Marco Patuano, CEO Telecom Italia. (Foto: Telecom Italia)
Mailand – Rückstellungen für drohende Kartellstrafen haben bei Telecom Italia im ersten Halbjahr nahezu den kompletten Gewinn aufgezehrt. Der Überschuss sackte im Vorjahresvergleich um 95 Prozent auf 29 Millionen Euro in sich zusammen, wie das Unternehmen am Freitag in Mailand mitteilte. Für mögliche Strafen von Wettbewerbsbehörden und Rechtskosten legte der Konzern knapp 400 Millionen Euro zurück. Analysten hatten mit etwas weniger Vorsorge für Strafen gerechnet. Nach dem ersten Quartal hatte Telecom Italia noch einen Gewinn von 80 Millionen Euro ausgewiesen – was rote Zahlen im zweiten Quartal bedeutet. Separate Zahlen für den Zeitraum gab das Unternehmen nicht bekannt.
Auch im eigentlichen Geschäft machte der ehemalige Staatsmonopolist einen Schritt zurück. War der Umsatzschwund aus eigener Kraft – also ohne Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte – in den ersten drei Monaten auf 3,1 Prozent zurückgegangen, weitete er sich nun wieder aus und lag nach sechs Monaten bei 3,3 Prozent. Insgesamt erzielte der Konzern in dem Zeitraum Erlöse von 10,1 Milliarden Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen fiel der operative Gewinn auf 3,63 Milliarden Euro und damit auf vergleichbarer Basis um rund 16 Prozent.
Milliardenstrafe droht
Weil Rivalen dem italienischen Telekomkonzern vorwerfen, ihnen den Zugang zum Festnetz zu zögerlich zur Verfügung zu stellen, stehen laut den italienischen Wettbewerbsbehörden mögliche Strafen von rund vier Milliarden Euro im Raum. Zu den Beschwerdeführern gehört unter anderem der britische Telekomkonzern Vodafone. Am Montag hatten die italienischen Kartellbehörden dem Unternehmen den Missbrauch seiner Marktstellung vorgeworfen. Spekuliert wurde Mitte dieser Woche auch über einen möglichen Umbau der Grosshandelssparte, um Strafen zuvorzukommen. (awp/mc/ps)