Siemens will nach Umbau wieder Wachstum schaffen

Siemens will nach Umbau wieder Wachstum schaffen
Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender Siemens AG. (Foto: Siemens)

Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender Siemens AG. (Foto: Siemens)

München – Der Elektrokonzern Siemens will nach dem radikalen Konzernumbau wieder Fahrt aufnehmen. Für das laufende Geschäftsjahr (Ende 30. September) hofft Konzernchef Joe Kaeser trotz der weltweiten Konjunktureintrübung auf ein moderates Wachstum des Umsatzes – und das auch ohne die positiven Währungseffekte, wie das Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Im vergangenen Jahr konnte Siemens den Erlös nur wegen des schwachen Euro und anderer Sondereffekte steigern. Kaeser will dabei auch wieder das Absatzvolumen steigern. Gestützt wird die Prognose zudem auf ein gut gefülltes Auftragsbuch.

Kaeser peilt zudem erneut eine operative Marge von 10 bis 11 Prozent an. Im vergangenen Geschäftsjahr lag dieser Wert bei 10,1 Prozent und damit gerade mal so innerhalb der angepeilten Spanne. Zu verdanken war dieses Ergebnis einer guten Entwicklung im Schlussquartal. Hier zog das Ergebnis des industriellen Geschäfts, das Siemens als operative Messgrösse verwendet und als Grundlage der Margenberechnung dient, um neun Prozent auf 2,46 Milliarden Euro an. Der Umsatz legte dank des schwachen Euro um vier Prozent auf 21,3 Milliarden Euro zu – auf vergleichbarer Basis fiel der Erlös um vier Prozent.

Aktie gleicht Jahresverlust aus
An der Börse kamen die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr, der Ausblick, das Dividendenplus und ein weiteres Aktienrückkaufprogramm unter dem Strich gut an. Der Kurs des Dax-Schwergewichts legte 3,24 Prozent zu. Das Papier hinkte allerdings im bisherigen Jahresverlauf deutlich hinter den meisten Dax-Titeln her. DZ-Bank-Experte Alexander Hauenstein lobte die Zahlen und bestätigte trotz der Risiken, die dem Unternehmen aus den wirtschaftlichen Unsicherheiten drohen, seine Kauf-Empfehlung.

Siemens-Chef Kaeser geht davon aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Situation weiter eintrüben und das geopolitische Umfeld komplex bleiben wird. Vor allem die Wachstumsschwäche Chinas bereitet ihm Sorgen. Die Zeit zweistelliger Wachstumsraten im Reich der Mitte sei vorbei. «Das Land steht vor beachtlichen strukturellen Veränderungen und vor sozialen Herausforderungen. Das wird sich auf die Geschäfte mit China auswirken, auch auf den Import in das Land hinein.»

Dividendenerhöung und Aktienrückkauf
Er setzt aber darauf, dass Siemens im laufenden Jahr konzernweit trotzdem wieder aus eigener Kraft wachsen kann. Zudem sollen weiter viele Aufträge reinkommen. Im vergangenen Jahr ging der Umsatz organisch um ein Prozent auf 75,6 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis legte um ein Prozent auf 7,8 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich stand dank eines Spartenverkaufs ein kräftiger Anstieg auf 7,4 (Vorjahr: 5,5) Milliarden Euro – rund drei Milliarden Euro gehen dabei aber auf den Verkauf der Hörgerätesparte und des Anteils an der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH zurück.

Belastet haben dagegen der Stellenabbau- und der Konzernumbau, der das Ergebnis im industriellen Geschäft mit 566 Millionen Euro und mit 804 Millionen Euro im fortgeführten Geschäft belastet hat. Beim um die Sondereffekte bereinigten Gewinn stellte Kaeser ein zweistelliges Plus in Aussicht. Der Gewinn je Aktie solle 2015/16 bei 5,90 Euro bis 6,20 Euro liegen und damit zwischen 14 und 20 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Wert steigen. Kaeser will die Aktionäre, die in den vergangenen Monaten wenig Grund zur Freude hatten, mit einer um 20 Cent auf 3,50 Euro erhöhten Dividende bei Laune halten. Zudem sollen in den kommenden drei Jahren eigene Anteile für bis zu drei Milliarden Euro zurückgekauft werden.

Siemens Schweiz 2014/15 mit stabilem Auftragseingang und Umsatz
Siemens Schweiz weist für das Geschäftsjahr 2014/15 (per 30.09.) einen Auftragseingang und Umsatz auf Vorjahresniveau aus. Der Auftragseingangs kam bei 1,24 Mrd CHF zu liegen (VJ 1,23 Mrd) und der Umsatz bei 1,26 Mrd CHF (VJ 1,27 Mrd), wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilt. «Obwohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und insbesondere die Frankenstärke unser Geschäft beeinträchtigt haben, können wir auf ein solides Jahr zurückblicken», lässt sich CEO Siegfried Gerlach in der Mitteilung zitieren.

Der totale Auftragseingang von Siemens in der Schweiz, also unter Berücksichtigung aller Tochter- und Schwestergesellschaften, verringerte sich um gut 10% auf 2,13 Mrd CHF und Personalbestand um fast 7% auf 5’369. Gründe für diesen Rückgang seien die komplette Übergabe des Siemens-Hausgerätegeschäfts an Bosch, Stellenreduktionen am Divisionshauptsitz von Building Technologies in Zug sowie der Verkauf der Hörgerätesparte, heisst es zur Begründung. (awp/mc/upd/pg)

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