SAS-Mitarbeiter opfern Gehalt, Freizeit und Pension für Krisenplan
Kopenhagen / Stockholm – Mit dem Ja zu teils schwerwiegenden Gehaltskürzungen, längeren Arbeitszeiten und dem teilweisen Verzicht auf Pensionsansprüche wollen 15.000 Beschäftigte das Überleben der angeschlagenen Fluggesellschaft SAS sichern. Wie das skandinavische Unternehmen am Montag in Stockholm mitteilte, haben sieben von acht beteiligten Gewerkschaften ihre Zustimmung zu dem Krisenplan gegen die drohende Insolvenz gegeben.
Die SAS-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Bis zum frühen Nachmittag legte sie um ein Viertel auf 7,00 Schwedische Kronen zu. In Stockholm kritisierte die TCO-Gewerkschaftschefin Eva Nordmark die Eigner des halbstaatlichen Unternehmens, weil sie mit einem «Diktat unter extremem Zeitdruck» verantwortungslos und gegen die Prinzipien das gegenseitige Vertrauen zwischen den Tarifpartnern im «Schwedischen Modell» gefährdet hätten.
Verhandelt wurde am Kopenhagener Flugplatz noch mit der Vertretung des dänischen Kabinenpersonals. Deren Zustimmung zum Plan galt am Ende aber auch als wahrscheinlich. Das 1946 von Dänemark, Norwegen und Schweden gegründete Unternehmen SAS hat in den vergangenen zehn Jahren vor allem durch Konkurrenz von Billigfliegern fast chronisch Verluste eingeflogen.
Piloten: Weniger Gehalt – längere Arbeitszeiten
Die Piloten stimmten bei den Verhandlungen über den Krisenplan unter anderem einer durchschnittlichen Verminderung ihres Einkommens um zehn Prozent und der Ausweitung der Arbeitszeit um acht Prozent zu. Die deutlich geringer entlohnten Flugbegleiter sollen für die kommenden zwei Jahre auf Einkommensanhebungen verzichten und pro Jahr durchschnittlich zwei Wochen länger arbeiten
800 Stellen gestrichen
SAS-Konzernchef Rickard Gustafson hatte vor Beginn der Verhandlungen am Wochenende erklärt, bei einem Scheitern bekomme SAS keine dringend benötigten Bankkredite über 3,5 Milliarden Kronen (ca. 400 Mio Euro) und stehe unmittelbar vor der Insolvenz. SAS will zusätzlich 3,5 Milliarden Kronen durch den Verkauf der profitablen norwegischen Tochtergesellschaft Widerøe und der SAS Ground Handling mit zusammen 6.000 Arbeitsplätzen erlösen. 800 Stellen in der Verwaltung sollen gestrichen werden.
Die Regierungen in Stockholm, Oslo und Kopenhagen mit einem Anteil von insgesamt 50 Prozent haben angekündigt, dass sie ihre Aktien an private Investoren verkaufen wollen. (awp/mc/upd/ps)