TNT-Interimschef Bernard Bot. (Bild: TNT)
Hoofddorp – Der angeschlagene Logistikkonzern TNT Express geht nach der geplatzten Übernahme durch UPS ans Eingemachte. In den kommenden drei Jahren will das Management 4.000 Arbeitsplätze streichen, um den Konkurrenten der Deutschen Post wieder in die Gewinnzone zu bringen. TNT will sich künftig auf das Europa-Geschäft konzentrieren. Hier soll allerdings auch der Grossteil der Kürzungen stattfinden. Dabei will die TNT-Spitze die Konzernstrukturen straffen und die Ableger in China und Brasilien abstossen, wie der niederländische Konzern am Montag in Hoofddorp mitteilte.
Die TNT-Aktie reagierte am Morgen mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Nach Handelsbeginn in Amsterdam legte das Papier kurzzeitig um mehr als zwei Prozent zu. Noch binnen der ersten Handelsstunde schrumpfte das Plus allerdings auf 0,30 Prozent zusammen.
Hohe Umbaukosten
TNT hatte bereits im Februar erhebliche Einsparungen angekündigt und Stellenstreichungen nicht ausgeschlossen. Deren Umfang war bis jetzt allerdings offen. Zwei Drittel der betroffenen 4.000 Jobs befinden sich den Angabe zufolge in Europa. Weltweit beschäftigte TNT Express Ende 2012 rund 69.000 Menschen. Das Management erwartet, dass der Konzernumbau samt Stellenstreichungen bis 2015 mit 150 Millionen Euro zu Buche schlägt.
Mit den Kürzungen, der Trennung von Verlustbringern und den Umbaumassnahmen wie der Zusammenlegung von Frachtdepots will die Konzernspitze bis zum Jahr 2015 nachhaltige Einsparungen von 220 Millionen Euro erreichen. Dazu will TNT möglicherweise auch Teile der europäischen Flugzeugflotte zum Verkauf stellen.
Preisdruck quält TNT
Als Grund für die Einschnitte führte die TNT-Führung um Übergangschef Bernard Bot «schwierige Geschäftsbedingungen und einen anhaltenden Preisdruck» an. Künftig soll sich das Unternehmen auf Europa und die Verbindung des Kontinents zum Rest der Welt konzentriert. Das Inlandsgeschäft in China und Brasilien steht zum Verkauf. Die Trennung von der China-Sparte stehe kurz bevor, hiess es. Für das Brasilien-Geschäft will TNT noch vor Jahresende eine Lösung finden.
Eigentlich hatte sich die angeschlagene TNT Express unter das Dach des US-Konkurrenten UPS retten wollen. Gemeinsam hätten beide Unternehmen im umkämpften europäischen Expressmarkt zum Platzhirsch Deutsche Post DHL aufschliessen können. Ende Januar durchkreuzte jedoch die EU-Kommission die 5,2 Milliarden Euro schweren Übernahmepläne, weil sie um den Wettbewerb in Europa fürchtete.
Trübe Aussichten auch bei FedEx
TNT Express leidet unter dem harten Preiskampf auf dem Logistikmarkt. Im abgelaufenen Jahr verlor das Unternehmen unter dem Strich 83 Millionen Euro, immerhin gut zwei Drittel weniger als im Jahr 2011. Erst vergangene Woche hatte US-Konkurrent FedEx seine Gewinnprognose zusammengestrichen. Die Deutsche Post DHL hingegen peilt in diesem Jahr eine weitere Gewinnsteigerung an. (awp/mc/upd/ps)