Shell-CEO Peter Voser.
London – Der Ölkonzern Shell hat im dritten Quartal bei weiterhin rückläufigem Umsatz wieder mehr verdient. Im Vorquartal war der Gewinn wegen niedrigerer Öl- und Gaspreise im Jahresvergleich um über die Hälfte eingebrochen. Ähnlich wie bei anderen Branchenunternehmen wird auch das britisch-niederländische Unternehmen von seinem Geschäft mit Flüssiggas gerettet. Bereinigt um Einmaleffekte und Bestandsveränderungen standen unter dem Strich 6,6 Milliarden US-Dollar. Damit übertraf das Unternehmen die Analystenerwartungen. Die Aktie legte bei ruhigem Handel im Stoxx 50 um 0,93 Prozent auf 26,7 Euro zu.
Der Nettogewinn stieg leicht um 2,3 Prozent auf 7,14 Milliarden Dollar, wie Shell am Donnerstag mitteilte. Der Abwärtstrend beim Umsatz konnte dagegen nicht gebremst werden. Er sank von Juli bis Ende September auf 112 Milliarden Dollar – gegenüber dem Vorquartal ist das ein Rückgang um rund vier Prozent und im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als neun Prozent. Die Zwischendividende soll 43 Cent pro Aktie und damit 2,4 Prozent mehr als im dritten Quartal 2011 betragen. Im Februar kündigte Shell-Chef Peter Voser an, dass sich der Cash Flow bis 2015 aufgrund von neuen Projekten um die Hälfte erhöhen werde. Den weiteren Ausblick bestätigte das Unternehmen.
Einträgliches Flüssiggas-Geschäft
Für das Gewinnplus sorgte vor allem das Geschäft mit Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG), dessen Absatz dank des australischen LNG-Projekts Pluto auf fast fünf Millionen Tonnen zulegte. Das entspricht einem Zuwachs von vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Hier will sich das Unternehmen weiter verstärken. Am Donnerstag teilte der grösste russische Mineralölkonzern Rosneft mit, zwei LNG-Terminals mit einer Kapazität von jeweils 100.000 Tonnen an Shell zu verkaufen. Ein Kaufpreis wurde zunächst nicht genannt.
Gaspreis in USA stark rückläufig
In den USA hatte Shell im dritten Quartal mit einem weiteren Gaspreisrückgang von fast 30 Prozent zu kämpfen. Hinzu kam das sich abschwächende Wirtschaftswachstum. Um sich davon unabhängiger zu machen, verhandelt der Konzern derzeit über die Beteiligung an einem LNG-Terminal, das Gas aus dem Golf von Mexiko exportieren soll. Vorteil: Das verflüssigte Gas könnte dann auch nach Asien transportiert werden, wo der Bedarf derzeit stark steigt und die Preise deutlich höher sind. Der britische Konkurrent BG Group vermeldete zuletzt eine überproportionale Zunahme seines LNG-Geschäfts in Asien. Auch die französische GDF Suez konnte ihren Asien-Absatz stark steigern und peilt bis 2020 eine Verdoppelung an. (awp/mc/upd/ps)