Trumps wundersame Auferstehung: Wie Jesus, nur schneller
Wofür Jesus noch 40 Tage brauchte (von der Auferstehung bis zu seiner Himmelfahrt), erledigt Donald Trump gleich in einem Aufwisch. Spitaleinlieferung, drei Tage Ringen mit dem Coronavirus, wundersame Heilung, heroischer Sieg von «The Donald» und pompöses Salutieren des wegfliegenden Helikopters «Marine 1» von der Treppe des weissen Hauses aus.
Auch wenn er sich erfolgreich 5 Mal dem Militärdienst entzog (wie übrigens auch Joe Biden), versteht Donald Trump natürlich die Macht der Bilder mit Militär, Salutieren und Flagge.
Ein kleines Nebenwunder ist übrigens, wie unbeeindruckt seine Frisur der Luftverwirblung des abfliegenden Helikopter standhält (so um Minute 03:18 rum).
Während Jesus sich drei volle Tage still verhielt in seinem Grab, konnte Trump natürlich auch bei seinem Spitalaufenthalt seine Jünger nicht so lange warten lassen und inszenierte am zweiten Tag eine kurze Vorbeifahrt an seinen jubelnden Anhängern vor dem Walter Reed Spital. Der ihn begleitende Fahrer und die Sicherheitsleute werden im Nachhinein wahrscheinlich mit einer Tapferkeitsmedaille geehrt, sollten sie das Virus ebenfalls abbekommen haben (ohne natürlich dann all die wunderbaren Medikamente und Intensivpflege durch ein Heer von Ärzten geniessen zu können).
Der Anti-Biden Plot
Da Trump in praktisch allen Umfragen auch nach der unpräsidialen Debatte hinter Biden zurück lag, musste etwas Dramatisches geschehen. Wer schon zu Beginn der Geschichte skeptisch war, wie viel wohl rund um die Krankheit inszeniert war (ein positiver Test sagt noch nichts darüber aus, ob und wie stark man erkranken wird daran), sieht sich zumindest bei der medialen Ausschlachtung nicht widerlegt.
Medien wie Fox News oder die New York Post (die am wenigsten glaubwürdige Postille im Big Apple, aber immerhin) sind willige Begleiter der Inszenierung.
Am Kommentar von Miranda Devine lässt sich der Plot ziemlich gut ablesen:
- Biden versteckt sich im Keller, während Trump draussen an der Front kämpft
- Trump riskiert sein Leben, bringt das grösstmögliche Opfer und lässt sich bewusst anstecken
“I stood out front, I led. Nobody that’s a leader would not do what I did. I know…there’s a risk but that’s OK. Now I’m better” - Trump kämpft mit offenem Visier (ohne Maske) gegen das Virus und besiegt es in einem heroischen Kampf auf Leben und Tod
- Als grosser General führt er sein Volk im Kampf gegen das Virus, nachdem er eigenhändig gezeigt hat, wie es zu besiegen ist
“I’m going to beat this. Then I will be able to show people we can deal with this disease responsibly, but we shouldn’t be afraid of it.”
Nebenwirkung: Das Virus macht dich zwanzig Jahre jünger
Nachdem er jetzt als Anführer erfolgreich das Coronavirus, die grösste Bedrohung der USA und der Welt, besiegt hat, können alle aufatmen. Wenn er es kann, können es alle (OK, minus natürlich die nur ihm zu Verfügung stehenden Ärzte und Medikamente). Alle, die nicht wie er den Mut haben, sich mit dem Virus anzustecken, sind Memmen, die es nicht verdient haben, seine Macht in Frage zu stellen. Zudem können jetzt alle wieder zurück an die Arbeit. Und wie Donald Trump, werden sich sicher alle nach dem ersten, etwas unangenehmen Tag mit dem Virus, zwanzig Jahre jünger fühlen.
Übrigens ist es auch voll OK, die gesamten Experten seines Gesundheitsdienstes (CDC) zu ignorieren, da er jetzt durch seine Erfahrung gelernt hat, was das Virus ist und wie man es besiegt. «Learning by doing» verspeist Wissenschaft zum Frühstück.
Um trotzdem alle Eventualitäten abdecken zu können, wird zusätzlich zu Trump ein verwirrender Chor von Ärzten (Arzt des Weissen Hauses, Ärzte des Militärspitals) vor die Presse gelassen, die sich über den Zustand des Präsidenten unterschiedlich äussern. Der Arzt des Weissen Hauses schafft dabei sogar das Kunststück, sich selbst zu widersprechen.
Wie so oft, findet die Realität ein Pendant in Hollywood, oder neuerdings in Amazon-Verfilmungen. Zu Trumps Inszenierung passt die aktuelle Serie «The Boys» um den Superhelden «Homelander».