Sommergeschäft beflügelt Boeing

Boeing 737 max

Boeing 737 MAX.

Chicago – Der Flugzeugbauer Boeing weckt nach einem glänzenden Sommergeschäft höhere Erwartungen an das laufende Jahr. Nachdem das Flugverbot für den Langstreckenjet «Dreamliner» das US-Unternehmen im ersten Halbjahr durchgeschüttelt hatte, profitierte Boeing erneut von seinen Kassenschlagern für die Mittel- und Langstrecke, der Boeing 737 und 777. Im dritten Quartal sprang der Überschuss überraschend um zwölf Prozent auf 1,16 Milliarden Dollar. Konzernchef Jim McNerney erwartet deshalb auch für das Gesamtjahr mehr Profit als bislang, wie er am Mittwoch in Chicago ankündigte.

Die Boeing-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Im frühen US-Handel legte das Papier um mehr als vier Prozent zu und stand damit mit Abstand an der Spitze des Dow Jones. Analysten hatten für den Sommer mit einem Gewinnrückgang gerechnet.

Flugzeuge werfen immer mehr Gewinn ab
Im laufenden Jahr will Boeing den Gewinn je Aktie nun auf 5,40 bis 5,55 Dollar steigern. Bislang hatte der Konkurrent des europäischen Flugzeugbauers Airbus lediglich 5,10 bis 5,30 Dollar angepeilt. McNerney verwies auf ein starkes Geschäft in allen Sparten. Der Quartalsumsatz sprang um elf Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar und übertraf damit ebenfalls die Erwartungen der Branchenexperten.

Die höheren Gewinnerwartungen für 2013 will Boeing ohne eine Ausweitung der Produktion erreichen. So sollen bis Jahresende weiterhin 635 bis 645 Verkehrsmaschinen die Werkshallen verlassen. Auch die Prognose für den Konzernumsatz behielt die Boeing-Führung mit 83 bis 86 Milliarden Dollar bei.

Niederlage gegen Airbus
Der europäische Rivale Airbus hatte Boeing erst vor zwei Wochen einen herben Schlag versetzt. Die Fluggesellschaft Japan Airlines, bislang treuer Boeing-Kunde, bestellte auf einen Schlag 31 Exemplare des neuen Airbus-Langstreckenjets A350. Die Amerikaner zogen mit der modernisierten Version ihres Kassenschlagers 777, der 777-X, den Kürzeren. Boeing-Marketingmanager Randy Tinseth beteuerte am Mittwoch in Tokio, dass der Hersteller noch in diesem Jahr über den Bau der 777-X entscheiden wollte. Der Flieger käme aber erst um das Jahr 2020 auf den Markt und damit bis zu sechs Jahre später als die A350.

«Dreamliner»-Produktion soll brummen
Die Fertigung des kleineren Langstreckenjets 787 «Dreamliner» will Boeing unterdessen schneller hochfahren. Im Jahr 2016 sollen statt zehn nun zwölf Exemplare des jüngsten Boeing-Modells fertig werden. Noch vor Ende des Jahrzehnts soll der Ausstoss auf 14 Exemplare steigen. Damit reagiert Boeing auf die starke Nachfrage. Nachdem der Jet 2011 mit mehr als drei Jahren Verspätung auf den Markt gekommen war, ist das Boeing-Auftragsbuch immer noch prall gefüllt.

Nach zwei brandgefährlichen Zwischenfällen mit den Lithium-Ionen-Akkus des Fliegers hatten Behörden in aller Welt ein dreimonatiges Flugverbot für den Flugzeugtyp verhängt. Erst als Boeing die Konstruktion änderte und mehrere Sicherheitsebenen einbaute, durfte das Modell wieder abheben. Dennoch will Boeing in diesem Jahr weiterhin mehr als 60 «Dreamliner» ausliefern.

Schlechte Aussichten für den Jumbo
Schlechter sieht es beim grössten Boeing-Flieger, dem modernisierten Jumbo-Jet 747-8 aus. Weil seit langem kaum Bestellungen für das Modell eingehen, fährt Boeing die Produktion nun weiter zurück. Bis 2015 soll die monatliche Produktion von 1,75 auf nur noch 1,5 Maschinen pro Monat sinken, wie das Unternehmen bereits am Freitag mitgeteilt hatte. Erst im April hatte Boeing eine Verringerung von 2 auf 1,75 Maschinen monatlich angekündigt. Grösster Abnehmer der Passagierversion ist die Deutsche Lufthansa. Sie zeichnet alleine für 19 der 40 Bestellungen verantwortlich. Fast die Hälfte der georderten Jets sie bereits erhalten. (awp/mc/pg)

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