Nürnberg – Der Ukraine-Krieg und seine Folgen könnten die deutsche Wirtschaft bis 2030 mehr als 260 Milliarden Euro an Wertschöpfung kosten. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie mehrerer Institute schadet der Konflikt ausserdem der Beschäftigung: Im kommenden Jahr könnten deswegen rund 240’000 Menschen weniger erwerbstätig sein als ohne Krieg, im Durchschnitt der Jahre 2022 bis 2028 wären es 150’000 Menschen. An der Untersuchung waren neben dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) auch das Bundesinstitut für Berufsbildung und die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung beteiligt.
Für ihre Prognose gingen die Forscher davon aus, dass die Sanktionen gegen Russland bis 2030 bestehen bleiben, selbst wenn der Krieg bis dahin beendet sei. «Wegen der Kriegswirkungen fällt der Nach-Corona-Aufschwung aus», erklärte Enzo Weber vom IAB. Als wichtigsten Bremsfaktor sehen die Forscher in ihrem Bericht die gestiegenen Preise für fossile Rohstoffe. Diese belasteten die Exportwirtschaft und die Konsummöglichkeiten der privaten Haushalte.
Die stärksten Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt prognostiziert die Studie im Gastgewerbe, im Sozialwesen und in der Nahrungsmittelherstellung. Allerdings nehmen sie über die Jahre ab. Für 2030 sieht die Studie sogar einen positiven Effekt von 60’000 Erwerbstätigen.
Allerdings gilt dies nur für die Annahme, dass die Energiepreise nicht noch höher steigen. Sollte dies passieren, werde Deutschland in die Rezession rutschen, warnte Weber. In einem Szenario mit doppelt so stark steigenden Energiepreisen sehen die Forscher die stärksten Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 2024 mit 660’000 Erwerbstätigen weniger als ohne Krieg.