Trotz Problemen: Lufthansa gibt Hoffnung auf mehr Gewinn nicht auf
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa. (Foto: (Christian Schlueter / Lufthansa)
Frankfurt – Der Lufthansa machen sinkende Ticketpreise, die Konkurrenz der Billigflieger und drohende Pilotenstreiks weiter zu schaffen. Trotzdem soll das laufende Geschäft 2015 mehr Profit abwerfen als im Vorjahr, wie Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag in Frankfurt bekräftigte. Den Umbau von Europas grösster Fluggesellschaft will er unbedingt weiter vorantreiben. Die «tradierten unwirtschaftlichen Strukturen» des Unternehmens taugten nicht für die Zukunft, sagte Spohr bei der Vorlage der Jahresbilanz.
2015 soll der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Adjusted Ebit) von 1,2 Milliarden im Vorjahr auf mehr als 1,5 Milliarden Euro steigen. Darin sind allerdings keine Kosten für mögliche Pilotenstreiks enthalten. An der Börse kam die Prognose nur zum Handelsstart gut an. Wenig später sackte die Aktie um bis zu vier Prozent ins Minus. Seit Mitte 2014, als der neue Chef Spohr das Gewinnziel seines Vorgängers Christoph Franz erstmals zusammengestrichen hatte, büsste die Aktie rund ein Drittel ihres Werts ein – mehr hat in diesem Zeitraum kein Dax-Wert verloren.
Nur kurze Freude an der Börse
Insgesamt fällt die neue Gewinnprognose gemessen an den Erwartungen von Analysten eher bescheiden aus. Beim bereinigten Ebit rechnet die Lufthansa Sondereffekte etwa bei den Betriebsrenten, Verkäufe von Betriebsteilen und ausserplanmässige Abschreibungen heraus. Der Vorstand baut beim geplanten Gewinnplus vor allem auf das Passagiergeschäft von Lufthansa, Germanwings und Austrian Airlines, die Bordverpflegungssparte Sky Chefs und die Frachtsparte Lufthansa Cargo.
«Wir haben eine Menge erreicht», sagte Spohr mit Blick auf das 2012 gestartete Sanierungsprogramm «Score». Die Verbesserungen hätten einen Ergebnisbeitrag von 2,5 Milliarden Euro gebracht. Doch wegen der fallenden Ticketpreise und steigenden Kosten sei davon unter dem Strich fast nichts übriggeblieben.
Tickets und Sprit wieder billiger
Für 2014 hatte die Konzernspitze den Aktionären schon im Februar die Dividende gestrichen, nachdem hohe Pensionslasten, der Verkauf der Rechenzentren und die Entwertung von Kerosinpreis-Geschäften dem Unternehmen nach deutscher Rechnungslegung 2014 einen Nettoverlust von 732 Millionen Euro eingebrockt hatten. Zugleich führten Pilotenstreiks dazu, dass der Konzern in seinem deutschen Geschäft unter den Marken Lufthansa und Germanwings mit 252 Millionen Euro operativ rund elf Prozent weniger verdiente als im Vorjahr.
Im laufenden Jahr erwartet Finanzchefin Simone Menne einen weiteren Preisrutsch bei den Flugtickets. 2014 seien die Durchschnittserlöse bereits um 3,1 Prozent gesunken. Für das laufende Jahr rechne der Weltluftfahrtverband IATA mit einem Rückgang um rund 4,5 Prozent, sagte sie. Dafür soll sich der gesunkene Kerosinpreis, die grössere Zahl sparsamerer Flugzeuge und die Verbesserungen aus dem Sanierungsprogramm «Score» für die Lufthansa auszahlen. Die Treibstoffkosten sollen von 6,75 Milliarden Euro im Vorjahr auf 6,0 Milliarden sinken. Zuletzt hatte Menne jedoch nur noch mit 5,8 Milliarden gerechnet.
Mit Eurowings gegen die Billig-Konkurrenz
Unterdessen geht der Streit mit den Piloten weiter. Deren Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat neue Streiks in den Osterferien ausdrücklich nicht ausgeschlossen. In dem Konflikt geht es offiziell um die Übergangsversorgung für die Piloten vor dem Renteneintritt. Faktisch protestieren die Flugzeugführer damit aber vor allem gegen den Aufbau der neuen Billigsparte Eurowings, bei der Gehälter und Betriebskosten deutlich niedriger liegen als bei der Mutter Lufthansa.
Mit der neuen Marke will Vorstandschef Spohr stärker gegen die Konkurrenz von Billigfliegern wie Ryanair und Easyjet punkten, als dies der bisherige Lufthansa-Billigableger Germanwings bisher konnte. «Der Wettbewerbsdruck für unsere Fluggesellschaften wird weiter zunehmen», sagte Spohr. Zwar habe die Lufthansa ihr Angebot und ihren Service stark verbessert. Doch jetzt müsse sie «die Voraussetzungen schaffen, um auch wirtschaftlich wieder eine Spitzenposition in unserer Industrie zu erreichen». (awp/mc/ps)