Tuifly vermiest Reisekonzern Tui den Winter
Hannover – Der weltgrösste Reisekonzern Tui kommt mit seinem Umbau zum Hotel- und Kreuzfahrtanbieter voran. Nachdem massenhafte Flugausfälle bei der Fluglinie Tuifly im Winterhalbjahr aufs Ergebnis drückten, sonnte sich Konzernchef Fritz Joussen am Montag in glänzenden Zahlen der Hotels und Kreuzfahrtschiffe. Denn im Gegensatz zum Veranstaltergeschäft warfen diese von Oktober bis März ordentlich Profit ab. Auch die Sommerbuchungen ziehen trotz Türkei-Krise deutlich an. Doch die Zusammenführung von Tuifly mit der bisherigen Air-Berlin-Tochter Niki hängt weiterhin in der Luft.
Die Reisebuchungen für den Sommer liegen Joussen zufolge bislang trotz schwieriger Lage in der Türkei und in Ägypten vier Prozent höher als im Vorjahr. Beim Umsatz betrage das Plus sogar acht Prozent. Die starke Nachfrage nach Griechenland, Spanien, den Kapverden, Zypern sowie Fernreisezielen gleiche niedrigere Buchungszahlen für die Türkei und Ägypten aus.
Tui fliegt wieder russische Urlauber in die Türkei
Im Türkei-Geschäft erwartet der Manager nach dem Einbruch von 2016 keinen weiteren Rückgang. Dazu dürfte allerdings auch beitragen, dass Tui auch wieder russische Urlauber in das Land bringt. Im vergangenen Jahr hatte Tui insgesamt rund eine Million Reisende in die Türkei gebracht. Ein Jahr zuvor waren es noch doppelt so viele gewesen.
Im ersten Geschäftshalbjahr bis Ende März machte sich bei Tui der späte Ostertermin negativ bemerkbar. Der Umsatz legte in der gewöhnlich reiseschwachen Jahreszeit zwar um drei Prozent auf 6,4 Milliarden Euro zu. Der um Sonderposten bereinigte operative Verlust (Ebita) vergrösserte sich jedoch um vier Prozent auf 214 Millionen Euro. Dabei kosteten massenhafte Krankmeldungen bei Tuifly im Oktober den Konzern 24 Millionen Euro.
Zusammenführung von Tuifly mit Niki weiter in der Schwebe
Deren Piloten und Flugbegleiter hatten sich im Herbst reihenweise krankgemeldet, nachdem bekanntgeworden war, dass Tuifly unter Führung der arabischen Fluglinie Etihad mit der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki zusammengeführt werden soll. Ob das Bündnis zum Winter oder erst zum Sommerflugplan 2018 zustande kommt, wagte Joussen am Montag nicht zu sagen. Die vorbereitenden Gespräche mit der EU-Kommission seien fast abgeschlossen, danach werde die Genehmigung beantragt. Der Tuifly-Niki-Deal ist Teil der Rettungspläne für die hochverschuldete Air Berlin.
Kreuzfahrtlinien steigern Gewinn deutlich
Tui-Chef Joussen verlagert den Schwerpunkt des Konzerns weg vom umkämpften Veranstalter- und Fluggeschäft hin zu lukrativeren Hotel- und Kreuzfahrtangeboten. So steigerten die Kreuzfahrtlinien Tui Cruises, Thomson Cruises und Hapag-Lloyd-Cruises ihren bereinigten operativen Gewinn im Winterhalbjahr um mehr als 50 Prozent auf 75 Millionen Euro. Im Juni soll das neue «Mein Schiff 6» auslaufen, 2018 und 2019 sollen zwei weitere neue Ozeanriesen der «Mein-Schiff»-Flotte bei Tui Cruises in Dienst gestellt werden. Auch die Flotten der Hapag-Lloyd-Cruises sowie von Thomson Cruises werden erweitert und modernisiert.
Mehr Gewinn warfen auch die Tui-Hotelketten ab, zu denen vor allem die Riu-Häuser und die Robinson Clubs gehören. Die Sparte steigerte ihr bereinigtes operatives Ergebnis um 27,9 Prozent auf rund 123 Millionen Euro – auch weil Tui immer mehr Häuser in der Karibik betreibt, die im Winter stark gefragt ist. Im Veranstaltergeschäft weitete sich der Verlust im Winter derweil von 307 auf 384 Millionen Euro aus. Im laufenden Jahr will Tui laut Joussen weltweit 10 bis 12 neue Hotels eröffnen.
Verlust um 19% reduziert
Zugute kam Tui, dass sich hohe Abschreibungen auf die Beteiligung an der Container-Reederei Hapag-Lloyd aus dem Vorjahr nicht wiederholten, wie ein Konzernsprecher erläuterte. Unter dem Strich verringerte sich der Verlust im ersten Geschäftshalbjahr um 19 Prozent auf 363 Millionen Euro. Reiseveranstalter schreiben im Winter meist rote Zahlen. Ihre Gewinne fahren sie im Sommer ein. Da die Osterferien 2017 im Gegensatz zu 2016 im April statt im März lagen, fallen auch die dazugehörigen Reiseumsätze bei Tui diesmal ins zweite Geschäftshalbjahr.
Auch deshalb zeigte sich Joussen zuversichtlich, den bereinigten operativen Gewinn im Geschäftsjahr bis Ende September wie geplant um mindestens zehn Prozent zu steigern. Im vorigen Geschäftsjahr hatte dieser bei rund einer Milliarde Euro gelegen. Joussen klammert bei seiner Prognose allerdings Schwankungen der Währungskurse aus. (awp/mc/pg)