ThyssenKrupp wieder in den schwarzen Zahlen

Heinrich Hiesinger

Heinrich Hiesinger, ehemaliger Vorstandsvorsitzender Thyssenkrupp.

Vorstandschef Heinrich Hiesinger.

Essen – Der Industriekonzern ThyssenKrupp kommt allmählich aus seiner tiefen Krise. Nach drei Jahren mit Milliarden-Verlusten hat sich das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen gekämpft. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der Dax-Konzern einen Überschuss von 210 Millionen Euro, wie er am Donnerstag in Essen mitteilte. Dabei zahlt sich vor allem das harte Sparprogramm aus. Zudem hat der Konzern sein Krisen-Stahlwerk in Brasilien allmählich im Griff. Vor einem Jahr kam noch ein Fehlbetrag von 1,4 Milliarden Euro zusammen. Der Konzern hatte lange unter Fehlinvestitionen in neue Stahlwerke sowie Abschreibungen auf das Edelstahlgeschäft gelitten.

Als Signal für die Trendwende gibt es für die Aktionäre zumindest wieder eine kleine Dividende von 11 Cent je Anteilsschein. Sie waren in den beiden Vorjahren leer ausgegangen. Analysten hatten mit einer neuerlichen Nullrunde gerechnet. Der Umsatz legte im vergangenen Geschäftsjahr bereinigt um verkaufte Geschäftsteile um sieben Prozent auf 41,3 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn, das ist das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit), konnte sich sogar auf gut 1,3 Milliarden Euro mehr als verdoppeln.

«Wende noch nicht geschafft»
«Das Geschäftsjahr 2013/2014 markiert einen Meilenstein in unserer Ergebnisentwicklung», sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Für ihn selbst ist es der erste Gewinn, seit er Anfang 2011 an die Spitze von ThyssenKrupp rückte. Seitdem war er vor allem damit beschäftigt, Altlasten zu beseitigen. Das kostete viel Geld. In den drei Vorjahren häufte ThyssenKrupp Verluste von rund 7,4 Milliarden Euro an. Das Eigenkapital wurde zu grossen Teilen aufgezehrt. Entspannung brachten im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Kapitalerhöhung sowie der Verkauf des Stahlwerks im US-Bundesstaat Alabama. So sank die Nettoverschuldung von 5 auf 3,5 Milliarden Euro.

Hiesinger betonte, dass der Konzern die Wende noch nicht geschafft habe. Dazu fehle noch ein langfristig sicherer Geldzufluss aus dem laufenden Geschäft. In den vergangenen Jahren hatte ThyssenKrupp stets mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Auch im abgelaufenen Jahr hätte der Konzern ohne die Erlöse aus Unternehmensverkäufen wieder Geld verbrannt. «Und deshalb werden wir auch jetzt nicht nachlassen und die Spannung halten», sagte Hiesinger. Für den weiteren Umbau hat Hiesinger Unterstützung vom Aufsichtsrat. Die Kontrolleure verlängerten bereits am Mittwoch seinen Vertrag bis 2020.

Vorstand kündigt weitere Einsparungen an
Für das laufende Geschäftsjahr stellte ThyssenKrupp trotz der zunehmenden Sorgen um die Weltwirtschaft weitere Gewinnzuwächse in Aussicht. So soll das operative Ergebnis auf mindestens 1,5 Milliarden Euro steigen. Dazu soll erneut das laufende Sparprogramm einen grossen Beitrag liefern. ThyssenKrupp will die Kosten um weitere 850 Millionen Euro drücken. Damit hätte der Konzern in den vergangenen drei Jahren 2,5 Milliarden Euro eingespart. Bislang lag das Ziel bei 2,3 Milliarden.

Damit soll auch der Nettogewinn «deutlich» zulegen. Beim Umsatz traut sich ThyssenKrupp auf vergleichbarer Basis – also bereinigt um Währungseffekte und verkaufte Firmenteile – einen Zuwachs im einstelligen Prozentbereich zu. Um langfristig die nötigen Mittel für Investitionen in neues Wachstum zu haben und eine stabile Dividende zu zahlen, braucht der Konzern nach eigenen Angaben einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von mindestens zwei Milliarden Euro. An diesem Ziel werde mit Hochdruck gearbeitet, versicherte der Vorstand.

Baustelle Edelstahl
Die Hoffnung auf eine Trendwende hatte sich bei ThyssenKrupp zuletzt kontinuierlich verstärkt. So erwirtschaftete das Stahlwerk in Brasilien im dritten Quartal erstmals einen operativen Gewinn. Dabei spielt ThyssenKrupp der Verfall der brasilianischen Währung in die Karten. Als Stützen erwiesen sich weiter das Industriegütergeschäft mit Autokomponenten, Aufzügen und grossen Industrieanlagen.

Eines der grössten Probleme im Konzern sind die längst abgestossen geglaubten Edelstahlaktivitäten. Das verlustreiche Werk AST im italienischen Terni und der deutsche Spezialhersteller VDM gehören seit März wieder voll zu ThyssenKrupp. Ursprünglich hatte der Konzern diese Geschäfte an den finnischen Konkurrenten Outokumpu verkauft – musste sie aber zurücknehmen, als dieser in Schieflage geriet. Für VDM sucht ThyssenKrupp bereits neue Käufer, allerdings läuft dieser Prozess dem Vernehmen nach schleppend. Das Werk in Italien wiederum soll zunächst saniert werden. Dagegen regt sich aber massiver Protest. (awp/mc/ps)

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