ThyssenKrupp mit Gewinnrückgang im Quartal

Heinrich Hiesinger

Heinrich Hiesinger, ehemaliger Vorstandsvorsitzender Thyssenkrupp.

Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender ThyssenKrupp.

Essen – Die neuen Stahlwerke in den USA und Brasilien machen ThyssenKrupp weiter zu schaffen. Sie belasteten das Ergebnis im dritten Geschäftsquartal von April bis Juni mit 190 Millionen Euro, wie der Stahl- und Industriegüterkonzern am Freitag in Essen mitteilte. Zwischen Januar und März lagen die Anlaufverluste bei 319 Millionen Euro. Der Überschuss der Dax-Gesellschaft ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 212 Millionen Euro zurück. Damit verfehlte sie die Erwartungen von Analysten. Gedrückt wurde das Ergebnis auch von negativen Zins- und Steuereffekten.

Dagegen legte der Umsatz um 10 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro zu, der Auftragseingang kletterte sogar um 29 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT), nach dem der Vorstand den Konzern steuert, verbesserte sich um 9 Prozent. Das ist auch besser als in den beiden vorangegangenen Quartalen. Das europäische Stahlgeschäft sowie die Technologiesparte mit dem Anlagenbau, dem Aufzugsbereich und dem Autozuliefergeschäft machten die Verluste bei den neuen Stahlwerken erneut mehr als wett.

Schulden leicht gesenkt
Erstmals seit sechs Quartalen lief bei ThyssenKrupp auch wieder mehr Geld ein als ab. Der Free-Cashflow lag bei 198 Millionen Euro. Das führte dazu, dass die Nettoschulden von 6,49 Milliarden Euro Ende März auf 6,25 Milliarden sanken. Darin enthalten ist noch nicht der Erlös von 1,6 Milliarden Euro aus dem Verkauf eigener Aktien Anfang Juli. Die Schulden waren durch den Bau der neuen Stahlwerke angeschwollen.

Prognose für Gesamtjahr bestätigt

Vorstandschef Heinrich Hiesinger bestätigte trotz der derzeitigen Marktturbulenzen seine Prognose für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr. Der Umsatz soll von 42,6 Milliarden Euro vor einem Jahr um 10 bis 15 Prozent wachsen, der operative Gewinn – das ist das um Sondereffekte wie Währungsschwankungen bereinigte EBIT – von 1,2 Milliarden auf rund 2 Milliarden Euro. Nach neun Monaten hat ThyssenKrupp 1,34 Milliarden Euro geschafft. Weiterhin rechnet das Management damit, dass die Stahlsparte in Amerika das Jahresergebnis mit einem «höheren dreistelligen» Millionen-Euro-Betrag belastet.

Fortschritte beim Konzernumbau
Beim angekündigten Konzernumbau sieht Hiesinger Fortschritte. «Wir arbeiten mit Nachdruck daran, unsere Massnahmen zur strategischen Weiterentwicklung umzusetzen» sagte der Manager. Er will sich von Geschäftsfeldern mit 35.000 Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von 10 Milliarden Euro trennen, um die Verbindlichkeiten abzubauen und Spielräume für den Aufbau neuer Geschäftsfelder zu schaffen. Auf der Verkaufsliste stehen etwa Teile der Autozuliefersparte und das gesamte Edelstahlgeschäft. Die Verkäufe will Hiesinger bis Ende 2012 durchziehen. Das könnte aber nach Experteneinschätzung durch den Kurssturz an den Börsen und die drohende Abschwächung der Konjunktur ins Stocken geraten.  (awp/mc/upd/ps)

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