Terrorangst wirft Tui nicht aus der Spur

Fritz Joussen

Fritz Joussen, Vorstandsvorsitzender der TUI Group. (Foto: TUI Group)

Hannover – Die Terrorangst in Europa bringt den weltgrössten Reisekonzern Tui nicht aus dem Tritt. Obwohl die Kunden aus Deutschland und Skandinavien weniger Sommerreisen buchen, hält Tui-Chef Fritz Joussen an seinen Gewinnplänen für das laufende Jahr fest. Die Ausfälle in der Türkei und Nordafrika macht er etwa mit höheren Übernachtungspreisen an spanischen Urlaubszielen wett. «Last-Minute-Angebote gibt es in Spanien praktisch nicht», sagte Joussen am Donnerstag. Für Unsicherheit sorgt der EU-Austritt Grossbritanniens. Doch derzeit jetten die Briten noch eifrig ins Ausland.

Die Tui-Aktien reagierten mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. An der Londoner Börse gewannen sie am Vormittag 4,07 Prozent an Wert und waren damit zweitstärkster Wert im Londoner Leitindex FTSE 100 .

Während Fluggesellschaften wie die Lufthansa und der Reiseveranstalter Thomas Cook (Neckermann Reisen, Condor) ihre Gewinnziele nach den Terroranschlägen in Europa kassiert haben, macht Joussen nur an seinen Umsatzerwartungen Abstriche. Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September sollen die Erlöse der Tui statt um mindestens 3 Prozent jetzt nur noch um rund 2 Prozent höher liegen als im Vorjahr, als sie 19 Milliarden Euro erreicht hatten. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebita) soll von gut einer Milliarde Euro im Vorjahr weiterhin um mindestens 10 Prozent zulegen.

Allerdings klammert Tui bei ihren Prognosen neben dem Verkauf von Geschäftsteilen auch Schwankungen der Währungskurse aus – und damit auch den jüngstem Absturz des britischen Pfund. Erlöse und Gewinne aus dem Geschäft mit den reisefreudigen Briten sind in Euro dadurch weniger wert als noch vor einem Jahr.

Quartalsumsatz geht um 6% zurück
Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni musste Tui konzernweit zwar einen Umsatzrückgang um fast sechs Prozent auf 4,6 Milliarden Euro hinnehmen – auch weil die Osterreisezeit im Gegensatz zum Vorjahr diesmal schon im März lag. Unter dem Strich verdreifachte sich der Gewinn jedoch auf knapp 87 Millionen Euro. Auch das operative Ergebnis fiel besser aus.

Das grösste Problem für die Branche bleiben die Krisen in der Türkei und Nordafrika. Joussen erwartet weiterhin, dass Tui in diesem Jahr mit einer Million Urlauber nur rund halb so viele Menschen in die Türkei bringt wie noch 2015. Für das kommende Jahr will er den Konzern in Sachen Türkei flexibel aufstellen – um mit Flugzeugen und Hotelangeboten kurzfristig auf andere Ferienziele umschwenken zu können.

Spanien boomt
In diesem Sommer boomt das Geschäft auf dem spanischen Festland, den Balearen und Kanaren, wo Tui mit den Hotels der Riu-Kette besonders stark vertreten ist. Auch Griechenland sei jetzt wieder stärker gefragt, sagte Joussen. Und viele Kunden entschieden sich angesichts der niedrigen Preise inzwischen doch für eine Reise in die Türkei. Schliesslich sei die Lage in Antalya an der türkischen Riviera nicht mit derjenigen in der Haupstadt Ankara gleichzusetzen.

Bei den Urlaubern aus Deutschland und Skandinavien muss Tui aber auch insgesamt Einbussen hinnehmen. Für den Sommer zählte der Konzern bislang 3 Prozent weniger Kunden aus Deutschland als ein Jahr zuvor. In Skandinavien betrug das Minus sogar 12 Prozent. In Grossbritannien lagen die Buchungen hingegen mit 6 Prozent im Plus – und konzernweit ziemlich genau so hoch wie vor einem Jahr.

Künftig könnte der Wertverfall der britischen Währung das Reiseverhalten der dortigen Kundschaft verändern. «Wenn das Pfund schwach bleibt, werden die Preise hochgehen», sagte Joussen mit Blick auf das kommende Jahr. Bis jetzt kann der Manager aber noch keine Auswirkungen erkennen – schliesslich standen die Preise der Sommerurlaube in Pfund weitgehend schon vor dem Brexit-Referendum fest. (awp/mc/upd/ps)

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