Stahlwände sollen Pazifik vor Radioaktivität schützen

AKW Fukushima Japan

Havarierte Atomanlage Fukushima.

Tokio – Am zerstörten Atomkraftwerk Fukushima 1 will der Betreiber Tepco mit Stahlwänden eine schlimmere Verseuchung des Pazifiks verhindern. Arbeiter begannen am Samstag, die Barrieren an einem Kanal zwischen dem Meer und Reaktorblock 2 zu errichten.

Tagelang war aus Block 2 eine hochgiftige Brühe unkontrolliert in den Ozean geströmt – bis das Leck nach mehreren gescheiterten Versuchen endlich gestopft werden konnte. Wie der staatliche Nachrichtensender NHK unter Berufung auf den Kraftwerksbetreiber berichtete, ging die Strahlung im Meerwasser vor Fukushima zuletzt wieder deutlich nach oben. In Proben vom Donnerstag war die Jod-Belastung demnach um das 2800-Fache erhöht. Einen Tag zuvor hatte die Strahlung die zulässigen Werte um das 1000-Fache überschritten. Im 180 Kilometer nördlich gelegenen Atomkraftwerk Onagawa blieb die Lage ruhig. Dort war in der Nacht von Donnerstag auf Freitag beim bisher heftigsten Nachbeben seit dem Mega-Beben vom 11. März verseuchtes Wasser aus Abklingbecken für Brennstäbe übergeschwappt. Die Kühlung in den drei Reaktoren setzte bis zu 80 Minuten aus, Teile der externen Stromversorgung versagten.

Sicherheitsnormen für Reaktoren verschärft
Nach mehreren Stromausfällen wegen des Nachbebens verschärfte die japanische Atomaufsicht die Sicherheitsnormen für Atomreaktoren. Fortan müssten für jeden Reaktor mindestens zwei Notstromaggregate bereitstehen, um eine Unterbrechung des Kühlkreislaufs zu verhindern, teilte die Behörde mit. Die Erhöhung der Zahl der Notstromaggregate gilt laut Atomsicherheitsbehörde für alle 55 Reaktoren in Japan, auch für die heruntergefahrenen. Während des Nachbebens war im AKW Higashidori bei einem Stromausfall nur ein Generator verfügbar gewesen. Zwei weitere waren gerade in der Wartung. Vier Reaktoren im AKW Fukushima waren beim Tsunami am 11. März beschädigt worden. Dabei fielen die Kühlsysteme wegen fehlender Elektrizität aus, die Notstromaggregate funktionierten nicht, was zu einer Überhitzung der Brennstäbe und mehreren Explosionen führte. Seitdem kämpft der Betreiber Tepco gegen die Folgen einer nach Einschätzung von Experten vermutlich bereits eingesetzten Kernschmelze.

15’000 Menschen gelten noch als vermisst
Nach dem Nachbeben, das fünf Tote gefordert hatte, waren immer noch fast 270’000 Haushalte im Nordosten Japans ohne Strom. 150’000 Menschen harren immer noch in den 2400 Notunterkünften aus. Wahrscheinlich starben beim grossen Beben und dem anschliessenden Tsunami fast 28’000 Menschen. 15’000 davon gelten weiter als vermisst. Laut einer Untersuchung der Regierung wurden durch die Katastrophe mindestens 82 Kinder zu Waisen. In der verwüsteten Stadt Rikuzentakatadie bezogen erste Überlebende der Katastrophe behelfsmässig errichtete Häuser. In den Trümmern der vom Tsunami getroffenen Regionen fanden die Japaner inzwischen Bargeld in Millionenhöhe. Wie Kyodo berichtete, werden etwa in den Präfekturen Iwate und Miyagi täglich Hunderte Wertgegenstände bei der Polizei abgegeben, darunter Portemonnaies mit Geld. Weil die Behörden es in den meisten Fällen für unmöglich halten, die Besitzer aufzuspüren, fordern Überlebende, das Geld zum Wiederaufbau der verwüsteten Regionen zu verwenden.

Mit Stickstoff Wasserstoff-Explosion vorbeugen
Erstmals verschaffte sich ein Mitglied des japanischen Kabinetts am Samstag an der Atomruine Fukushima 1 ein Bild der Lage. Mit seinem Besuch wollte Wirtschafts- und Industrieminister Banri Kaieda den unter Lebensgefahr schuftenden Technikern Mut machen, berichtete Kyodo. Die Arbeiter füllen weiter Stickstoff ins Reaktorgehäuse von Block 1, um die Gefahr einer Wasserstoff-Explosion wie kurz nach der Havarie zu bannen. Eine weitere Aktion stand kurz vor ihrem Ende. Seit Tagen hatte Tepco Millionen von Litern leicht verstrahlten Wassers ins Meer gepumpt. Damit sollten Tanks frei werden, um dort später wesentlich stärker verseuchte Brühe sicher speichern zu können. (awp/mc/ps)

id=5]

Exit mobile version