Gegenwind für die Swisscom in der Schweiz
Bern – Auf dem Schweizer Hauptmarkt nimmt die Swisscom immer weniger ein. Der Telekomkonzern will deshalb weiter sparen.
Mobilfunkabos für weniger als 30 Franken pro Monat sind weit verbreitet. Telefonieren und Surfen im Ausland ist bei vielen Produkten inklusive. Und ein Festnetztelefon gehört dank Flatrate-Handys längst nicht mehr zur Grundausstattung eines Schweizer Haushalts. Diese Entwicklungen hat die Swisscom im letzten Jahr zu spüren bekommen. Der Umsatz im Schweizer Kerngeschäft, das rund drei Viertel zum Konzernumsatz beisteuert, bildete sich um 2,7 Prozent zurück.
Marktanteile gehalten
Dies geschah, obwohl die Nummer eins auf dem Schweizer Telekommarkt ihre hohen Marktanteile verteidigte. Laut eigenen Angaben kommt sie im Mobilfunk auf einen Anteil von 60 Prozent, im Breitband auf 67 Prozent und im TV auf 35 Prozent.
Die Swisscom konnte in verschiedenen Bereichen auch Kunden gewinnen. Auch im Schlussquartal nahm etwa die Zahl der TV-Kunden (+9’000), der Mobilfunk-Abokunden (+8’000) und der Breitbandkunden (+3’000) zu. Gut laufe auch das Geschäft mit IT-Lösungen für KMU und das Cloud-Geschäft, sagte Firmenchef Urs Schaeppi am Donnerstag vor den Medien.
Doch auf der anderen Seite gingen allein im Schlussquartal erneut 58’000 Festnetzkunden verloren. Und der Preiskampf machte sich bemerkbar. So gewährte die Swisscom zum Beispiel Rabatte für Kunden, die mehrere Produkte beziehen.
Italien als Lichtblick
Deutlich besser als in der Schweiz lief es in Italien, wo der Umsatz in der Berichtswährung Euro um 8,2 Prozent stieg. Die Italientochter Fastweb steigerte die Kundenzahl im Schlussquartal um 29’000 im Breitbandbereich und um 108’000 im Mobilfunkbereich.
Insgesamt konnte die Swisscom damit den Gruppenumsatz stabil bei 11,71 Milliarden Franken halten. Der operative Gewinn (EBITDA) nahm hingegen um 1,9 Prozent auf 4,21 Milliarden ab. Unter dem Strich steht ein 3,0 Prozent tieferer Reingewinn von 1,52 Milliarden. Die Dividende beträgt das achte Mal in Folge 22 Franken pro Aktie.
Den Gewinnrückgang in der Gruppe erklärt Swisscom hauptsächlich mit verschiedenen Sondereffekten und der Währungssituation. Insbesondere ein Rechtsverfahren hatte im Vorjahr der Swisscom noch einen ausserordentlichen Ertrag beschert. Auf vergleichbarer Basis habe der Betriebsgewinn nur um 0,8 Prozent abgenommen, hiess es aber.
Gut 500 Stellen weniger
Somit habe der Rückgang im Schweizer Kerngeschäft mit dem laufenden Sparprogramm grösstenteils aufgefangen werden können, betonte das Unternehmen. Dessen Ziele seien sogar übertroffen worden. 2018 fielen in der Schweiz laut den Angaben 541 Vollzeitstellen weg. Rund 200 Personen erhielten eine Kündigung.
Das Sparprogramm, mit dem bis 2020 jährlich 100 Millionen eingespart werden sollen, wird wie geplant fortgesetzt. Das Unternehmen rechnet daher für 2019 mit einem leicht rückläufigen Stellenangebot in der Schweiz.
Ein konkreter Abbauplan wird jedoch im Unterschied zu früher nicht mehr genannt. Es sei schwierig, diese Zahl zu prognostizieren, sagte Firmenchef Schaeppi.
Sunrise/UPC-Gespräche überraschen nicht
Die Fusionsgespräche von Sunrise und UPC, welche seit Mittwoch publik sind, kamen für das Swisscom-Management nicht überraschend. «Die Auswirkungen auf den Markt sind schwierig vorherzusagen», sagte Schaeppi. Ein solcher Zusammenschluss würde aber seiner Meinung nach wohl zu mehr Wettbewerb führen.
Im Ausblick auf das Geschäftsjahr 2019 gibt sich die Swisscom ohnehin zurückhaltend. So werden ein Umsatz von rund 11,4 Milliarden Franken und Investitionen von rund 2,3 Milliarden (2018: 2,4 Mrd) in Aussicht gestellt.
Der EBITDA soll mit über 4,3 Milliarden zwar deutlich über dem Vorjahr zu liegen kommen, allerdings primär wegen eines buchhalterischen Effekts. Unter Ausklammerung dieses Effektes bleibt die Kennzahl somit weiter unter Druck. Ausserdem wird eine erneut unveränderte Dividende von 22 Franken versprochen, sollten die Ziele erreicht werden.
An der Börse kam vor allem der Ausblick schlecht an. Die Swisscom-Papiere notierten zu Handelsschluss 4,0 Prozent tiefer bei im Minus bei 444,90 Franken. (awp/mc/pg)