Transocean-CEO Steven Newman.
Zug – Der Tiefsee-Ölbohrkonzern Transocean hat fast drei Jahre nach der verheerenden Ölkatastrophe im Golf von Mexico (Deepwater Horizon) eine Einigung mit dem US-Justizdepartement (DoJ) erzielt. Das Zuger Unternehmen wird als Gegenleistung für die Beilegung von Zivil- und potenziellen Strafklagen insgesamt 1,4 Mrd USD zahlen.
Wie Transocean am Donnerstagabend mitteilte, musste sich eine ihrer Töchter für schuldig erklären, das Wasserschutzgesetz, den sogenannten Clean Water Act (CWA), aufgrund eines Fehlverhaltens verletzt zu haben. Im Gegenzug zur Zahlung stellt das DoJ seine strafrechtlichen Untersuchungen ein und verzichtet auf weitere Schadenersatzansprüche aus dem Unfall. Wie das US-Justizministerium am Donnerstag in Washington ausserdem mitteilte, muss das von Transocean unterschriebene Schuldbekenntnis noch von einem Gericht in New Orleans (Louisiana) abgesegnet werden.
Zahlung über fünf Jahre
Transocean wird die Zahlung über eine Periode von fünf Jahren leisten, wobei dieses Jahr 560 Mio USD anfallen, 2014 460 Mio, 2015 dann noch 260 Mio und 2016 und 2017 je 60 Mio USD. Dazu werde man Cashmittel sowie die zukünftigen Cash flows aus operativer Tätigkeit verwenden, hiess es dazu. Dabei seien weder die Zahlungen noch anfallende Zinsen von den Steuern absetzbar. Ende September dieses Jahres hatte Transocean Rückstellungen über rund 1,5 Mrd USD im Zusammenhang mit Klagen des DoJ aus dem Fall Deepwater Horizon verbucht.
780 Mio Liter Erdöl ins Meer geflossen
Transocean hatte die vom britischen Ölkonzern BP geleaste Plattform «Deepwater Horizon» betrieben, die im April 2010 im Golf von Mexiko gesunken war. Bei dem Unglück starben elf Menschen. Aus einem Leck in 1’500 Meter Tiefe waren insgesamt bis zu 780 Mio Liter Erdöl ins Meer gesprudelt. Mehr als 1’000 Kilometer Küste in den US-Südstaaten wurden verschmutzt. Erst drei Monate später konnte das Bohrloch provisorisch verschlossen werden. Bis zur endgültigen Versiegelung vergingen nochmals mehrere Wochen.
1 Mrd Dollar für Gewässerverunreinigung
Transocean wurde eine Mitschuld an der Katastrophe gegeben. Das Unternehmen muss deshalb eine Milliarde USD für die Gewässerverunreinigung zahlen und 400 Mio USD Strafe für kriminelle Handlungen.
Unsicherheiten beseitigt
Das Abkommen, das laut Transocean im besten Interesse der Aktionäre und der Mitarbeiter sein dürfte, beseitige einen Grossteil der Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Unfall. Dies, so die Mitteilung, sei ein positiver Schritt in die Zukunft, auch wenn man weiterhin der Todesopfer aus der Katastrophe gedenken wolle.
Katastrophe «vorhersehbar und vermeidbar»
Zur Schuldfrage hatte eine von US-Präsident Barack Obama eingesetzte Untersuchungskommission erklärt, die Katastrophe sei «vorhersehbar und vermeidbar» gewesen. Zwar seien US-Behörden mitverantwortlich, die Hauptschuld liege aber bei den beteiligten Firmen BP, Transocean und Halliburton. Im vergangenen November hatte sich BP mit dem Justizministerium auf eine Strafzahlung von 4,5 Mrd USD geeinigt. Zudem muss sich der Ölkonzern auf weitere zivilrechtliche Forderungen einstellen.
Aktien legen stark zu
Die Transocean-Aktionäre reagierten sehr positiv auf die News, die bereits kurz vor der hiesigen Börsenschliessung in der US-Presse durchgesickert waren. Die Transocean-Aktie legte im hiesigen Handel (RIGN) zum Schluss 10,6% auf 44,52 CHF zu, im US-Handel notiert das Papier (RIG) zur Berichtszeit 6,8% höher auf 49,38 USD. (awp/mc/pg)