Peking – Die Stimmung in der chinesischen Industrie ist gemischt. Zwei wichtige Frühindikatoren für die Konjunktur zeigten im August in entgegengesetzte Richtungen. Der offizielle Einkaufsmanagerindex des Statistikamtes im herstellenden Gewerbe kletterte unerwartet von 49,9 Punkten im Vormonat auf 50,4 Zähler, wie das Statistikamt am Donnerstag in Peking berichtete. Dies ist der höchste Stand seit 2014 und überraschte Bankvolkswirte, die im Schnitt nur 49,8 Punkte erwartet hatten. Der Index des Statistikamts bildet vor allem die Stimmung in grossen staatsnahen Betrieben ab.
Dagegen fiel der Index des Wirtschaftsmagazins «Caixin», der eher private und mittelständische Unternehmen erfasst, von 50,6 auf 50,0 Punkte und zeigte damit stagnierende Bedingungen. Hier hatten Experten nur mit einem Rückgang auf 50,1 Zähler gerechnet. Oberhalb der Grenze von 50 Punkten ist von einer Ausweitung der industriellen Tätigkeit auszugehen, darunter von einer Kontraktion.
Der Ökonom Zhong Zhengsheng, Direktor der Forschungsgruppe CEBM, sagte zu dem schlechteren Caixin-Index: «Der Abwärtsdruck auf die chinesische Wirtschaft bleibt bestehen, und die Unterstützung durch die Regierung zur Stabilisierung des Wachstums muss weitergehen.»
«Aktuelle Dynamik»
Unterm Strich zeigen die Stimmungsdaten nach Einschätzung des Experten Frederik Kunze von der Landesbank NordLB «eine aktuelle Dynamik», die sich aber eher auf grosse Unternehmen begrenzt. Beim Blick auf die Details der Stimmungsindikatoren falle auf, dass die konjunkturelle Belebung weitgehend vom Binnenmarkt getragen werde. «Allerdings müssen bei der Interpretation der Zahlen auch Sondereffekte wie der Wiederaufbau nach den starken Überschwemmungen in einigen Provinzen Chinas berücksichtigt werden», schränkte der NordLB-Experte ein.
Als einen «Lichtblick» bezeichnete Kunze die jüngste Preisentwicklung in China. Die zuletzt aufgekommenen Sorgen vor einer gefährlichen Spirale aus sinkenden Preisen sind seiner Einschätzung nach wieder etwas in den Hintergrund getreten.
Die seit Monaten im Trend aber weiter lahmende Konjunktur in China wird auch die Diskussionen auf dem G20-Gipfel der Industrie- und Schwellenländer (G20) am Wochenende im ostchinesischen Hangzhou bestimmen. Die Staats- und Regierungschefs suchen nach Wegen, wie der kraftlosen Weltwirtschaft neuer Schwung gegeben werden kann. China ist die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt und trägt ein Drittel zum weltweiten Wachstum bei. (awp/mc/upd/ps)