Trotz Handelskonflikt: Chinas Exporte ziehen überraschend an
Peking – China überrascht trotz des seit mehr als einem Jahr andauernden Handelskriegs mit den USA und einer sich eintrübenden Weltkonjunktur mit steigenden Exporten. Im Juli kletterten die Ausfuhren der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,3 Prozent auf 221,5 Milliarden US-Dollar (199 Mrd. Euro). Das geht aus den am Donnerstag veröffentlichten Zahlen der Pekinger Zollbehörde hervor. Für den unerwarteten Zuwachs war ein robuster Handel mit anderen Staaten verantwortlich. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang gerechnet.
Dagegen hat der Handelskrieg wie erwartet drastische Auswirkungen für Exporteure in den USA und China. Im Juli gingen Chinas Einfuhren aus den USA erneut um 19 Prozent zurück, die Ausfuhren sanken um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In den ersten sieben Monaten des Jahres brach der Handel zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt demnach um 13,4 Prozent ein.
Reduktion der Abhängigkeit vom US-Geschäft
Peking versucht schon länger, im Aussenhandel die Abhängigkeit vom US-Markt zu reduzieren. Gute Geschäfte in anderen Märkten würden im derzeitigen Konflikt als «Polster wirken», schrieb Betty Rui Wang von der australischen ANZ-Bank. So legte das Handelsvolumen mit Chinas südostasiatischen Nachbarn der Asean-Gemeinschaft etwa um 15,6 Prozent zu, EU-Staaten handelten mit China 6,5 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres.
Erbitterter Handelskonflikt
Eine weitere Verschärfung des Konflikts zwischen Peking und Washington dürfte nach Ansicht von Ökonomen dennoch deutliche Auswirkungen auf die beiden grössten Volkswirtschaften und die gesamte Weltwirtschaft haben. Beide Staaten liefern sich seit mehr als einem Jahr einen erbitterten Handelskonflikt. Auslöser war die Verärgerung von US-Präsident Donald Trump darüber, dass China weit mehr in die USA exportiert als umgekehrt.
Er fordert eine Beseitigung von Marktschranken, kritisiert die Verletzung von Urheberrechten, zwangsweisen Technologietransfer und staatliche Subventionen Chinas. Seither hat Trump die Hälfte der Importe aus China mit 25-prozentigen Sonderzöllen belegt. China reagierte wiederum mit Gegenzöllen.
Wie du mir…
Im neuesten Eskalationsschritt kündigte Trump an, ab September sämtliche Einfuhren Chinas mit Strafzöllen belegen zu wollen. China reagierte mit einem Kaufstopp von US-Agrarprodukten. Zudem liess die chinesische Zentralbank eine Abwertung der Landeswährung Yuan zu, was chinesische Exporteure begünstigt, da Ausfuhren billiger werden – wodurch Unternehmen einen Teil der Zolllasten kompensieren können.
Trump wirft China Währungsmanipulation vor
Nachdem der Yuan Anfang der Woche deutlich gegenüber dem US-Dollar gefallen war, betrachtete Trump dies als weitere Provokation – die USA warfen Peking offiziell Währungsmanipulation vor. An den Märkten weltweit besteht die Sorge, China könnte seine Währung als Waffe im Handelskonflikt einsetzen. Inzwischen beruhigte sich die Lage etwas, zuletzt legte der Yuan zum US-Dollar etwas zu. Ein globaler Abwertungswettlauf bei Währungen hätte erhebliche negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
Offensiv fiel auch die Reaktion chinesischer Staatsmedien aus. Die USA seien dabei, «die internationale Ordnung absichtlich zerstören», schrieb die offizielle Zeitung der Kommunistischen Partei diese Woche in einem Leitartikel. Die USA hätten einen «ungerechtfertigten» Handelskrieg mit einem «falschen Gegner zur falschen Zeit» angezettelt. China verfüge über einen schnell wachsenden Inlandsmarkt und ein enormes Entwicklungspotenzial. Die USA stünden dagegen vor einer «politischen Klippe». Washington werde nun lernen, «nicht unbesiegbar» zu sein.
Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow betonte nach der jüngsten Eskalation, dass die USA weiter offen für Gespräche seien. «Die Tür für zusätzliche Verhandlungen ist offen», sagte Kudlow am Dienstag in Washington. Die nächste Verhandlungsrunde im Handelsstreit ist für September in den USA geplant. (awp/mc/pg)