Boeing 777 der Malaysia Airlines.
Moskau – Eine Passagiermaschine der Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord ist am Donnerstag im Osten der Ukraine abgestürzt und in umkämpftem Gebiet zerschellt. Das berichteten russische und ukrainische Quellen übereinstimmend unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Die Maschine sei auf einer Flughöhe von 10’000 Metern von einer Flugabwehrrakete abgeschossen worden, teilte Anton Geraschtschenko, Berater des ukrainischen Innenministeriums, nach Angaben der russischen Agentur Ria Nowosti mit. Alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder der Boeing 777 des Fluges MH 017 seien tot.
Keine bestätigung für Abschuss aus Malaysia
Die Maschine sei nahe der Stadt Schachtjorsk abgestürzt, hiess es. Die Maschine war in Amsterdam abgeflogen und unterwegs nach Kuala Lumpur. Auf öffentlich zugänglichen Flugbeobachtungsdiensten war das Flugzeug nicht mehr zu sehen – die Verbindung verlor sich in der Nähe zu Russland.
Hilfskräfte konnten nicht zu der zerschellten Maschine, da das Absturzgebiet bei Schachtjorsk, etwa 60 Kilometer westlich der russischen Grenze, von den Separatisten kontrolliert wird. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines teilte zunächst lediglich über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, sie habe den Kontakt zu ihrer Passagiermaschine über dem ukrainischen Luftraum verloren. Der malaysische Verteidigungsminister Hishamuddin Hussein schrieb: «Wir haben keine Bestätigung für einen Abschuss! Unser Militär wurde angewiesen, dies zu untersuchen.»
Ukraine richtet Untersuchungskommission ein
Nach Geraschtschenkos Angaben wurde die Maschine von einer Rakete aus einem Buk-Flugabwehrsystem getroffen. Das in den 80er-Jahren von sowjetischen Militärs entwickelte Lenkwaffen-System kann Ziele in Höhen bis zu 25’000 Metern treffen. Die prorussischen Kräfte gaben sofort an, sie besässen keine Waffensysteme, um Maschinen in dieser Höhe abzuschiessen.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko richtete umgehend eine Untersuchungskommission ein, zu der auch internationale Experten, darunter aus den Niederlanden und Malaysia, eingeladen wurden. «Wir schliessen nicht aus, dass auch diese Maschine abgeschossen wurde», hiess es unter Hinweis auf zwei ukrainische Flugzeuge, die in den vorangegangenen Tagen abgeschossen worden seien. Er betonte, die ukrainischen Streitkräfte hätten mit dem Zwischenfall nichts zu tun. «Wir sind überzeugt, dass die Verantwortlichen für diese Tragödie zur Verantwortung gezogen werden.»
In der Ostukraine hatten prorussische Kräfte zuletzt wiederholt Militärflugzeuge abgeschossen, die deutlich niedriger fliegen als Passagiermaschinen. (awp/mc/upd/ps)