Antikörpergeneration, die Nanoantikörper, spezialisiert, die für eine Vielzahl weiterer Krankheiten auch im Bereich Krebs oder Atemwege eingesetzt werden können.
Sanofi bekommt mit dem Kauf Zugriff auf ein Mittel namens Caplacizumab gegen eine seltene und lebensbedrohliche Bluterkrankung. In der EU wurde der Zulassungsantrag bereits hierfür gestellt, in den USA soll er im ersten Halbjahr erfolgen. Auf einen künftigen Durchbruch hofft Sanofi auch bei einem Ablynx-Antikörper gegen bislang kaum behandelbare Atemwegsinfektionen mit sogenannten RS-Viren. (awp/mc/pg)