Deutschland: Steinbrück wird Kanzlerkandidat der SPD

Deutschland: Steinbrück wird Kanzlerkandidat der SPD

Peer Steinbrück soll’s für die SPD richten. (Foto: Daniel Biskup)

Berlin – SPD-Parteichef Sigmar Gabriel hat offiziell den früheren Finanzminister Peer Steinbrück als Spitzenkandidaten der Sozialdemokraten für die Bundestagswahl 2013 vorgeschlagen. Am Montag kommt der SPD-Vorstand zu einer Sondersitzung zusammen, um darüber zu beraten, wie Gabriel in Berlin sagte.

Der Kandidat für die Wahl im Herbst 2013 sollte ursprünglich frühestens Ende des Jahres gekürt werden. Am Freitag Nachmittag traten nun aber Gabriel, Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier, der ebenfalls als Kandidat im Gespräch war, vor die Presse und lüfteten das Geheimnis, das aber nach vorherigen Medienberichten über den Verzicht Steinmeiers keines mehr war.

Steinbrück schon länger als Favorit gehandelt
Vor allem die Landesverbände der SPD hatten in den vergangenen Tagen zunehmend darauf gedrängt, die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten vorzuziehen. Steinbrück galt schon länger als Favorit. Steinmeier, der bei der Wahl 2009 an Merkel gescheitert war, hatte Gabriel offenbar schon vor einigen Wochen darüber informiert, dass er nicht erneut antreten will.

Unterschiedliche Reaktionen
Die ersten Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Michael Grosse-Brömer, sprach von «Troikadämmerung»: «Gabriel kann nicht, Steinmeier will nicht – da blieb nur einer übrig», schrieb der CDU-Politiker im Kurznachrichtendienst Twitter. Sein Grünen-Amtskollege Volker Beck twitterte unterdessen: «Hoffe, das ist eine Ente.» Eine positives Echo kam aus der FDP. Deren Fraktionschef im schleswig-holsteinischen Landtag, Wolfgang Kubicki, sagte der «Rheinischen Post»: «Steinbrück ist derjenige, mit dem die Liberalen am ehesten reden können.»

Tatsächlich ist Steinbrück speziell beim linken SPD-Flügel umstritten. Dort wirft man dem 65-Jährigen zu konservative Positionen vor.

«Hochkompetenter Mann»
Der bayerische SPD-Spitzenkandidat Christian Ude reagierte positiv: Steinbrück sei ein hochkompetenter Mann. Landtags-Vizepräsident Franz Maget (SPD) ergänzte: «Ein Kanzlerkandidat von diesem Format gibt immer Rückenwind.»

Aufspaltung der Grossbanken gefordert
Erst am Dienstag hatte Steinbrück die Eckpunkte seines über Monate erarbeiteten finanzmarktpolitischen Konzeptes vorgestellt. Es schlägt eine Aufspaltung der Grossbanken und die Begrenzung von Managergehältern vor.

Schwieriges Rennen gegen Merkel
Einer Umfrage zufolge wäre Steinbrück im direkten Vergleich mit Merkel derzeit ebenso chancenlos wie Steinmeier und Gabriel. Bei einem solchen Duell würden sich 36 Prozent für Steinbrück, aber 53 Prozent für die amtierende Kanzlerin entscheiden. Das ergab das jüngste ZDF-«Politbarometer», das allerdings vor den Entwicklungen in der SPD-Kandidatenfrage erstellt worden war. (awp/mc/pg)

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