Austin – Trotz globaler Lieferketten-Probleme und pandemiebedingter Produktionsstörungen in China hat der US-Elektroautobauer Tesla zu Jahresbeginn neue Rekorde bei Gewinn und Erlösen erreicht. In den drei Monaten bis Ende März legte der Umsatz im Jahresvergleich um 81 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar (17,3 Mrd Euro) zu, wie der Konzern von Starunternehmer Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Tesla verdiente unterm Strich 3,3 Milliarden Dollar – das waren 658 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Die Ergebnisse fielen deutlich besser aus als an der Wall Street erwartet. Die Aktie stieg nachbörslich um knapp sechs Prozent. Obwohl die Autoindustrie weltweit unter hartnäckigen Versorgungsmängeln etwa bei Computer-Chips leidet, brachte Tesla im ersten Quartal 310 048 E-Autos an die Kundschaft – ein Zuwachs um 68 Prozent im Jahresvergleich und ein neuer Bestwert. Im März hatte der Konzern nahe Berlin sein erstes Autowerk in Europa eröffnet. Die Produktion dort muss allerdings erst richtig hochgefahren werden.
Konkrete Angaben zum Zeitplan der Fabrik in Grünheide machte Tesla nicht. Langfristig sollen dort pro Jahr rund 500’000 E-Autos vom Band laufen, doch davon ist das Unternehmen derzeit noch weit entfernt. In einer Konferenzschalte mit Analysten und Investoren sagte Musk lediglich, dass der Ausbau der Produktion durch ein Team erfahrener Mitarbeiter unterstützt werde und der Konzern eine Menge aus den Fertigungsstarts des Model Y in der US-Hauptfabrik in Fremont und in Schanghai gelernt habe. Das dürfte den Prozess in Berlin und auch im neuen US-Autowerk im texanischen Austin jetzt erleichtern.
Schwierigkeiten dürften anhalten
Ungeachtet der starken Zahlen warnte Tesla vor anhaltenden Schwierigkeiten. Die weltweiten Lieferketten-Probleme dürften auch im restlichen Jahresverlauf andauern. Musk sagte, dass die Inflation bei der Versorgung mit Bauteilen unterschätzt werde – einige Zulieferer hätten die Preise um 20 bis 30 Prozent erhöht. Im vergangenen Vierteljahr litt Tesla aufgrund eines Covid-Lockdowns in China zusätzlich unter Produktionsausfällen seiner Autofabrik in Schanghai. Der Betrieb dort sei inzwischen wieder angelaufen, doch die Situation müsse weiter genauestens beobachtet werden, teilte Tesla nun mit.
Trotz dieser Belastungen verdient der Konzern immer besser. Nach Berechnungen von Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer ist Tesla mittlerweile der weltweit profitabelste Autobauer nach dem Luxus-Hersteller Ferrari. Im ersten Quartal habe Musks Unternehmen eine Gewinnspanne von 19,2 Prozent erzielt – das sei die höchste Marge bei Autobauern, die mehr als 15 000 Fahrzeuge verkaufen. «Mit den neuen Werken in Austin und Berlin sowie der hohen Profitabilität dominiert Tesla den Automarkt von morgen», meint Dudenhöffer.
Florierender Handel mit Verschmutzungsrechten
Als lukratives Geschäft erwies sich für das Unternehmen zudem abermals der Handel mit Verschmutzungsrechten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern. Im Auftaktquartal setzte Tesla damit 679 Millionen Dollar um – mehr als doppelt so viel wie im vorherigen Vierteljahr. Teslas Bitcoin-Bestand blieb unverändert und wurde zuletzt mit einem Wert von 1,26 Milliarden Dollar bilanziert. Tesla hatte vergangenes Jahr 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoins investiert, dann aber wieder einen Teil davon verkauft.
Beim Analysten-Call wurde Musk auch zu seinen jüngst bei der Werkseröffnung in Austin vorgestellten Plänen zur Entwicklung eines futuristisch aussehenden «Robotaxis» befragt. Der Tesla-Chef stellte eine Produktpräsentation im kommenden Jahr in Aussicht, 2024 könne die Serienfertigung beginnen. Das «Robotaxi» werde für Tesla ein «massiver Wachstumstreiber». Viele Details des Modells bleiben aber offen. In der Vergangenheit hatte Musk in Aussicht gestellt, dass Tesla-Besitzer ihre Autos als autonome Taxis anderen zur Verfügung stellen könnten, wenn sie diese gerade nicht selbst nutzten. Von ihm genannte Termine für ein solches «Tesla Network» verstrichen aber. (awp/mc/ps)