Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender Siemens AG. (Foto: Siemens)
München – Einen Tag vor dem Dienstantritt der neuen Spartenchefin Lisa Davis bereitet der wichtige Energie-Sektor Siemens Kopfschmerzen. Das umsatzstärkste Geschäftsfeld musste im abgelaufenen Quartal 155 Millionen Euro Kosten für verzögerte Projekte berappen. Und die Probleme dürften damit noch nicht vorbei sein: Während die meisten Geschäfte im Konzern gute Fortschritte erzielt hätten, sieht Konzernchef Joe Kaeser den Sektor «vor anhaltenden Herausforderungen in den nächsten Quartalen», wie er am Donnerstag zur Bilanzvorlage sagte.
Die ehemalige Shell-Managerin Davis dürfte also einiges zu tun haben, wenn sie am Freitag ihr neues Amt antritt. Die Zentrale der Energie-Sparte soll nicht mehr in Deutschland, sondern in den USA liegen. Dort sieht Siemens-Chef Kaeser unter anderem dank des aktuellen Booms rund um die Förderung von Schiefergas (Fracking) die Zukunft des Energie-Geschäfts. Die drängendsten Probleme liegen aber in Europa: Da die Anbindung von Nordsee-Windparks nicht im Zeitplan klappte, musste Siemens wieder Geld bezahlen.
Vor einem Jahr drückten Kosten fürs Sparprogramm auf den Gewinn
Dass der Konzerngewinn zwischen April und Juni im Vergleich zum dritten Geschäftsquartal 2013 trotzdem um gut ein Viertel auf 1,4 Milliarden Euro kletterte, lag an anderen Sonderposten: Vor einem Jahr hatte Siemens 418 Millionen Euro Kosten für sein damaliges Sparprogramm verbucht – die fielen nun nicht erneut an. Der Konzernumbau unter dem Namen «Siemens 2014» war noch unter der Führung von Kaesers Vorgänger Peter Löscher entstanden, der vor genau einem Jahr seinen Hut nehmen musste.
Seitdem baut Kaeser den Industrieriesen kräftig um, hat weitere Sparrunden angeschoben und dem Konzern ein neues Leitbild für dieses Jahrzehnt verpasst. Zum Jahresabschluss im Herbst wird Siemens ausserdem das letzte Mal in der aktuellen Struktur mit vier Sektoren berichten.
Geschäft mit Infrastruktur und Städten berappelt sich
Die beste Entwicklung zeigte im dritten Quartal das jüngste Konglomerat für Infrastruktur und Städte: Nach 23 Millionen Euro Verlust vor einem Jahr schrieb die Sparte 350 Millionen Euro Gewinn, das Industriegeschäft konnte um rund 50 Prozent auf 548 Millionen Euro Überschuss zulegen. Die übrigen Sparten für Medizintechnik und eben Energie büssten dagegen Gewinn ein. Vorbörslich legte die Siemens-Aktie um rund ein Prozent zu.
Beim Umsatz kamen dem Konzern erneut Währungseffekte in die Quere: Sie drücken die Erlöse um vier Prozent auf 17,9 Milliarden Euro. Sonst hätte der Konzern leichtes Wachstum verzeichnet. Auch der Auftragseingang fiel durch die Umrechnung in die Heimatwährung mit 19,4 Milliarden Euro geringer aus. Wichtig für Siemens: Die Bestellungen lagen erneut höher als der Umsatz.
Jahresziele bestätigt
Das ist eines der Jahresziele, dazu soll der Umsatz bereinigt um Wechselkurse sowie Zu- und Verkäufe auf dem Vorjahresniveau liegen. Auch das Gewinnziel bestätigte Kaeser: Je Aktie soll das Ergebnis mindestens 15 Prozent über den 5,08 Euro aus 2013 liegen. Nach neun Monaten steht Siemens mit 4,65 Euro bereits ein Fünftel über dem Vergleichswert. Der operative Gewinn, den Siemens als Sektorergebnis ausweist legte im dritten Quartal um mehr als ein Drittel auf 1,74 Milliarden Euro zu. (awp/mc/upd/ps)