Tesla-Chef Elon Musk.
Palo Alto – An Tesla scheiden sich die Geister – Anhänger halten den Elektroautopionier für die derzeit grösste Innovationshoffnung, Skeptiker für eine Geldverbrennungsmaschine ohne rentables Geschäftsmodell. Die Quartalszahlen, die das Unternehmen am Mittwoch (Ortszeit) vorlegte, lieferten beiden Seiten Munition. Gewinn und Umsatz lagen über den Erwartungen, allerdings senkte Tesla die Absatzprognose und räumte Verzögerungen bei der Produktion ein.
Die Firma lieferte von Juli bis September 7785 Wagen vom aktuellen «Model S» aus – rund 200 mehr als im Vorquartal – ein neuer Rekordwert. Die hohen Erwartungen, die Firmenchef Elon Musk geschürt hatte, konnten damit aber nur bedingt erfüllt werden. Der schillernde Tech-Milliardär hatte sich bis zuletzt vehement gegen Spekulationen gewehrt, der Absatz könne ins Stocken geraten.
Da Tesla, anders als üblich in der Autobranche, keine monatlichen Absatzzahlen veröffentlicht, stehen diese bei den Quartalsbilanzen besonders im Fokus. Das Unternehmen räumte nun ein, in diesem Jahr nur mit 33 000 ausgelieferten Wagen zu rechnen. Das wären zwar immer noch 50 Prozent mehr als 2013, doch zuletzt hatte die Vorhersage noch bei 35’000 gelegen. Musk betonte, die gesenkte Prognose sei ausschliesslich auf mangelnde Produktionskapazitäten zurückzuführen.
«Model X»: 2015-er-Produktion abverkauft
2015 will Tesla unverändert 2000 Wagen pro Woche fertigen. Allerdings könnte sich der Verkaufsstart des herbeigesehnten Elektro-SUV «Model X» um drei Monate verzögern, bis zum dritten Quartal 2015. In einer Telefonkonferenz versicherte Musk gegenüber Analysten, dass nicht mit weiteren Schwierigkeiten zu rechnen sei: «Es ist keine grosse Sache, es geht um Kleinigkeiten.» Die gesamte Jahresproduktion sei schon abverkauft, wer jetzt bestelle, müsse sich bis 2016 gedulden.
Tesla steigerte den Umsatz im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 55 Prozent auf 932 Millionen Dollar (747 Mio Euro). Der Gewinn fiel mit drei Millionen Dollar höher aus als an der Wall Street angenommen. Bei diesen Zahlen handelt es sich allerdings um die sogenannten «Non-Gaap»-Daten, die zwar am Markt stark beachtet werden und die operative Entwicklung besser abbilden sollen, aber nicht den gesetzlichen Standards genügen.
Aktie steigt
Nach den offiziellen Buchhaltungsregeln, die eine Vergleichbarkeit der Geschäftszahlen aller US-Unternehmen ermöglichen sollen, geriet Tesla im dritten Quartal noch tiefer in die roten Zahlen. Bei Investoren wurde der Finanzbericht dennoch positiv aufgenommen – die Aktie stieg nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten nachbörslich um mehr als sechs Prozent.
Tesla ist seit Jahren Liebling der Börse, obwohl das Unternehmen wegen der hohen Entwicklungskosten unter dem Strich laufend Geld verliert. Seit Anfang 2013 ist die Aktie von gut 30 auf rund 230 Dollar gestiegen. Der Kurs kletterte zuletzt sogar weiter, obwohl mit Daimler und Toyota wichtige strategische Partner ihre Finanzbeteiligungen ganz oder teilweise verkauften.
Im Oktober hatte Tesla eine erweiterte Modellreihe vorgestellt – die neue Version «D», ein Upgrade der bisherigen Spitzenvariante des «Model S» mit zwei Elektromotoren und Allradantrieb. «D» soll 2015 in drei Ausführungen auf den Markt kommen. Die Spitzenversion «P85D» kann in 3,2 Sekunden von null auf 100 durchstarten und eine Endgeschwindigkeit von 250 Kilometer pro Stunde erreichen. (awp/mc/ps)