Tui steuert mit Gewinnplus in Fusion

Friedrich Joussen

Friedrich Joussen, Vorstandsvorsitzender TUI AG. (Bild: TUI)

Friedrich Joussen, Vorstandsvorsitzender TUI AG. (Bild: TUI)

Hannover – Europas grösster Reisekonzern Tui geht mit Volldampf in die Fusion mit seiner Veranstaltertochter Tui Travel . Im letzten Geschäftsjahr vor der Verschmelzung legte das Unternehmen einen überraschend starken Gewinnsprung hin. Für die laufende Periode 2014/2015 stellte Konzernchef Fritz Joussen am Mittwoch in Hannover einen weiteren kräftigen Anstieg in Aussicht. Zuletzt warfen sowohl Pauschalreisen als auch die konzerneigenen Hotels, Clubs und Kreuzfahrtangebote bessere Ergebnisse ab. Jetzt sollen auch die lange defizitären Luxusschiffe von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten wieder Profite einfahren.

Die Tui-Aktie setzte sich am Morgen mit einem Plus von fast drei Prozent an die MDax -Spitze, bevor Sorgen um die Trennung von der Container-Reederei Hapag-Lloyd den Kurs um zuletzt 0,81 Prozent ins Minus zogen. Tui hält noch eine Restbeteiligung an der ehemaligen Tochter und will sie bei deren angepeiltem Börsengang losschlagen. Schon Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hatte sich skeptisch geäussert, ob der Sprung aufs Parkett 2015 gelingt. Jetzt konnte auch Tui-Chef Joussen nicht für mehr Klarheit sorgen.

Gewinn steigt stärker der Umsatz
Im Ende September beendeten Geschäftsjahr 2013/2014 steigerte Tui zwar den Umsatz lediglich um ein Prozent auf 18,7 Milliarden Euro. Allerdings blieb davon deutlich mehr als Gewinn hängen. Um Sondereffekte bereinigt, stieg das operative Ergebnis (Ebita) um 14 Prozent auf rund 869 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 105 Millionen Euro, nachdem hier ein Jahr zuvor nach angepassten Zahlen ein Verlust von 11 Millionen Euro gestanden hatte. Damit verdiente das Unternehmen mehr als von Analysten erwartet. Die Dividende soll – wie bereits früher angekündigt – von 15 auf 33 Cent steigen.

Nachdem Tui Travel im operativen Geschäft fast elf Prozent mehr verdiente als ein Jahr zuvor, steigerten die konzerneigenen Hotels ihr Ergebnis um drei Prozent. Dabei zeigte die Konzentration auf die Kapitalrendite Wirkung: Bei den Riu-Hotels stieg sie von 12 auf 13 Prozent, bei den luxuriösen Robinson Clubs sogar von 6 auf 10 Prozent. «Da hat das Robinson-Management wirklich einen guten Job gemacht», sagte Joussen. In den kommenden Jahren will Tui reihenweise neue Häuser eröffnen.

Derweil gelang der Kreuzfahrtsparte dank der jungen Tochter Tui Cruises die Rückkehr in die Gewinnzone. Die lange als Sorgenkind betrachtete Luxuslinie Hapag-Lloyd Kreuzfahrten soll in diesem Jahr ebenfalls in die schwarzen Zahlen schippern.

Erhöhte Schlagkraft
Von der seit sieben Jahren ersehnten Komplettfusion mit Tui Travel verspricht sich die Tui-Führung eine deutlich erhöhte Schlagkraft. Der Veranstalterbereich, an dem Tui bislang nur gut die Hälfte der Anteile hielt, hatte bisher grossenteils eigenständig agiert. Künftig soll er die Kunden deutlich gezielter in die Hotels des Konzerns schicken. Insgesamt wollen Joussen und der bisherige Tui-Travel-Chef Peter Long im Zuge der Fusion Synergien und Steuervorteile erzielen, die sich im dritten Jahr nach der Fusion auf rund 100 Millionen Euro belaufen sollen.

Für das laufende Geschäftsjahr 2014/2015 fasst Vorstandschef Joussen ein Umsatzplus von 2 bis 4 Prozent ins Auge. Das bereinigte Ebita soll um 10 bis 15 Prozent steigen. Damit könnte die Zahl die Marke von einer Milliarde Euro erreichen, die sich Joussen vor anderthalb Jahren zum Ziel gesetzt hatte.

«Footsie» statt MDAX
Die Zeiten der Tui-Aktie im deutschen Aktienindex MDax sind mit der Fusion bald gezählt. Ab dem 17. Dezember werden die Anteile hauptsächlich an der Londoner Börse gehandelt, wo bisher bereits die Anteile von Tui Travel notiert sind. Dort steige sie direkt in den Leitindex FTSE 100 ein, sagte Joussen. Der Abschied aus dem MDax wird bei der nächsten Überprüfung des Index in drei Monaten erwartet. Für den Sitz und die Rechtsform der Tui AG hat der Börsenwechsel keine Folgen. Das Unternehmen soll eine deutsche Aktiengesellschaft mit Sitz in Hannover bleiben.  (awp/mc/pg)

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