Kiew – Das russische Militär in der Ukraine bereitet nach ukrainischen Angaben Offensiven auf mehrere Städte vor. Am 19. Tag der russischen Invasion waren zugleich weitere Verhandlungen in einem Online-Format geplant. In Russland ist Instagram seit Montag blockiert.
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs bereiten russische Truppen im Land mehrere Offensiven vor. Dafür versuchten die Einheiten, sich an bisher von ihnen eingenommenen Punkten festzusetzen, Nachschub zu sichern und sich neu zu gruppieren, hiess es in einem in der Nacht zu Montag auf Facebook veröffentlichten Bericht. Sobald dies geschehen sei, erwarte man neue Angriffe etwa auf die Städte Charkiw im Osten, Sumy im Nordosten oder auch den Kiewer Vorort Browari.
Im Gebiet Luhansk im Osten des Landes konzentriere sich Russland vor allem auf den Vormarsch in Richtung Sjewjerodonetsk. Moskau hatte am Sonntag mitgeteilt, dass Kämpfer der prorussischen Separatisten den östlichen und südlichen Teil der Stadt mit 100’000 Einwohnern blockiert hätten. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen.
Selenskyj fordert erneut Flugverbotszone
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief den Westen erneut auf, den Luftraum über der Ukraine zu schliessen. «Wenn Sie das nicht tun, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis russische Raketen auf Ihre Gebiete fallen», sagte er in einer Videoansprache. Die Nato lehnt eine Flugverbotszone ab, um nicht in einen direkten Konflikt mit Russland verwickelt zu werden. Die Ukraine gehe durch die schwerste Bewährungsprobe ihrer Geschichte, sagte Selenskyj. Russische Raketen und Bomben hätten am Sonntag vom Westen bis zum Osten das Land getroffen. Beim Angriff auf einen Truppenübungsplatz an der Grenze zu Polen wurden 35 Menschen getötet und 134 verletzt. Selenskyj versuchte, den Bürgern Mut zuzusprechen. «Wir werden alle dunklen Tage überleben, weil wir zusammenhalten.»
Bisher sieben Krankenhäuser zerstört
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs wurden in der Ukraine nach Angaben aus Kiew sieben Krankenhäuser irreparabel zerstört. Die Kliniken müssten nach russischem Beschuss ganz neu aufgebaut werden, sagte Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko. Mehr als 100 weitere Gesundheitseinrichtungen seien beschädigt worden. Für besonderes Entsetzen hatte vor einigen Tagen ein russischer Angriff auf eine Geburtsklinik in der Hafenstadt Mariupol gesorgt. Moskau behauptete, das Gebäude sei von ukrainischen Kämpfern genutzt worden. Von ukrainischer wie auch von UN-Seite jedoch hiess es, dass es sich um eine funktionierende Geburtsklinik gehandelt habe.
Stromversorgung an ehemaligem AKW Tschernobyl läuft wieder
Das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl ist ukrainischen Angaben zufolge wieder vollständig an die Stromversorgung angeschlossen. «Heute ist es unseren Atomwissenschaftlern und Elektrikern (…) gelungen, die Stromversorgung des von den russischen Besatzern beschlagnahmten Kernkraftwerks Tschernobyl wiederherzustellen», teilte der ukrainische Betreiber Enerhoatom mit. Damit liefen die Kühlsysteme des Lagers für abgebrannten Kernbrennstoff nun wieder normal und nicht länger nur über eine Notstromversorgung. Das von russischen Einheiten besetzte Atomkraftwerk Tschernobyl war am vergangenen Mittwoch von der Stromversorgung abgeschnitten worden.
Instagram nun in Russland blockiert
Nach Facebook und Twitter ist nun auch das Online-Netzwerk Instagram in Russland blockiert. Die russische Medienaufsicht Roskomnadsor hatte die Sperre am Freitag erklärt. Sie verwies darauf, dass der Mutterkonzern Meta in der Ukraine Gewaltaufrufe gegen russische Truppen toleriert. Die Medienaufsicht wies die Bürger darauf hin, dass Russland eigene Internetplattformen habe, wie etwa die Facebook-Kopie VKontakte. Die Sperre solle aber auch die «psychische Gesundheit» der Bürger sicherstellen, indem sie vor Belästigungen und Beleidigungen im Internet geschützt würden.
US-Medien: Russland hat China um militärische Hilfe gebeten
Medienberichten zufolge hat Russland nach Angaben von Vertretern der US-Regierung China nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine um militärische und wirtschaftliche Hilfe gebeten. Die nicht namentlich genannten Regierungsvertreter machten demnach keine Angaben dazu, welche Waffen oder Munition Moskau sich von Peking erhoffte. Auch blieb unklar, wie oder ob China auf die Anfragen reagierte, wie am Sonntag unter anderem die «Washington Post», die «New York Times» und die «Financial Times» berichteten. Russland habe auch um wirtschaftliche Unterstützung gebeten, um die Auswirkungen der Sanktionen zu begrenzen, hiess es. Das kommunistische China bemühte sich bislang um eine eher neutrale Haltung. (awp/mc/pg)