Vier Menschen sterben bei Doppelanschlag in London
London – Nach dem Anschlag mit mindestens 4 Toten und etwa 40 Verletzten am britischen Parlament in London laufen die Ermittlungen zum Motiv des Attentäters auf Hochtouren. Die Polizei spricht von einem islamistisch geprägten Gewaltakt.
Der Täter hatte zunächst Menschen auf der Westminster-Brücke nahe dem Parlament mit einem Auto umgefahren. Anschliessend verletzte er einen Polizisten mit einem Messer tödlich, bevor er selbst erschossen wurde.
Scotland Yard erklärte, dass die Identität des Attentäters geklärt sei. «Wir gehen davon aus, dass er vom internationalen Terrorismus inspiriert wurde», sagte ein Polizeisprecher am späten Mittwochabend. Weitere Details wollte er zunächst nicht nennen.
Es soll sich um einen Einzeltäter gehandelt haben. Hunderte Ermittler seien im Einsatz, die sich auf das Motiv, die Vorbereitungen und mögliche Komplizen des Mannes fokussierten.
Islamistischer Hintergrund
Der Terrorismusexperte Peter Neumann vom Londoner King’s College sagte der Deutschen Presse-Agentur, er gehe von einem Anschlag mit islamistischem Hintergrund aus. «Das ist genau die Art von Anschlag, die der IS promotet und anstiften will», sagte Neumann. Ob eine Verbindung zur Terrormiliz IS tatsächlich gegeben sei, bleibe aber abzuwarten.
Bei den Opfern des Anschlags handelt es sich um den Polizisten, einen 48-jährigen Familienvater sowie zwei Passanten. Auch am späten Abend war das Areal um das Parlament in London noch weiträumig abgesperrt. Hubschrauber kreisten noch über dem Regierungsviertel.
Keine Erhöhung der Terrorwarnstufe
Der Anschlag von London wurde auf den Tag genau ein Jahr nach den Terrorattacken von Brüssel verübt, bei denen islamistische Selbstmordattentäter 32 Menschen mit sich in den Tod gerissen und mehr als 300 weitere verletzt hatten.
Premierministerin Theresa May kündigte an, dass die Terrorwarnstufe in Grossbritannien trotz des Anschlags nicht erhöht werde. Sie bezeichnete den Anschlag als «krank und verkommen». Das Leben werde wie gewohnt weitergehen. «Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer.» Nach der aktuellen Warnstufe in Grossbritannien gilt ein Anschlag bereits als «sehr wahrscheinlich».
Keine Schweizer Opfer
Unter den Verletzten in London sind mindestens drei französische Schüler, wie das französische Aussenministerium in Paris mitteilte. Auch zwei rumänische Staatsbürger sollen verletzt worden sein.
Schweizerinnen und Schweizer seien nach ersten Erkenntnissen keine unter den Opfern, teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten auf Nachfrage der Nachrichtenagentur sda mit.
Mehrere Opfer hätten «katastrophale Verletzungen» erlitten, zitierte die Nachrichtenagentur Press Association einen Arzt aus dem nahe dem Parlament gelegenen St. Thomas Spital.
Fotos und Filmaufnahmen von Zeugen
Die Polizei rief Zeugen auf, Filmaufnahmen und Fotos an die Ermittler zu senden. Zugleich bat sie Augenzeugen um Zurückhaltung. Sie sollten keine Bilder und Videos von Verletzten in Umlauf bringen.
Verbündete Grossbritanniens wie US-Präsident Donald Trump, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande reagierten bestürzt und sicherten den Briten Unterstützung zu.
Auch Bundespräsidentin Doris Leuthard verurteilte den Anschlag, wie das Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation auf Twitter mitteilte.
Beim letzten Terroranschlag in London hatten im Juli 2005 vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt. (awp/mc/upd/ps)