Ukraine hofft auf neue Hilfe von Verbündeten
Kiew – Die ukrainische Führung erhofft sich vom kommenden Treffen im sogenannten Ramstein-Format weitere Unterstützung im Kampf gegen die russischen Angreifer. Bei den monatlichen Beratungsrunden der Unterstützer der Ukraine, benannt nach dem US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz, geht es um militärische und zivile Unterstützung für das von Russland angegriffene Land. Die ukrainische Führung bereitet sich nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf das nächste Treffen vor und klärt zurzeit ihren Bedarf an Waffen und Munition, vor allem für schwere Geschütze.
«Ich habe vorbereitende Gespräche geführt», sagte Selenskyj am Montag in seiner allabendlichen Videoansprache, nachdem er sich mit den Befehlshabern seiner Streitkräfte beraten hatte. «Und wir erwarten solide Entscheidungen, die den Perspektiven auf dem Schlachtfeld gerecht werden.» Er sprach von «ziemlich ehrgeizigen Aussichten, denen wir uns nach Kräften nähern wollen». Neben Munitionslieferungen habe er mit den Generälen auch Produktionsmöglichkeiten durch staatliche und private Unternehmen erörtert.
Das nach dem Ort des ersten Treffens in Ramstein benannte Format wird nach Zusammenkünften an verschiedenen Orten in den vergangenen Monaten am 21. April wieder in Rheinland-Pfalz fortgeführt.
Ukraine: Erneut Dutzende russische Angriffe abgewehrt
Die ukrainischen Streitkräfte wehrten am Montag im Osten des Landes nach eigener Darstellung erneut Dutzende Angriffe russischer Truppen ab. Als «Epizentrum der Kampfhandlungen» gab der Generalstab in Kiew in seinem täglichen Lagebericht einmal mehr die Städte Bachmut und Marjinka an. Dort seien im Laufe des Tages rund 50 Angriffe aus fünf verschiedenen Richtungen «unter hohen Verlusten des Feindes» abgeschlagen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Russische Truppen und Wagner-Armee kämpfen zusammen um Bachmut
Bei der Schlacht um die bereits weitgehend zerstörte, aber symbolträchtige Stadt Bachmut im Gebiet Donezk gehen die russischen Truppen und die Privatarmee Wagner nun koordinierter gegen die ukrainischen Verteidiger vor. Russische Erstürmungseinheiten, darunter Fallschirmjäger, hätten zwei Stadtviertel im Nordwesten und im Zentrum von Bachmut eingenommen, sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums am Montag.
Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, bestätigte das gemeinsame Vorgehen. Demnach schützen die regulären Truppen die Flanken der Privatarmee im Kampf gegen die ukrainischen Streitkräfte. Prigoschin hatte zuletzt immer wieder kritisiert, dass das russische Verteidigungsministerium zu wenig unternehme, um Bachmut einzunehmen. Vor allem hatte der Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin einen Mangel an Munition beklagt.
Auf ukrainischer Seite wurde zuletzt bestätigt, dass russische Kämpfer ins Zentrum Bachmuts vorgedrungen seien. Nach russischen Angaben sind rund 80 Prozent der Stadt erobert, die vor dem Krieg rund 70’000 Einwohner zählte. Die Ukraine will Bachmut trotz allem nicht aufgeben.
Ukrainischer Verteidigungsminister entschuldigt sich bei Türkei
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bat die Türkei um Entschuldigung für seinen Vergleich der ukrainischen Kriegsverluste mit türkischen Erdbebenopfern. «Die Ukraine hat Mitgefühl mit dem türkischen Volk», beteuerte Resnikow am Montag via Twitter. Zuvor hatte er der spanischen Zeitung «La Razón» gesagt, dass die Verluste der ukrainischen Armee unter der Zahl der Todesopfer der Erdbebenkatastrophe vor gut zwei Monaten in der Türkei lägen. Konkretere Angaben könne er aufgrund der Geheimhaltung nicht machen. Bei dem Erdbeben Anfang Februar starben allein in der Türkei über 50 000 Menschen, auch im benachbarten Syrien gab es viele Tote.
Russischer Aussenminister dankt Brasilien für Unterstützung
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow dankte Brasilien für Unterstützung im Konflikt mit der Ukraine und stellte dessen baldiges Ende in Aussicht, wenn Moskaus Forderungen erfüllt werden sollten. «Wir sind natürlich daran interessiert, dass der Ukraine-Konflikt so schnell wie möglich endet», wurde Lawrow, der sich am Montag zu einem Besuch in der Hauptstadt Brasília aufhielt, von der russischen Staatsagentur Tass zitiert. Unter einem schnellen Kriegsende versteht Russland die Anerkennung der eroberten Teile der Ukraine als russisches Staatsgebiet.
Der brasilianische Aussenminister Mauricio Vieira bekräftigte das Interesse seines Landes an einer friedlichen Lösung und kritisierte Sanktionen gegen Russland. Brasilien hängt als einer der weltweit führenden Agrarproduzenten von Düngemitteln aus Russland ab.
EU-Kommission sieht Importverbote für ukrainisches Getreide kritisch
Die EU-Kommission sieht von Ungarn, Polen und der Slowakei verhängte Importverbote für Getreide aus der Ukraine kritisch. Eine Sprecherin der Brüsseler Behörde betonte am Montag auf Nachfrage, dass Handelspolitik in die ausschliessliche Zuständigkeit der EU falle und daher einseitig ergriffene Massnahmen nicht akzeptabel seien. In schwierigen Zeiten sei es wichtig, alle Entscheidungen innerhalb der EU abzustimmen. Landwirte in mehreren östlichen EU-Staaten sehen sich durch den im Zuge des Krieges ermöglichten zollfreien Import grosser Mengen ukrainischen Getreides unverhältnismässiger Konkurrenz ausgesetzt. Die slowakische Regierung begründete das Importverbot damit, dass billigere Produkte aus der Ukraine den Markt der angrenzenden EU-Länder destabilisieren würden. (awp/mc/ps)