Stimmung in Chinas Industrie fällt auf Zwei-Jahres-Tief
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Peking / Frankfurt- Die Wolken über dem Konjunkturhimmel Chinas werden immer düsterer: Nachdem sich am Wochenende der Industrie-Einkaufsmanagerindex der Handelsorganisation CFLP eingetrübt hatte, fiel am Montag der Index des Wirtschaftsmagazins Caixin weiter zurück. Während die CFLP-Kennzahl genau auf der 50-Punkte-Marke steht, die Wachstum von Schrumpfung trennt, liegt der Caixin-Index deutlich darunter.
«Die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft verliert weiter an Schwung», kommentierte Analyst Frederik Kunze von der NordLB. Der ohnehin schwache Caixin-Index wurde in einer zweiten Schätzung weiter nach unten gesetzt. Er fiel von 49,4 Punkten im Vormonat auf 47,8 Zähler. Das ist der niedrigste Stand seit zwei Jahren. Der Unterindex für die laufende Produktion fiel sogar auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren.
Schwacher Start auch ins dritte Quartal
Unter dem Strich deuten die Umfrageergebnisse aus der Industrie auf einen schwachen Start der Wirtschaft in das dritte Quartal hin. In den ersten beiden Quartalen war die chinesische Wirtschaft um jeweils sieben Prozent zum Vorjahreszeitraum gewachsen, was ziemlich genau dem Wachstumsziel der Regierung für das Gesamtjahr entspricht. Die Punktlandungen hatten bei Beobachtern Fragen nach der Glaubwürdigkeit offizieller Wirtschaftsdaten aufgeworfen.
NordLB-Analyst Kunze rechnet angesichts der absehbaren Konjunkturabkühlung wie viele andere Fachleute mit zusätzlichen staatlichen Stützungsmassnahmen. So dürfte die Notenbank People’s Bank of China ihre Geldpolitik weiter lockern, während die Regierung zusätzliche Ausgabenprogramme auflegen könnte. Finanzielle Mittel sind jedenfalls reichlich vorhanden, China besitzt mit 3,7 Billionen US-Dollar die mit Abstand grössten Währungsreserven der Welt. Die Notenbank hat ihre Geldpolitik zwar schon mehrfach gelockert, die Leitzinsen liegen im Vergleich mit anderen grossen Volkswirtschaften aber wesentlich höher.
Zusätzliche Missstimmung an Chinas Börsen
An der chinesischen Börse, die seit Wochen unter massivem Druck steht, sorgten die neuen Konjunkturdaten für zusätzliche Missstimmung. Experten werden zwar nicht müde zu betonen, dass der Kurseinbruch an der Börse eher wenig mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu tun habe. Allerdings gibt es durchaus Rückwirkungen: So könnten weitere Aktienkurseinbrüche insbesondere den privaten Konsum belasten, weil viele chinesische Aktienbesitzer Privatleute sind. (awp/mc/upd/ps)