Schaeffler reduziert Schulden mit Verkauf von Conti-Aktien
Schaeffler-CEO Jürgen Geissinger.
Herzogenaurach – Der fränkische Automobilzulieferer Schaeffler kann mithilfe des Verkaufs von Continental-Aktien einen grossen Teil seines Schuldenbergs abtragen. Insgesamt werden die Schulden um 2,8 Milliarden auf 4,6 Milliarden Euro reduziert, wie das in Herzogenaurach ansässige Unternehmen am Montag mitteilte.
Zuvor hatten die beiden Banken M.M. Warburg und Metzler, bei denen Schaeffler jeweils knapp 16,5 Prozent seiner Conti-Beteiligung geparkt hatte, jeweils 7,4 Prozent des Conti-Aktienkapitals verkauft. Institutionelle Investoren aus Deutschland, Europa und den USA zahlten im beschleunigten Platzierungsverfahren 60 Euro je Anteilsschein. Damit floss Schaeffler 1,8 Milliarden Euro frisches Geld zu. Der Streubesitz bei Continental steigt von 24,9 Prozent auf 39,7 Prozent. Conti sei dadurch ein aussichtsreicher Kandidat für eine Wiederaufnahme in den Dax, bekräftigte Schaeffler. Auch zahlreiche Analysten sehen Conti kurzfristig wieder als Dax-Kandidat. An der Börse notierten die Papiere im Mittelwerteindex MDax mit knapp einem Prozent im Plus.
Schulden werden auch verlagert
Weitere 400 Millionen Euro Schulden konnten aus dem dem operativen Geschäft zurückgezahlt werden, hiess es weiter. 600 Millionen Euro wurden von der Holding auf die GmbH übertragen. Schaeffler dürfte wie die gesamte Branche von der anziehenden Autokonjunktur profitiert haben. Das Unternehmen will seine Bilanz für das vergangene Jahr am morgigen Dienstag (29. März) vorstellen. Bei der Umschichtung des Conti-Aktienpakets stockte das fränkische Familienunternehmen seinerseits die direkte Beteiligung von zuvor 42,2 Prozent auf 49,9 Prozent auf. Bei den Banken verbleibt nun je zur Hälfte ein Anteil von 10,4 Prozent. Alle Seiten haben sich verpflichtet, 12 Monate an der neuen Beteiligungsstruktur festzuhalten.
Zusammenarbeit mit Conti intensivieren
Durch das am Wochenende bekannt gewordene Refinanzierungskonzept sinkt die Zinsbelastung der Schaeffler Holding den Angaben zufolge auf unter zehn Prozent jährlich. Sie habe zuvor in der Spitze bei bis zu 17 Prozent gelegen. Auch die durchschnittliche Restlaufzeit der Kredite sei verlängert worden. Die jetzt durchgeführten Massnahmen erweitern nach Meinung des Schaeffler-Management den Handlungsspielraum des Unternehmens. Es sollten nun «alle strategischen Optionen» geprüft werden, um die Zusammenarbeit mit Conti zu vertiefen, sagte Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender Georg Schaeffler. Bislang arbeiten die beiden Unternehmen bei verschiedenen Projekten zusammen. Eine Fusion wird aber nach letzten Angaben von Conti-Chef Elmar Degenhart nicht vorbereitet. Nach Ansicht von Equinet-Analyst Tim Schuldt ist durch den Anteilsverkauf offensichtlich, dass Schaeffler keine Verschmelzung beider Unternehmen mehr anstrebe. (awp/mc/ps)
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