Caracas – Das krisengeschüttelte Venezuela kämpft gegen die Staatspleite. Die nächsten Wochen seien entscheidend, vor allem im Oktober und November, sagte der Präsident der venezolanischen Kreditbank, Germán García-Velutini, der Deutschen Presse-Agentur. «Dann sind jeden Monat rund zwei Milliarden Dollar zurückzuzahlen.» Es werde immer schwieriger, noch genug Finanzmittel aufzutreiben.
Venezuela hat schon grosse Mengen der Goldreserven und Anteile an Ölfeldern verkauft, um Schulden noch bedienen zu können. Seit Monaten schon kämpft die sozialistische Regierung von Präsident Nicolás Maduro gegen den Ruin. Angesichts der monatelangen Unruhen und des weiterhin niedrigen Ölpreises sei die Lage nun besonders kritisch, sagen Experten. Die Konsequenzen könnten verheerend sein und die Bevölkerung vollends ins Elend stürzen.
Mehr Spielraum für Maduro
Durch die Entmachtung des von der Opposition dominierten Parlaments und die Installierung einer linientreuen «Volksversammlung» hat Maduro mehr Spielraum; das Parlament hatte zum Beispiel die Goldverkäufe heftig bekämpft.
Nach Einschätzung der Opposition ist der Mangel an Lebensmitteln und Medizin auch deshalb so gross, weil die hohen Schulden bedient werden müssen. Viele Sozialisten sollen zudem selbst Anleihen des Ölkonzerns PDVSA besitzen und würden bei einer Pleite viel Geld verlieren.
Absturz in die Armut
Der frühere Planungsminister Ricardo Hausmann schrieb in einem Beitrag für das «Project Syndicate», das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei seit 2013 pro Kopf um rund 40 Prozent gesunken. «Die Wirtschaftskatastrophe in Venezuela ist schlimmer als jede andere in der Geschichte der USA, Westeuropas oder des übrigen Lateinamerikas», betonte Hausmann. Durch die Inflation, laut Vorhersagen des Internationalen Währungsfonds soll die Teuerung dieses Jahr unvorstellbare 1600% betragen, seien viele Bürger in die Armut abgestürzt. Laut einer Studie hätten fast 75 Prozent der Venezolaner seit 2014 deutlich an Gewicht verloren. Das hat auch damit zu tun, dass die gesamte Wirtschafts des Landes auf dem Öl beruht und selber viel zu wenig Lebensmittel produziert. Entsprechend stark ist das Land von Lebensmittel- und auch Medizinimporten abhängig, welche nun aber nicht mehr bezahlt werden können. (awp/mc/pg)