Leverkusen – Bayer sieht sich dank eines starken Wachstums im Agrargeschäft auf Kurs zu den Jahreszielen. Landwirte griffen zuletzt insbesondere bei Mitteln gegen Unkräuter und Pilze kräftig zu, denn hohe Preise für Feldfrüchte liefern reichlich Anreiz, Geld zum Schutz der Ernte auszugeben. Im Pharmageschäft lief es jedoch zum Jahresauftakt nicht ganz so schwungvoll. Insgesamt übertraf der Agrarchemie- und Pharmakonzern im ersten Quartal aber die Erwartungen von Analysten. Den Aktien half das aber nicht.
«Für den weiteren Jahresverlauf sind wir trotz der hohen Unsicherheit, unter anderem in Bezug auf die Stabilität der Lieferketten und der Energieversorgung, zuversichtlich und bestätigen die im März veröffentlichte währungsbereinigte Prognose für das Gesamtjahr», sagte Unternehmenschef Werner Baumann laut Mitteilung anlässlich der Zahlenvorlage am Dienstag in Leverkusen.
Der Konzernumsatz stieg den Angaben zufolge im ersten Quartal um fast ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr auf 14,6 Milliarden Euro. Währungseffekte und Zu- sowie Verkäufe von Unternehmensteilen herausgerechnet, ergibt sich ein Plus von gut 14 Prozent. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereffekten legte von Januar bis März im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel auf 5,25 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich blieben zum Jahresstart 3,3 Milliarden Euro hängen, nach 2,1 Milliarden vor einem Jahr.
Baumann hatte die Aktionäre auf der Hauptversammlung Ende April bereits auf einen positiven Auftakt eingestellt. Es zeichne sich ab, «dass wir trotz aller Unsicherheiten in der Welt sehr erfolgreich ins Jahr gestartet sind», hatte der Bayer-Chef dabei gesagt. «Gerade im Agrargeschäft sehen wir ein deutlich positiveres Marktumfeld als in den vergangenen Jahren.»
Agrarsparte legt um ein Fünftel auf 8,4 Milliarden Euro zu
Die Agrarsparte steigerte den Umsatz im ersten Quartal denn auch aus eigener Kraft um mehr als ein Fünftel 8,4 Milliarden Euro, inklusive Währungseffekten war es noch etwas mehr. Dabei wuchs das Geschäft mit Herbiziden um fast 60 Prozent. Rückenwind lieferte hier auch der Preis für den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat, der vor allem in der zweiten Hälfte 2021 stark gestiegen war. Zuletzt kam er zwar ein wenig zurück, liegt aber immer noch deutlich über dem Niveau von vor einem Jahr. Und auch Maissaat verkaufte sich gut, hier konnte Bayer Preiserhöhungen in allen Regionen durchsetzen. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen der Sparte schnellte um die Hälfte auf fast 3,7 Milliarden Euro nach oben.
In der Pharmasparte fiel das bereinigte operative Ergebnis hingegen – bei einem kleinen Umsatzplus – um gut sieben Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass das Unternehmen aktuell viel Geld für die Vermarktung neuer Medikamente ausgibt, insbesondere für das Nierenmedikament für Diabetiker Kerendia und für Nubeqa gegen Prostatakrebs.
Die kleinste Sparte Consumer Health rund um rezeptfreie Medikamente profitierte hingegen von der Aufhebung zahlreicher Corona-Beschränkungen in vielen Ländern. Die Menschen gingen mehr aus, auch ohne Maske und fingen sich damit wieder mehr Erkältungen ein. Das operative Ergebnis von Consumer Health stieg um ein Drittel auf 388 Millionen Euro.
Aktie 2022 mit gutem Lauf
Die Bayer-Aktien stiegen am Vormittag kurz nach Börsenstart um rund zwei Prozent, drehten dann aber rasch ins Minus. Zuletzt fielen sie um mehr als ein Prozent auf 58 Euro. Die wegen des Glyphosat-Rechtsstreits in den USA in den letzten Jahren arg gebeutelten Papiere haben allerdings bisher in diesem Jahr einen guten Lauf. Sie profitierten vom starken Agrarumfeld, besseren Perspektiven für die Pharmasparte und der Hoffnung auf eine Lösung in der Causa Glyphosat. Trotz des Rückschlags seit Mitte April summieren sich die Kursgewinne 2022 immer noch auf fast ein Viertel.
Für das Jahr 2022 insgesamt rechnet Bayer weiterhin auf Basis konstanter Wechselkurse und portfoliobereinigt mit einem Wachstum des Konzernumsatzes um rund 5 Prozent auf etwa 46 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis soll sich auf etwa 12 Milliarden Euro verbessern. 2021 waren es 11,2 Milliarden. Der freie Mittelzufluss soll demnach 2022 währungsbereinigt sowie nach Abzug von Vergleichszahlungen im US-Glyphosatstreit etwa 2 bis 2,5 Milliarden Euro erreichen – nach 1,4 Milliarden im vergangenen Jahr. (awp/mc/ps)