Walldorf – Nach einem starkem Geschäftsjahr setzt Europas grösster Softwarekonzern SAP auch in Zukunft auf eine weiterhin stark wachsende Cloudsparte. Die Geschäfte mit der Mietsoftware aus dem Internet sollen im laufenden Jahr erneut um gut ein Drittel zulegen und damit den Gesamtumsatz auf auf bis zu 23,6 Milliarden Euro treiben, wie der derzeit wertvollste Dax -Konzern am Dienstag am Sitz in Walldorf mitteilte. Auch mittelfristig nimmt sich SAP mehr vor, 2020 soll fast jeder dritte Euro Umsatz aus der Cloud kommen, bisher ist es nur jeder siebte.
Die Zukunftssparte mit der Mietsoftware zeigte allerdings zum Jahresschluss leichte Schwächen, blieb mit einem Umsatz von 827 Millionen Euro etwas hinter den Erwartungen von Analysten zurück. Im Cloudgeschäft sieht SAP seine Zukunft, da die Sparte regelmässig wiederkehrende Erlöse garantiert. Noch aber ist das Geschäft relativ jung und unter anderem der Aufbau von grossen Rechenzentren kostet viel Geld – lastet somit auf der Gewinnmarge. Im zurückliegenden Geschäftsjahr ist diese im Vergleich zu 2015 sogar um einen halben Prozentpunkt gesunken auf 30 Prozent.
Fix installierte Software weiter wichtig
Umso wichtiger für den Gewinn bleibt das traditionelle Geschäft mit der fest installierten Software. Zum Jahresschluss konnte die Sparte mit Erlösen von knapp 2,2 Milliarden Euro die laut Analysten bereits hohe Messlatte aus dem Vorjahr sogar leicht übertreffen. Insgesamt reichte es im vergangenen Jahr im Konzern zu einem Umsatzplus von 6 Prozent auf 22,1 Milliarden Euro.
Das um Sonderkosten etwa für den Konzernumbau oder Aktienboni für Manager bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 4 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr könnte dieses am oberen Ende der Prognosespanne auf 7 Milliarden Euro klettern, also um 5,6 Prozent und damit weniger stark als der Umsatz. Ein Händler sagte am Morgen, die Markterwartungen für 2017 und auch 2020 lägen bereits am oberen Ende der nun ausgegeben Ziele. Die SAP-Aktie lag zum Börsenstart am Morgen 0,4 Prozent im Minus.
Cloudgeschäft schmälert Marge
Die von Analysten stark beachtete operative Marge könnte in diesem Jahr mit der frischen Prognose weiter sinken. Im vergangenen Jahr war sie um einen halben Prozentpunkt auf 30 Prozent zurückgegangen. Das Cloudgeschäft belastet mit hohen Investitionen und durch die ausbleibenden grossen Einmalzahlungen für Lizenzsoftware noch immer die Umsatzrendite. Finanzchef Luka Mucic betonte in einer Telefonkonferenz, dass SAP im Wachstumsfeld Cloud durchaus profitabler werde. Weil die Sparte so schnell wachse und damit einen grösseren Umsatzanteil ausmacht, gehe die Marge insgesamt noch zurück.
Unter dem Strich kletterte der Gewinn allerdings um 18 Prozent auf 3,62 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte insbesondere ein Abfindungsprogramm den Überschuss belastet.
Ausblick bis 2020
Die Führungsspitze um Konzernchef Bill McDermott und Finanzchef Mucic wollte das Augenmerk ohnehin insbesondere auf den grösseren Optimismus bis 2020 lenken. McDermott sprach von «enormem Vertrauen» in die Ambitionen, die in einem ähnlichen Wechselkursumfeld einen Umsatz von bis zu 29 Milliarden Euro vorsehen, bis zu 8,5 Milliarden davon aus der Cloud. Das operative Ergebnis soll dann auf 8,5 bis 9 Milliarden Euro steigen. (awp/mc/upd/ps)