Gebremster Jahresstart macht Airbus nicht bange – Überschuss verdoppelt
Tom Enders, CEO Airbus Group. (Bild: Airbus)
Toulouse – Ein gebremster Jahresstart kann die Stimmung bei Airbus kaum trüben. Während Neubestellungen und Flugzeugproduktion lahmten, verdiente der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern im ersten Quartal unterm Strich fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Das laufende Geschäft warf wegen gestiegener Entwicklungskosten zwar weniger ab, dafür trieben Währungskurse und bessere Finanzgeschäfte den Profit nach oben, wie die Airbus Group am Dienstag in Toulouse mitteilte. Das doppelstöckige Flaggschiff A380 macht dem Vorstand zunehmend Freude, und der neue Grossraumjet A350 soll wie geplant Ende 2014 in den Liniendienst gehen.
Die Airbus-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Am Morgen legte das Papier an der Pariser Börse um 4,85 Prozent auf 51,89 Euro zu und war stärkster Wert sowohl im französischen Index CAC 40 als auch im deutschen MDax . Analysten hatten bei Umsatz und den Gewinnkennzahlen mit deutlich weniger gerechnet.
Weniger Maschinen ausgeliefert – Umsatz gesteigert
Unter dem Strich verdiente die Airbus Group von Januar bis März 439 Millionen Euro und damit 93 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Obwohl die Verkehrsflugzeugsparte mit 141 Flugzeugen drei Maschinen weniger auslieferte als im Vorjahreszeitraum, legte der Konzernumsatz um fünf Prozent auf 12,6 Milliarden Euro zu. Dazu trugen neben dem verstärkten Absatz grösserer und teurerer Modelle auch Zuwächse bei der Hubschraubersparte Airbus Helicopters und der neuen Rüstungs- und Raumfahrtsparte Airbus Defence and Space (ADS) bei.
Dennoch warf das laufende Geschäft weniger Gewinn ab. Einmaleffekte herausgerechnet, ging das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte um fünf Prozent auf 700 Millionen Euro zurück. Dabei zehrten höhere Entwicklungskosten bei der Verkehrsflugzeugsparte Airbus die finanziellen Verbesserungen bei der Flugzeugproduktion auf. Während die ADS-Sparte ihren operativen Gewinn in etwa stabil hielt, verdiente der Konzern mit Hubschraubern deutlich mehr.
Dickes Auftragspolster
Unterdessen sitzt der Konzern weiter auf einem dicken Auftragspolster, das trotz rückläufiger Neuaufträge seit dem Jahreswechsel leicht auf 683 Milliarden Euro wuchs. Die Neubestellungen sprudelten von Januar bis März jedoch weitaus schwächer: Der Auftragseingang fiel mit 21,1 Milliarden Euro nicht einmal halb so hoch aus wie Anfang 2013, als die Airbus Group besonders viele Grossaufträge verbuchen konnte.
«Wir haben keine Bedenken wegen eines Quartals mit weniger Bestellungen», sagte Finanzchef Harald Wilhelm und zeigte sich «zuversichtlich» für die weitere Auftragsentwicklung. Neue Bestellungen erhofft er sich vor allem für die A380 und den betagteren Langstreckenjet A330. Im Gesamtjahr will Airbus mit 620 bis 630 Maschinen ähnlich viele Flugzeuge ausliefern wie im Vorjahr. Die Zahl der Bestellungen soll die Auslieferungen weiterhin übertreffen.
Enders sieht Airbus auf Kurs
Für das laufende und das kommende Jahr sieht Konzernchef Thomas Enders das Unternehmen auf Kurs. So soll die Umsatzrendite bis 2015 auf sieben bis acht Prozent klettern. Im ersten Quartal lag sie bei 5,5 Prozent. Zu den Verbesserungen soll auch der weltgrösste Passagierjet A380 beitragen, bei dessen Produktion Airbus noch immer Geld drauflegt. Im kommenden Jahr solle wie geplant die Gewinnschwelle erreicht werden, sagte Wilhelm. Im ersten Quartal habe es bereits erhebliche Verbesserungen gegeben.
Eine Herausforderung bleibt für Airbus der neue Grossraumjet A350. Nach seinem Erstflug im Sommer 2013 soll er nun wie geplant im dritten Quartal seine Zulassung erhalten. Das erste Exemplar soll noch vor Jahresende an die Fluggesellschaft Qatar Airways ausgeliefert werden. Ebenfalls im vierten Quartal soll der Hubschrauber EC175 in Dienst gehen.
Der Konzernumbau im Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft kommt Wilhelm zufolge voran. Derzeit liefen die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. Näher wollte sich der Manager nicht dazu äussern. An der Zahl von 5800 wegfallenden Stellen hielt er fest. (awp/mc/upd/ps)