Stellantis deutlich von US-Arbeitskampf gebremst

Stellantis-CEO Carlos Tavares.

Amsterdam – Der Autokonzern Stellantis hat von den wochenlangen Streiks in Nordamerika deutliche Blessuren davongetragen. Der Vielmarkenkonzern (unter anderem Peugeot, Fiat, Chrysler, Jeep, Opel) mit Sitz in Amsterdam bezifferte die Umsatzbelastung im Vergleich mit der eigentlich geplanten Produktion am Dienstag auf rund 3 Milliarden Euro bis inklusive Oktober. Erst am Wochenende hatte Stellantis in den Verhandlungen mit der mächtigen US-Autogewerkschaft UAW einer Gehaltserhöhung von 25 Prozent für die Belegschaft über mehrere Jahre zugestimmt. Zu Wochenbeginn gab es auch eine Einigung in Kanada. Die Stellantis-Aktie legte am Vormittag allerdings zu, der Konzernumsatz stieg im dritten Quartal stärker als erwartet.

Das Papier legte in der Spitzengruppe des Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 in Paris um gut zwei Prozent zu. Der Kurs ist in diesem Jahr bisher um fast ein Drittel gestiegen. Im Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts hat in diesem Jahr nur der Luxussportwagenbauer Ferrari mehr Kursplus aufzuweisen. BMW hat knapp fünf Prozent gewonnen, Mercedes-Benz fast zehn Prozent eingebüsst.

Anleger vom grossen Rivalen Volkswagen mussten sogar einen Kursverlust von rund 15 Prozent verkraften. Während der VW -Konzern zuletzt seine Erwartungen an die Ergebnisentwicklung in diesem Jahr sogar zurechtstutzen musste, verdiente Stellantis im ersten Halbjahr mit über 14 Prozent bereinigter operativer Marge ähnlich gut wie etwa Premiumanbieter Mercedes-Benz.

Auslieferungen deutlich gesteigert
In den Monaten Juli bis September steigerte Stellantis die Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 1,4 Millionen Fahrzeuge. Der Umsatz kletterte um sieben Prozent auf 45,1 Milliarden Euro. Das war mehr als von Analysten erwartet. Konkrete Gewinnkennzahlen veröffentlicht Stellantis nur halbjährlich.

Für UBS-Analyst Patrick Hummel lag das Übertreffen der Umsatzerwartungen vor allem an den besser als gedacht ausgefallenen Verkaufspreisen. Die Auswirkungen der Streiks seien zudem begrenzt. Die Sicht einiger Investoren dürfte es wegen der wirtschaftlichen Lage nun aber wohl sein, dass es von hieran nicht mehr besser werde.

Negativer Wechselkurseffekt
Im wichtigsten Markt Nordamerika wuchs der Erlös lediglich um gut zwei Prozent, vor allem weil der im Jahresvergleich starke Euro grössere Zuwächse aufzehrte. In Europa verkauft Stellantis zwar mehr Autos als in den USA, Kanada und Mexiko – dort macht der Konzern mit teureren Marken und einem höheren Anteil an grossen Autos wie SUVs und Pickups aber deutlich mehr Umsatz und Gewinn.

Die prozentual stärksten Anstiege verzeichnete Stellantis im kleineren Markt Nahost und Afrika. In Asien verkaufte Stellantis im dritten Quartal zusammen mit den dortigen Gemeinschaftsunternehmen nur 37’000 Fahrzeuge.

Vor allem im weltweit wichtigsten Automarkt China spielt der Konzern kaum eine Rolle, Vorstandschef Carlos Tavares will das aber nun ändern: Vergangene Woche gab er den Einstieg beim chinesischen Elektroautobauer Leapmotor bekannt. Für 1,5 Milliarden Euro erhält Stellantis rund 20 Prozent an dem Start-up. Zudem will Stellantis mit Leapmotor zusammen auch ausserhalb Chinas Elektroautos verkaufen, starten soll ein entsprechendes neues Gemeinschaftsunternehmen in Europa. (awp/mc/ps)

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