Gut 1000 Raketen in Richtung Israel abgefeuert

Gut 1000 Raketen in Richtung Israel abgefeuert

Gaza/Tel Aviv – Militante Palästinenser im Gazastreifen haben nach Angaben der israelischen Armee seit Montagabend schon mehr als 1050 Raketen auf Israel abgefeuert. Vor allem die Küstenmetropole Tel Aviv erlebte in der Nacht zum Mittwoch die bisher schwersten Raketenangriffe. Im Gegenzug griff die israelische Luftwaffe wieder massiv Ziele in dem Palästinensergebiet an, wo inzwischen fast 50 Menschen getötet wurden. Dabei sei auch das Haus eines ranghohen Mitglieds der islamistischen Hamas zerstört worden, teilte die Armee mit. Das Gebäude habe auch als Waffenlager gedient.

Seit Montagabend kurz nach 18 Uhr beschiessen militante Palästinenser Israel mit Raketen. Israels Armee reagiert darauf nach eigenen Angaben mit dem umfangreichsten Bombardement seit dem Gaza-Krieg von 2014. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza beträgt die Zahl der seit Montag getöteten Palästinenser 48 – darunter 14 Kinder und drei Frauen. 304 Menschen seien verletzt worden.

Eskalation mit Ansage
Der Konflikt hat sich seit Beginn des Ramadan Mitte April zugespitzt, am diesem Mittwochabend endet der muslimische Fastenmonat. In den vergangenen Tagen hatte es zunächst vor allem in Jerusalem heftige Zusammenstösse zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Auslöser waren unter anderem Proteste gegen Polizei-Absperrungen in der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen palästinensischer Familien im Viertel Scheich Dscharrah.

Grossteil der Raketen abgefangen
Wie das Militär berichtete, wurden rund 850 der gut 1000 abgefeuerten Raketen entweder abgefangen oder sie gingen in Israel nieder. Etwa 200 weitere seien noch im Gazastreifen niedergegangen. In Israel starben bislang fünf Menschen durch Raketenbeschuss. Mehr als 200 weitere seien verletzt worden.

Mehrere Kinder im Gazastreifen getötet
Nach Berichten örtlicher Medien und Augenzeugen wurden im Gazastreifen mehrere Kinder durch israelische Luftangriffe getötet, andere durch fehlgeleitete Raketen der Extremisten. Nach Angaben der israelischen Armee wurden mindestens 20 Mitglieder der Hamas und des militanten Islamischen Dschihads getötet, darunter hochrangige Vertreter.

Ein Sprecher des von der Hamas geführten Innenministeriums teilte mit, alle Polizeigebäude im Gazastreifen seien bei den Luftangriffen zerstört worden. Im Westen von Gaza-Stadt waren Dutzende laute Explosionen zu hören.

Gebäude im Gazastreifen zerstört
Die Armee zerstörte in der Nacht zum Mittwoch auch zwei mehrstöckige Gebäude im Gazastreifen. Den Angaben zufolge befanden sich darin Büros ranghoher Hamas-Mitglieder. In den Häusern waren auch Räumlichkeiten arabischer Medien. Die Anwohner der Gebäude waren vor dem Angriff von Israels Streitkräften gewarnt worden. Die Hamas hatte vor der Zerstörung des ersten Gebäudes mit einem «harten» Raketenangriff auf Tel Aviv gedroht.

Flughafen in Tel Aviv zeitweise geschlossen
Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wurde wegen der Angriffe zeitweise für Landungen und Abflüge geschlossen. Die Flüge wurden nach Zypern umgeleitet. In zahlreichen Ortschaften im Grossraum Tel Aviv sowie im Umkreis des Gazastreifens sollten am Mittwoch die Schulen geschlossen bleiben.

Netanjahu droht
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, die Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad würden einen hohen Preis für die jüngsten Angriffe bezahlen. «Diese Operation wird Zeit brauchen, aber wir werden den Bürgern Israels die Sicherheit zurückbringen.» Generalstabschef Aviv Kochavi sagte, man sei fest entschlossen, den militanten Gruppierungen einen harten Schlag zu versetzen.

Russland und die USA riefen alle Seiten zur Zurückhaltung auf. In New York zeigte sich UN-Generalsekretär António Guterres einem Sprecher zufolge sehr besorgt und «zutiefst traurig über die zunehmende Zahl von Opfern». Angesichts der zunehmend entfesselten Gewalt in Nahost haben die Vereinten Nationen den UN-Sicherheitsrat vor einem grossen Krieg gewarnt. Der UN-Sondergesandte Tor Wennesland betonte demnach bei einer Dringlichkeitssitzung des mächtigsten UN-Gremiums am Mittwoch in New York, dass die Spirale der Gewalt enden müsse. Auch mehrere Ratsmitglieder warnten bei dem Treffen hinter verschlossenen Türen demnach vor einem Krieg und forderten eine gemeinsame Stellungnahme.

Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif kritisierte Israel bei einem überraschenden Besuch im Bürgerkriegsland Syrien in scharfen Tönen. Die «kriminellen Handlungen» Israels hätten die Lage in der Region deutlich verschlechtert, sagte Sarif in Damaskus. (awp/mc/pg)

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