Washington – Seit der Zuspitzung der Coronavirus-Pandemie in den USA im März sind mehr als 30 Millionen Menschen arbeitslos geworden. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche bis einschliesslich 25. April belief sich auf 3,8 Millionen, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. In den fünf Wochen zuvor hatten bereits 26,4 Millionen Menschen ihren Job verloren – so viele wie nie zuvor in solch kurzer Zeit. Die neue Gesamtzahl lag damit bei 30,2 Millionen seit Mitte März.
Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der grössten Volkswirtschaft der Welt. Sie deuteten zuletzt auf einen dramatischen Konjunktureinbruch hin. Vor der Zuspitzung der Pandemie hatte die Zahl der Erstanträge noch regelmässig unter 100 000 pro Woche gelegen.
Trump-Berater: US-Arbeitslosenquote könnte bei 19 Prozent liegen
Die Arbeitslosenquote könnte einem Berater von Präsident Donald Trump zufolge bald bei etwa 19 Prozent liegen. Wegen der Coronavirus-Pandemie sei bei der bevorstehenden Veröffentlichung der monatlichen Arbeitsmarktstatistik die höchste Arbeitslosenquote seit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zu befürchten, sagte Wirtschaftsberater Kevin Hassett am Donnerstag dem Sender Fox News. Die Arbeitslosenquote werde bei «etwa 19 Prozent» liegen, schätzte Hassett. Im Februar hatte sie noch 3,5 Prozent betragen.
Öffentliches Leben zum Erliegen gekommen
Fast alle US-Bundesstaaten verhängten im März Ausgangsbeschränkungen, um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus zu bremsen. Damit kam das öffentliche Leben für die grosse Mehrheit der rund 330 Millionen Amerikaner zum Erliegen. Viele Geschäfte und Betriebe sind geschlossen, Restaurants und Hotels bleiben leer, Flüge und Reisen sind massenhaft gestrichen, Veranstaltungen abgesagt. Viele Mitarbeiter geschlossener Unternehmen müssen daher Arbeitslosenhilfe beantragen. Zudem sind Entlassungen in den USA in der Regel weit einfacher möglich als etwa in der Schweiz.
Regierung will 2,7 Bio Dollar in die Wirtschaft pumpen
Regierung und Kongress haben angesichts der Krise seit Ende März gewaltige Konjunkturpakete auf den Weg gebracht, um rund 2,7 Billionen US-Dollar in die leidende Wirtschaft zu pumpen. Davon sollen rund 650 Milliarden Dollar bereitstehen für ein Programm, das kleinen und mittelgrossen Unternehmen für die kommenden Monate weitgehend die Lohnkosten ersetzt, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu begrenzen.
Beispielloser Absturz
Bis Februar hatte die US-Konjunktur noch gebrummt, an der Börse wurden Höchststände gemeldet, und Experten rechneten mit einem Wirtschaftswachstum von gut zwei Prozent. Doch die rasante Ausbreitung des Coronavirus seit Anfang März machte die guten Konjunkturaussichten zunichte – nun steuern die USA wegen der Corona-Krise auf eine tiefe Rezession zu. Das dürfte auch Präsident Donald Trump höchst ungelegen kommen, zumal er sich bei der Wahl im November um eine zweite Amtszeit bewirbt.
Wirtschaftsleistung in Q1 um fast 5 Prozent gesunken
Von Januar bis einschliesslich März ging die US-Wirtschaftsleistung auf das Jahr hochgerechnet im Vergleich zum Vorquartal um 4,8 Prozent zurück, wie das Handelsministerium am Mittwoch mitgeteilt hatte. Es war die grösste Konjunkturdelle seit der globalen Finanzkrise. Bei den Daten handelt es sich um die erste Schätzung, der Wert könnte daher Ende Mai oder Ende Juni noch korrigiert werden. Im vierten Quartal 2019 war die US-Wirtschaft noch mit soliden 2,1 Prozent gewachsen.
Konsumausgaben brechen ein
Die Corona-Krise zeigt sich in den USA auch bei den Konsumausgaben. Im März seien die Ausgaben der Verbraucher im Vergleich zum Vormonat um 7,5 Prozent gesunken, teilte das amerikanische Handelsministerium mit. Im Februar waren die Ausgaben noch um 0,2 Prozent gestiegen.
Auch die privaten Einkommen der US-Bürger sanken im März stärker als erwartet.
Über 60’000 Todesopfer
In den USA haben sich Daten der Universität Johns Hopkins zufolge bislang rund eine Million Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert – das entspricht etwa jeder dritten bekannten Infektion weltweit. Rund 61 000 Menschen sind nach einer Infektion gestorben. Der Erreger Sars-CoV-2 kann die Lungenerkrankung Covid-19 auslösen. (awp/mc/pg)