Tokio – In den Managementetagen der japanischen Grossindustrie herrscht wegen des starken Yen nur verhaltener Optimismus. Wie aus einer am Montag veröffentlichten Quartalsumfrage der Bank von Japan (BoJ) hervorgeht, verharrte der von der Zentralbank ermittelte Stimmungsindex für die grossen Produktionskonzerne im September bei plus 6. Ein positiver Index bedeutet, dass die Optimisten in der Mehrheit sind. Ökonomen hatten mit einer leichten Verbesserung auf plus 7 gerechnet. Der Stimmungsindex für die nicht verarbeitenden Unternehmen der Nummer Drei der Weltwirtschaft sank indes leicht von plus 19 auf plus 18, wie aus dem Tankan genannten Bericht hervorgeht.
Die Umfrage unter gut 10’000 Unternehmen des Landes deutet aus Sicht von Ökonomen an, dass eine baldige Rückkehr Japans zu stabilem Wachstum angesichts des starken Yen unwahrscheinlich ist. Die Landeswährung zieht seit geraumer Zeit an, insbesondere, seitdem das Brexit-Votum der Briten die Unsicherheit über die weiteren Aussichten der Weltwirtschaft verstärkt hat. Dadurch ist die Nachfrage nach dem Yen gestiegen, da die japanische Währung Investoren als relativ sicherer Hafen gilt. Für Japans wichtige Exportwirtschaft ist ein starker Yen dagegen schlecht, da dadurch die Exporterlöse sinken.
Kein Grund zu gesteigertem Optimismus
Vor diesem Hintergrund sieht Japans Industrie auch bis zum Jahresende keinen Grund zu gesteigertem Optimismus. Der im Tankan für die Grossindustrie ermittelte Index dürfte der Umfrage nach in den kommenden drei Monaten weiterhin unverändert bei plus 6 liegen. Im nicht produzierenden Gewerbe dürfte der Index sogar weiter auf plus 16 fallen. Hier sorgt der weiterhin nur schwache Konsum der japanischen Verbraucher, der zu rund 60 Prozent zur wirtschaftlichen Leistung des Landes beiträgt, für reichlich Kopfschmerzen.
Allerdings gaben die Unternehmen an, ihre Investitionen im noch bis Ende März 2017 laufenden Steuerjahr branchenübergreifend um 6,3 Prozent zum Vorjahr anheben zu wollen. Die BoJ hatte bei ihrer jüngsten Sitzung eine neue Phase der Billiggeld-Politik eingeläutet, um mehr Flexibilität bei der Ankurbelung der Wirtschaft zu gewinnen. So soll der langfristige 10-Jahres-Zinssatz bei etwa null Prozent gehalten werden; der kurzfristige Zins bleibt bei minus 0,1 Prozent. (awp/mc/upd/ps)