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Peking – Für Chinas Währung gibt es derzeit nur noch eine Richtung: abwärts. Nachdem der Yuan (auch: Renminbi) bereits zu Wochenbeginn auf ein Mehrjahrestief gefallen war, kostete die chinesische Währung am Mittwoch so wenig wie seit fast fünf Jahren nicht mehr. Neue Hiobsbotschaften aus der chinesischen Wirtschaft belasteten den Yuan schwer. Zur Überraschung vieler Anleger liess die chinesische Notenbank eine deutlich Abwertung zu. Experten warnen vor den Folgen.
Der Yuan verlor am Mittwoch deutlich an Wert. Ein Dollar kostete am Mittag 6,5549 Yuan. Damit ist die Währung noch deutlich schwächer als nach einer starken Abwertung am Montag und so billig wie seit März 2011 nicht mehr. Die chinesische Notenbank wehrte sich zumindest nicht umfangreich mit Interventionen gegen die Marktkräfte und hob den Mittelkurs des Yuan zum Dollar, um den die Währung im Tagesverlauf nur begrenzt schwanken darf, für viele überraschend auf 6,5314 Yuan an. Damit reagierten die Notenbanker vor allem auf neue schlechte Nachrichten aus der chinesischen Wirtschaft.
Der in der Sonderverwaltungszone Hongkong gehandelte Yuan, der auch «Offshore-Renminbi» genannt wird und weniger stark reguliert ist, wertete sogar etwa doppelt so stark ab wie der auf dem chinesischen Festland gehandelte Yuan. Der Offshore-Yuan fiel auf den tiefsten Stand seit September 2010.
Schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft
Nach Zahlen vom Mittwoch ist der vom Wirtschaftsmagazin Caixin erhobene Stimmungsindikator der Dienstleistungsunternehmen im Dezember von 51,2 auf 50,2 Punkte zurückgegangen. Der gesamte Einkaufsmanagerindex unter Berücksichtigung auch der Industrie fiel unter die Schwelle von 50 Punkten auf 49,4 Punkte und signalisiert damit eine leichte Schrumpfung. «Diesem Stimmungsbarometer zufolge haben sich die Wachstumsaussichten für China eindeutig eingetrübt», kommentierte Hao Zhou, Analyst bei der Commerzbank.
Bereits am Montag hatten Daten zur Stimmung der chinesischen Industrie enttäuscht. Der entsprechende Caixin-Indikator sank im Dezember von 48,6 auf 48,2 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit September. Experten hatten dagegen mit einem Anstieg gerechnet. Die Reaktionen waren heftig: Neben einer starken Abwertung des Yuan rauschten die Aktienkurse an den chinesischen Börsen so weit in den Keller, dass der Handel für den Rest des Tages eingestellt wurde. Das Börsenbeben machte sich bis nach Frankfurt bemerkbar.
Weiteres Börsenbeben ausgeblieben
Verluste an den chinesischen Börsen blieben am Mittwoch allerdings aus. Stattdessen gab es sogar Zuwächse. Das liege zum einen daran, dass der Dienstleistungssektor weniger Gewicht habe als die Industrie, hiess es aus dem Handel. Vor allem aber hat die chinesische Führung offenbar beherzt am Markt eingegriffen. Börsianer gehen von Stützungskäufen staatlicher Fonds aus. Bereits am Dienstag hatten nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg staatlich kontrollierte Fonds chinesische Aktien im grossen Stil gekauft, um die Märkte zu stützen.
Experten rätseln über die genauen Hintergründe der Eingriffe der chinesischen Führung sowie die weitere Strategie. Sie warnen zudem vor möglichen Folgen des schwachen Yuan für den Rest der Welt, vor allem für die Region Asien. Denn während die schwache heimische Währung die chinesischen Exporte stützt, haben Produzenten aus anderen Ländern das Nachsehen. «Solange China die Yuan-Abschwächung nicht beendet, werden es die weltweiten Märkte schwer haben, sich zu stabilisieren», sagte Koichi Kurose, Marktexperte bei der japanischen Resona Bank. Japan dürfte aufgrund der hohen wirtschaftlichen Verflechtung mit China besonders betroffen sein.
Ein Blick auf die asiatischen Börsen unterstreicht diese Sorgen. Der japanische Aktienindex Nikkei sowie der asiatische Sammelindex Stoxx 600 Asia/Pacific gaben am Mittwoch um jeweils knapp ein Prozent nach. (awp/mc/pg)