Palo Alto – Tesla -Chef Elon Musk riskiert neuen Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC. Wenige Tage nach der Einigung im Streit über seine Tweets zum zwischenzeitlich erwogenen Börsenrückzug Teslas provoziert der Tech-Milliardär die Aufseher weiter. Musk verspottete die SEC bei Twitter als «Shortseller Enrichment Commission» (statt Securities and Exchange Commission) und warf ihr damit vor, ihr Vorgehen komme destruktiven Finanzspekulanten zugute.
Shortseller – auf Deutsch Leerverkäufer genannt – spekulieren auf sinkende Aktienkurse und verkaufen geliehene Aktien in der Hoffnung, die Papiere später günstiger kaufen zu können. Tesla ist eine gefragte Aktie für Leerverkäufe – was Musk schon lange ein Dorn im Auge ist. «Enrichment Commission» heisst übersetzt so viel wie «Bereicherungskommission». Musk unterstellt der Behörde mit seinem Tweet also quasi, Investoren zuzuarbeiten, die von einem Kursverfall der Tesla-Aktien profitieren wollen. Dabei leiste die SEC «unglaubliche Arbeit», ergänzte der Starunternehmer sarkastisch.
Just want to that the Shortseller Enrichment Commission is doing incredible work. And the name change is so on point!
— Elon Musk (@elonmusk) October 4, 2018
Chairman-Funktion abgegeben
Die SEC hatte Musk vergangene Woche wegen seiner umstrittenen Tweets zum möglichen Börsenrückzug von Tesla verklagt, mit denen nach Ansicht der Regulierer Anleger in die Irre geführt wurden. Am Wochenende einigte sich Musk mit der Behörde auf einen Vergleich. Dadurch darf er zwar Tesla-Chef bleiben, muss aber für drei Jahre den Vorsitz im übergeordneten Verwaltungsrat abgeben. Die SEC wollte ihn zunächst komplett aus den Chefetagen börsennotierter US-Firmen verbannen lassen.
Musks jüngster Tweet gegen die Aufseher ist riskant. Denn die Einigung mit der SEC, die auch eine Millionenstrafe und eine stärkere Kontrolle seiner Finanzkommunikation umfasst, kann durchaus noch scheitern. Der Vergleich muss nämlich noch vom zuständigen Gericht genehmigt werden. Sollte Musk sich nicht zügeln, könnte die Forderung nach weiteren Sanktionen aufkommen. Entsprechend genervt reagierten die Anleger auf Musks Mätzchen. Die Aktie stand am Freitag im vorbörslichen US-Handel mit rund drei Prozent im Minus. Am Vortag hatte der Kurs bereits über vier Prozent eingebüsst.
Während die bei Musk so verhassten Shortseller von seiner Tirade gegen die SEC profitierten, gab es bei Twitter viele verärgerte Stimmen von Tesla-Fans. «Du scheinst gegen uns langfristige Anleger zu arbeiten», lautete einer der Kommentare. Musk konterte: «Halte durch. Wenn Du wirklich langfristig orientiert bist, wird es gut». Ein anderer Tesla-Aktionär schrieb: «Ich habe Ersparnisse aus 30 Jahren verloren wegen deiner Tweets – bitte hör auf». Und weiter: «Wenn Du diesen selbstzerstörerischen Kurs fortsetzt, wirst Du alle deine leidenschaftlichen Unterstützer verlieren».
«Frech von Natur aus»
Bereits am Dienstag hatte Musk eine provokante Nachricht bei Twitter abgesetzt, in der er zum Musikvideo mit dem Song «O.P.P.» den Namen der Band Naughty By Nature (übersetzt etwa «frech von Natur aus») schrieb und das Ganze mit einem zwinkernden Smiley versah. Der Rap-Song aus den 90er Jahren hat keinen direkten Bezug zu Tesla. Aber bei Twitter machte rasch die Theorie die Runde, dass O.P.P. auch für «Operating Profit Positiv» stehen könnte – womöglich ein Hinweis auf baldige Gewinne der bislang chronisch verlustreichen Firma.
Musk ärgert sich schon länger enorm über Spekulanten, die seiner Meinung nach weder Aufwand noch Mühen scheuen, um der Firma zu schaden und den Aktienkurs zu drücken. Der E-Autobauer ist unter Musks Führung bekannt dafür, sehr hohe geschäftliche Risiken einzugehen und polarisiert deshalb stark an der Börse. Immerhin gab es zuletzt gute Nachrichten beim Hoffnungsträger Model 3. Tesla teilte am Dienstag mit, dass die Produktion des ersten günstigeren Wagens nach den langwierigen Anlaufschwierigkeiten endlich besser in Schwung komme. (awp/mc/ps)