Sorgenkind A400M lässt Airbus-Gewinn einbrechen

Airbus

Airbus-Militärtransporter A400M. (Foto: Airbus/C. Brinkmann)

Toulouse – Der Dauer-Ärger mit dem Militärtransporter A400M hat dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus 2016 das Jahresergebnis gründlich verhagelt. Nachdem das Management um Vorstandschef Tom Enders wegen schwerwiegender Probleme mit den Triebwerken des Fliegers im Sommer eine Belastung von einer Milliarde Euro verbucht hatte, sattelte es zum Jahresende weitere 1,2 Milliarden Euro drauf. Der Jahresgewinn sackte dadurch im Vergleich zum Vorjahr um 63 Prozent auf 995 Millionen Euro zusammen, wie Airbus am Mittwoch in Toulouse mitteilte.

Damit verdiente der Boeing-Rivale nur noch gut halb so viel wie von Analysten erwartet. Seine Aktionäre will Airbus trotz der teuren Probleme mit dem Flieger nicht darben lassen. Die Dividende soll von 1,30 auf 1,35 Euro steigen. Finanzchef Harald Wilhelm räumte ein, dass die Ausschüttung angesichts des Gewinneinbruchs ziemlich hoch ausfällt. Er begründete die Höhe mit der «zugrundeliegenden Entwicklung» des Konzerns im abgelaufenen Jahr – also ohne teure Sonderbelastungen wie die A400M.

Gespräche mit Käuferstaaten
Airbus müsse sich wegen der A400M wieder mit den Regierungen der Käuferstaaten zusammensetzen, sagte Enders. Es gehe darum, die verbleibenden Risiken finanziell zu deckeln – aber nicht um eine weitere finanzielle Beteiligung der Staaten an den Mehrkosten. «Wir sind nicht zurück im Jahr 2009», sagte Enders. Da hatten die Käuferstaaten das A400M-Projekt mit einer Finanzspritze in Milliardenhöhe vor dem Aus gerettet.

Die jüngsten Probleme mit der Maschine erklärte Enders mit der «mangelnden technischen Reife der Triebwerke» und räumte ein: «Wir und unsere Kunden haben die Komplexität dieses Flugzeugs unterschätzt.» Gelöst sind die Probleme noch nicht. «Die Risikoreduktion in diesem Programm und die Stärkung der Programmdurchführung haben für uns bei diesem Flugzeug im Jahr 2017 höchste Priorität», sagte Enders. An sich sei die A400M aber ein «grossartiges Flugzeug».

Die Auslieferung der bestellten Maschinen an Deutschland und andere Länder hatte sich immer wieder verzögert. Im vergangenen Jahr lieferte Airbus 17 Maschinen des Typs aus. «Wenn nichts Neues dazwischenkommt, sollten wir dieses Jahr bei 20 Flugzeugen herauskommen», sagte Enders.

Produktionsrekord bei Passagierjets
Im Grossteil des Airbus-Geschäfts lief es 2016 hingegen gar nicht schlecht. So lieferte das Unternehmen mit 688 Verkehrsflugzeugen so viele Maschinen aus wie nie zuvor. Die Zahl der Neubestellungen überstieg trotz einer sich abschwächenden Nachfrage immer noch die Produktion. Vor allem die modernisierten Mittelstreckenjets der A320neo-Familie verkauften sich glänzend.

Konzernweit steigerte Airbus den Umsatz um drei Prozent auf 66,6 Milliarden Euro. Der operative Gewinn sank – um Sondereffekte bereinigt – um vier Prozent auf knapp vier Milliarden Euro. Während das Geschäft mit zivilen Passagier- und Frachtjets mehr abwarf, verdienten die Hubschraubersparte Airbus Helicopters und die Raumfahrt- und Rüstungssparte Airbus Defence & Space im Tagesgeschäft weniger als im Vorjahr.

Probleme mit Zulieferern
Dem Flugzeugbauer Airbus machten ausgerechnet bei seinen neuen und stark gefragten Typen Probleme mit Zulieferern zu schaffen. Beim Mittelstreckenjet A320neo bremsten Hitzeprobleme der neuen, sparsameren Triebwerke von Pratt & Whitney die Produktion aus. Weil der Hersteller die Antriebe noch überarbeiten musste, verschoben sich viele Auslieferungen ins zweite Halbjahr. Bei dem neuen Grossraumjet A350 blieben Zulieferer für die Kabinenausstattung bei Lieferterminen und Qualität hinter den Vorgaben zurück.

Zudem musste Airbus die Produktion des weltgrössten Passagierjets A380 mangels Neubestellungen zusammenstreichen. Nach 28 Exemplaren im Jahr 2016 sollen künftig nur noch neue 12 Maschinen des Typs pro Jahr die Werkshallen verlassen. Riesenjets wie die doppelstöckige A380 und Boeings Jumbo-Jet 747-8 sind bei Fluggesellschaften kaum noch gefragt. Die meisten setzen auf mittelgrosse Langstreckenjets wie Boeings 787 «Dreamliner» und den Airbus A350, die sich auf mehr Strecken komplett füllen und damit rentabel einsetzen lassen.

Im laufenden Jahr will Airbus erstmals mehr als 700 Verkehrsflugzeuge ausliefern. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn je Aktie und der bereinigte Überschuss je Aktie sollen im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. (awp/mc/pg)

Airbus

Exit mobile version