Textilgigant Inditex sticht Konkurrenz aus

Textilgigant Inditex sticht Konkurrenz aus

Inditex-Chef Amancio Ortega.

Artexio / Madrid – Als Amancio Ortega in einem Hemdengeschäft im Nordwesten Spaniens vor 65 Jahren sich mühsam seine ersten Pesetas verdiente, hätte sich der 13-jährige Laufbursche nicht in kühnsten Träumen seine Zukunft vorstellen können. Wegen der erneut hervorragenden Geschäfte seiner Läden um die auch in Deutschland beliebten Kleidungsmarken Zara und Massimo Dutti wird der Gründer und Mehrheitsaktionär des weltgrössten Textil-Einzelhandelskonzerns Inditex in diesem Jahr nach spanischen Medienschätzungen rund eine Milliarde Euro an Dividenden kassieren.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr glänzte das Unternehmen aus dem verschlafenen 30’000-Einwohner-Provinznest Arteixo bei La Coruña im Nordwesten Spaniens nämlich erneut mit einem Rekordergebnis. 2014 habe man den Nettogewinn um fünf Prozent auf 2,5 Milliarden Euro verbessert, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Der Umsatz habe sich sogar um acht Prozent auf 18,1 Milliarden Euro erhöht. Die Inditex-Aktie kletterte daraufhin an die Spitze des EuroStoxx 50 und gewann zuletzt 3,37 Prozent.

Mit diesen Zahlen übertrumpft Inditex seinen Hauptkonkurrenten H&M um Längen. Die Schweden kamen 2014 auf einen Nettogewinn von 2,14 Milliarden sowie auf Erlöse von insgesamt 16,2 Milliarden Euro. Und für die Konkurrenz gibt es auch mit Blick auf die Zukunft keine guten Nachrichten, denn der jeder Krise trotzende Moderiese aus Spanien will weiter ungebremst wachsen. «Wir gehen davon aus, dass sich diese Expansion auch 2015 fortsetzen wird», sagte Pablo Isla, der Ortega vor vier Jahren im Amt des Firmenpräsidenten ablöste.

Zara 2014 mit 7% mehr Umsatz
«Lokomotive» des Konzerns bleibt Zara. Die inzwischen fast legendäre Marke erhöhte 2014 ihren Umsatz um sieben Prozent auf 11,6 Milliarden Euro. Gross im Kommen ist unterdessen das 2003 ins Leben gerufene Tochterunternehmen Zara Home, das im vergangenen Jahr umsatzmässig gleich um 21 Prozent auf 548 Millionen zulegte.

Inditex ist inzwischen in 88 Ländern auf allen fünf Kontinenten präsent. 2014 wurde die Zahl der Läden um 343 auf 6683 erhöht. Neue Geschäfte wurden unter anderem in so namhaften Adressen wie der Züricher Bahnhofsstrasse, der Lincoln Road in Miami, der Calle Serrano in Madrid und der Queens Road in Hong Kong eröffnet. Allein in China gibt es bereits mehr als 500 Verkaufsflächen.

Wie Präsident Isla am Mittwoch verriet, sollen dieses Jahr für 480 Neueröffnungen (unter anderem im April im New Yorker World Trade Center und im Herbst im Soho-Viertel) 1,35 Milliarden Euro investiert werden. Zudem wird der Internethandel stetig ausgebaut.

Mehr Dividende
Die Aktionäre sollen eine um 7,5 Prozent auf 0,52 Euro pro Aktie erhöhte Dividende erhalten. Die Mitarbeiter – deren Zahl 2014 um 8741 auf 137 054 kletterte – sollen bei einer Firmenzugehörigkeit von mindestens zwei Jahren künftig am Erfolg beteiligt werden. Dafür wolle man ab 2016 zehn Prozent des Gewinnzuwachs bereitstellen.

Ortega ist Schätzungen des US-Magazins «Forbes» zufolge mit 63 Milliarden US-Dollar (ca. 59 Mrd Euro) viertreichster Mann der Welt. Der asketisch und zurückgezogen lebende 78-jährige Selfmademan hat nie eine Uni besucht und absolvierte nur ein paar Grundschuljahre. Sein Erfolgsmodell wird von den besten Hochschulen der Welt studiert, verraten hat es Ortega aber nie.

Die spanische Zeitung «El País» glaubt indes, das Rezept zu kennen. «Schnelligkeit» und «Logistik» seien die Zauberworte. Im Schnitt brauche die Idee eines Inditex-Designers heute oft nur noch zwei Wochen, bis sie als neues Produkt im Kleiderschrank des Kunden hängt. (awp/mc/ps)

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