Telefónica 2014 mit Gewinneinbruch
Telefónica-CEO César Alierta.
Madrid – Die Abhängigkeit von Lateinamerika hat dem spanischen Telefonriesen Telefónica im vergangenen Jahr einen kräftigen Dämpfer verpasst. Rund jeden zweiten Euro erlösen die Spanier dort – umso schwerer wiegen Währungsturbulenzen in der Region. Bei seiner venezolanischen Tochter schrieb der Konzern wegen eines neuen Wechselkursregimes Milliarden ab. In Brasilien frass der schwächelnde brasilianische Real das Wachstum komplett auf und liess den dortigen Umsatz kräftig schrumpfen. Damit drückte die Flaute im spanischen Heimatmarkt umso mehr auf die Bilanz, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte.
Eigentlich war das Engagement in Süd- und Mittelamerika als Gegenpol zum schwierigen Markt in Europa gedacht. Unter dem Strich stand im vergangenen Jahr aber nun ein Gewinneinbruch um ein Drittel auf 3 Milliarden Euro, der Umsatz schrumpfte um 12 Prozent auf 50,38 Milliarden. Auch beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Oibda) stand ein dickes Minus von fast einem Fünftel auf 15,52 Milliarden Euro. Die Aktie gab in Madrid nach dem Start mehr als ein Prozent ab.
Abwertung des venezolanischen Bolivar belastet stark
Bereits vergangene Woche hatten die Spanier mitgeteilt, dass die Abwertung des venezolanischen Bolivar das operative Ergebnis mit mehr als 900 Millionen Euro in Mitleidenschaft ziehen würde und den Nettogewinn um knapp 400 Millionen. Im wichtigen brasilianischen Markt machte die Abwertung des Real ein kleines Umsatzplus deutlich zunichte. Ohne Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe errechnete das Unternehmen einen Umsatzanstieg von 2,6 Prozent. In Deutschland gehört seit dem vierten Quartal E-Plus zum Konzern, in Irland und Tschechien hatten sich die Spanier hingegen von Unternehmensteilen getrennt.
Telefónica setzt trotz des aktuellen Gegenwinds weiter auf Lateinamerika. Während die britische Tochter zur Senkung der Schuldenlast an den Hongkonger Mischkonzern Hutchison Whampoa verkauft werden soll, übernahmen die Spanier im September den brasilianischen Breitbandspezialisten GVT für 4,7 Milliarden Euro in bar vom französischen Medienkonzern Vivendi und legten noch einen Anteil an ihrer brasilianischen Tochter obendrauf. Für die Finanzierung des Baranteils steht noch eine Kapitalerhöhung aus.
Umsatzschwund im Heimmarkt
2014 stand in der spanischen Heimat ein Umsatzschwund von mehr als 7 Prozent zu Buche. Zwar sieht Konzernchef Cesar Alierta einen positiven Trend über den Jahresverlauf – aber auch im letzten Jahresviertel sackten die Erlöse im Jahresvergleich um knapp 5 Prozent ab. Hoffnungen kann sich das Unternehmen durch den E-Plus-Kauf in Deutschland machen: Im letzten Quartal 2014 waren die Erlöse hierzulande auf vergleichbarer Basis nicht mehr gesunken, im laufenden Jahr peilt O2-Chef Thorsten Dirks einen Anstieg beim operativen Gewinn von mehr als 10 Prozent an.
Der Erlös der spanischen Konzernmutter soll 2015 bereinigt um das Venezuela-Geschäft und den voraussichtlichen Verkauf der britischen Tochter um mehr als 7 Prozent zulegen. Durchschnittlich will Alierta den bereinigten Umsatz in den kommenden beiden Jahren um 5 Prozent steigern. Die operative Gewinnmarge (Oibda) dürfte dieses Jahr um rund einen Prozentpunkt geschmälert werden, im kommenden Jahr soll sie dann stabil bleiben.
Für 2014 soll die Dividende 0,75 Euro je Aktie betragen. Diese wird jedoch zum Teil mit eigenen Anteilen bezahlt, um die angespannte Finanzlage nicht weiter zu strapazieren. Für das laufende Jahr peilt Telefónica die gleiche Höhe an und ebenfalls eine Teilauszahlung in Aktien. Erst das Jahr danach soll es die Gewinnbeteiligung wieder komplett in bar geben. Der Telekomsektor hatte bei Investoren gerade nach der Finanzkrise wegen der vergleichsweise hohen Bardividenden als attraktiv gegolten. Doch wegen der hohen Investitionen in die Netze und des harten Wettkampfs hatten einige Unternehmen die Dividende gestrichen, gekürzt oder schütteten sie zum Teil in eigenen Aktien aus. (awp/mc/ps)