Abgas-Skandal: Amag stoppt Verkauf betroffener Autos

Abgas-Skandal: Amag stoppt Verkauf betroffener Autos

Morten Hannesbo, CEO AMAG Automobil- und Motoren AG. (Bild: AMAG)

Bern – Die Aufregung in der Abgas-Affäre ist weltweit gross. In der Schweiz fürchten Occasionshändler hohe Kosten, weil sie wohl vorläufig auf den betroffenen Autos sitzen bleiben. Der Autoimporteur Amag kündigt unterdessen einen Verkaufsstopp der betroffenen Neuwagen an. Es handelt sich um Modelle der Marken Volkswagen, Audi, Seat, Skoda und VW Nutzfahrzeuge mit Dieselmotoren des Typs EA 189. Nur einige hundert neue solche Wagen stehen noch im Landeslager Schinznach-Bad, wie Amag am Montag mitteilte.

In Verkehr gesetzt, also bereits verkauft, wurden laut Amag 128’802 betroffene Autos. Diese sollen möglichst bald, bereits ab Oktober, abgastechnisch nachgebessert werden. Gemäss Amag besteht ein Aktionsplan.

Laut Astra nur Neuwagen von Zulassungsverbot betroffen
Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) hat das angekündigte Zulassungsverbot für die von den Abgas-Manipulationen betroffenen Fahrzeuge präzisiert. Neuzulassungen sollen demnach verhindert werden, Schweizer Occasionsautos sind dagegen nicht betroffen. Das Astra geht nach neuesten Erkenntnissen davon aus, dass in der Schweiz rund 130’000 Fahrzeuge potenziell betroffen sein könnten und auf Schweizer Strassen verkehrten. Es gehe ausschliesslich um Modelle aus dem Volkswagenkonzern der Marken Audi, Seat, Skoda und Volkswagen der Baujahre 2009 bis 2014. Dabei handle es sich um EURO5-Fahrzeuge, die mit Dieselmotoren in den Ausführungen 1.2 TDI, 1.6 TDI und 2.0 TDI ausgerüstet seien.

Die Abklärungen, ob und falls ja welche dieser Fahrzeugtypen tatsächlich mit manipulierter Software ausgestattet seien, dauerten noch an, heisst es weiter. Das ASTRA bereitet aber Verfügungen vor, um zu verhindern, dass neue, noch nicht zugelassene Fahrzeuge oder Occasionsfahrzeuge aus dem Ausland in der Schweiz in Verkehr gesetzt werden könnten. Nicht betroffen von dieser Verfügung würden Schweizer Occasionsautos und alle bereits in der Schweiz immatrikulierten Fahrzeuge. Diese dürften weiter verkehren oder als Occasionen gehandelt werden.

Millionen-Schaden
Durch den Entzug werden die Wagen nämlich praktisch unverkäuflich, denn sie werden gar nicht mehr zugelassen. Der Verband freier Autohandel (VFAS) beziffert den Schaden, der den Händlern dadurch entsteht, auf «Millionen Franken», wie es in der Mitteilung vom Montag heisst. Die freien Händler überlegen sich darum eine Schadenersatzklage gegen den VW-Konzern.

Es wäre wohl nicht der einzige juristische Schritt, den VW verdauen müsste. In den USA braut sich ein Klagesturm zusammen.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Winterkoren
Unterdessen wird auch gegen den ehemaligen Konzernchef Martin Winterkorn ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Der Schwerpunkt der Ermittlungen liege auf dem Vorwurf des Betruges durch den Verkauf von Autos mit manipulierten Abgaswerten. Seit letzter Woche sitzt Winterkorn nicht mehr am Steuer bei VW. Als neuer Chef hat der Aufsichtsrat den bisherigen Porsche-Chef Matthias Müller bestimmt. Winterkorn habe keine Kenntnisse gehabt von den Machenschaften, hiess es. Er übernehme aber die Verantwortung.

Das Ausmass des Skandals ist auch mehr als eine Woche nach Bekanntwerden der Affäre nur in Umrissen bekannt. Noch immer unklar ist, welche Marken und Modelle auf welchen Märkten genau betroffen sind.

Der neue Konzernchef Matthias Müller hatte am Freitag nach seiner Ernennung «maximale Transparenz» angekündigt. An der Börse verlor die Aktie von Europas grösstem Autobauer bis zum Nachmittag fast 8%. (awp/mc/pg)

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