Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender Siemens AG. (Foto: Siemens)
Berlin – Nach einem turbulenten Jahr mit zwei gekappten Gewinnprognosen und einem Führungswechsel nimmt sich der Elektrokonzern Siemens wieder mehr vor. Allerdings knüpft der neue Vorstandschef Joe Kaeser seine Gewinn- und Rendite-Ziele an Bedingungen. Zwar will er im Geschäftsjahr 2013/14 den Gewinn je Aktie um 15 Prozent auf 5,84 Euro steigern, wie Kaeser am Donnerstag in Berlin sagte. Ausserdem soll die wichtige Umsatzrendite von 7,5 Prozent um 2 bis 3 Prozentpunkte zulegen – dann allerdings auch nicht mehr belastet von milliardenschweren Umbaukosten wie im vergangenen Jahr. Das alles funktioniere trotzdem nur, wenn der Umsatz auf vergleichbarer Basis auch wieder das das Niveau des Vorjahres erreiche. Siemens will zudem erneut mit dem Auftragseingang den Umsatz übertreffen.
Einfacher werde es in den ersten Quartalen des laufenden Geschäftsjahres aber nicht. Denn die Märkte blieben herausfordernd, die Wirtschaft in Europa lasse noch keine grundlegende Trendwende erkennen, sagte Kaeser. Neue Details zum anstehenden Konzernumbau brachte der Manager nicht mit zu seiner ersten Bilanzvorlage als Siemens-Chef. Dazu werde sich der Konzern im Mai äussern. Neu erfinden müsse sich Siemens aber nicht – und auch nicht verstecken: «Das Haus kann sehr, sehr viel», sagte Kaeser.
Aktienrückkauf für bis zu 4 Milliarden Euro
Konkreteres hatte er knapp hundert Tage nach seinem Amtsantritt für die Aktionäre im Gepäck: Siemens will in den nächsten zwei Jahren Aktien im Wert von bis zu 4 Milliarden Euro zurückkaufen. Ausserdem schlägt der Vorstand trotz eines gesunkenen Überschusses erneut eine Dividende von 3,00 Euro vor. An der Börse kam die Ansage gut an: Die Aktie stieg am Vormittag um mehr als 3 Prozent auf 95,53 Euro.
In dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Siemens 4,2 Milliarden Euro Gewinn eingefahren und damit trotz eines Rückgangs um 9 Prozent seine revidierte Jahresprognose um 200 Millionen Euro übertroffen. Der Umsatz ging verglichen mit dem Vorjahr leicht um ein Prozent auf 75,9 Milliarden zurück.
Starker Euro belastet – Sparprogramm bald nicht mehr
«Mit einem soliden vierten Quartal haben wir ein bewegtes Geschäftsjahr 2013 abgeschlossen», sagte Kaeser. Im Schlussquartal war der Umsatz um ein Prozent auf 21,17 Milliarden Euro gesunken, so viel büsste auch der Auftragseingang ein. Dabei lastete auch bei Siemens der starke Euro auf dem Geschäft: Alleine die ungünstigen Wechselkurse drückten den Umsatz um 5 und den Auftragseingang sogar um 6 Prozentpunkte. Unter dem Strich blieben aus fortgeführten Geschäften 1,075 Milliarden Euro Überschuss und damit 13 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Dabei lasteten vor allem die Kosten des Sparprogramms, unter dem auch rund 15.000 Stellen abgebaut werden, auf dem Ergebnis. Alleine im vierten Quartal schlugen sie mit 688 Millionen Euro zu Buche, auf das Geschäftsjahr gesehen waren es insgesamt 1,3 Milliarden Euro. Zunächst war nur eine Milliarde vorgesehen, weitere 200 Millionen sollten im neuen Jahr folgen. Doch diesen Posten konnte Siemens vorziehen. Die restlichen Kosten würden 2014 praktisch nicht mehr ins Gewicht fallen, sagte Finanzchef Ralf Thomas.
Jahr voller Probleme
Damit belastet der Umbau auch das Renditeziel für 2014 nicht mehr. Ohne die Sonderkosten wäre das untere Ende des neuen Margenziels von 9,5 bis 10,5 Prozent schon im abgelaufenen Jahr fast erreicht worden. Entsprechend konservativ bewerteten Analysten die Gewinnziele. Bei der Rendite läuft Siemens etwa dem Rivalen General Electric hinterher.
Zufrieden könne Siemens mit den Jahreszahlen nicht sein, sagte Kaeser. «Wir sind erheblich unter unserer anfänglichen Jahresprognose geblieben.» Dazu kamen teure Probleme wie die Lieferverzögerungen bei den ICE-Zügen für die Deutsche Bahn, der verlustreiche Ausstieg aus dem Solargeschäft oder die Probleme bei der Anbindung von Hochseewindparks an das Stromnetz.
Sparprogramm noch vom Vorgänger
Das Sparprogramm hatte noch Kaesers Vorgänger Peter Löscher aufgelegt, um den gegen den Renditeschwund zu steuern. Nach der letzten gekürzten Prognose konnte sich Löscher aber nicht mehr halten und wurde im Sommer von seinem damaligen Finanzchef Kaeser abgelöst. (awp/mc/upd/ps)