Ukrainische Armee spricht von Erfolgen im Süden

Ukrainische Armee spricht von Erfolgen im Süden
Ukrainische Soldaten in einem gepanzerten Mannschaftswagen in der Region Saporischschja.

Kiew – Bei den Kämpfen im Süden der Ukraine sind die russischen Verluste nach Angaben aus Kiew erheblich gestiegen. Die russischen Besatzer hätten innerhalb von 24 Stunden 338 Kämpfer und Dutzende Einheiten Kampftechnik verloren, teilte der Kommandeur des südlichen Frontabschnitts «Taurien», Brigadegeneral Olexander Tarnawskyj mit. Demnach kommen die ukrainischen Truppen im Gebiet Saporischschja voran. Es gebe dort «teilweise Erfolge» nördlich der Dörfer Kopani und Nowoprokopiwka, sagte er.

In dieser Region kämpfen sich ukrainische Truppen seit Wochen durch stark befestigte russische Verteidigungslinien mit Minenfeldern, Panzersperren und Schützengräben hindurch. Die Kämpfe bei Kopani und Nowoprokopiwka deuten darauf hin, dass die Ukrainer ihre Einbruchstelle in die russische Abwehr verbreitern.

Der ukrainische Generalstab informierte in seinem abendlichen Lagebericht unter anderem über insgesamt zwölf im Gebiet Donezk im Osten des Landes abgewehrte russische Angriffe. Insgesamt gab es im Kriegsgebiet am Samstag demnach 50 Gefechte. Die ukrainischen Streitkräfte führen seit Monaten eine Gegenoffensive zur Befreiung der südlichen Gebiete Cherson und Saporischschja sowie der östlichen Regionen Donezk und Luhansk, die jeweils teils von russischen Truppen besetzt sind.

Auch südlich der Stadt Bachmut im Osten gebe es bei dem Dorf Andrijiwka «teilweise Erfolge», hiess es in Kiew. Während Bachmut im Gebiet Donezk selbst in russischer Hand ist, haben die Ukrainer in den vergangenen Wochen eine strategisch wichtige Eisenbahnstrecke südlich davon zurückerobert. Sie dehnen nun ihre Stellungen auf der anderen Seite der Bahn aus.

Die Militärangaben sind oft nicht unabhängig überprüfbar. Allerdings erwähnte auch das Institut für Kriegsstudien ISW in den USA dieses ukrainische Vordringen in seinem neuen Bericht. Zugleich schrieben die Experten, es sei der russischen Armee gelungen, im Süden trotz des ukrainischen Drucks Truppenteile auszutauschen.

Angriffe russischer Bodentruppen konzentrierten sich den ukrainischen Angaben zufolge auf die Frontabschnitte Kupjansk und Lyman im Osten sowie Awdijiwka und Marjinka nahe Donezk. Sie seien aber abgewehrt worden, hiess es. Die Front ist etwa 1000 Kilometer lang.

Selenskyj verurteilt Terror in Israel und Ukraine
Ungeachtet ihres eigenen Verteidigungskampfes gegen den russischen Angriffskrieg stand auch die Ukraine unter dem Eindruck des schwersten Gewaltausbruchs seit Jahrzehnten in Israel. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den «Terror» der militanten Hamas im Gaza-Streifen gegen Israel und rief zur internationalen Solidarität mit dem Land auf. Schon am Nachmittag hatte er Israels Recht zur Selbstverteidigung betont.

Die Ukraine wisse selbst, was es bedeute, mit Tausenden Raketen beschossen zu werden, tote Menschen auf den Strassen und zerschossene zivile Autos sowie Geiseln misshandelt zu sehen, sagte Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Kiew stehe mit der Botschaft in Israel in Kontakt, weil auch ukrainische Bürger von der Gewalt betroffen sein könnten.

«Unsere Position ist glasklar: Jeder, der Terror und Tod hervorruft überall auf dem Planeten, muss zur Rechenschaft gezogen werden», sagte Selenskyj. In die Ukraine habe der Terror Russlands Tod in die Städte und Dörfer gebracht. Die Ukraine verteidigt sich selbst seit fast 20 Monaten gegen eine grossangelegte russische Invasion.

Russland wirft Ukraine «Terror» gegen Krim vor
In Russland warf das Verteidigungsministerium den ukrainischen Streitkräften ebenfalls «Terror» vor – gegen die von Moskau bereits 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Das Ministerium informierte am späten Samstagabend über den Abschuss einer weiteren ukrainischen Rakete durch die russische Flugabwehr. Details wurden nicht genannt. Es war demnach der zweite Raketenangriff binnen weniger Stunden. Bereits am früheren Abend soll die russische Flugabwehr eine ukrainische Rakete abgefangen haben.

Die Ukraine hat die Krim immer wieder mit Drohnen und Raketen beschossen und auch mehrfach nach Moskauer Angaben versucht, dort Truppen an Land zu bringen. Immer wieder kam es durch die ukrainischen Angriffe zu massiven Explosionen und Zerstörungen. Es gab Tote und Verletzte. Die Gewalt steht aber in keinem Verhältnis zu dem massenhaften Tod und zu den landesweiten Zerstörungen durch russische Angriffe in der Ukraine. Die Ukraine hat angekündigt, auch die Krim im Zuge ihrer Gegenoffensive zurückzuerobern.

Funktionär von Kremlpartei in besetztem Gebiet in Ukraine getötet
Im russisch besetzten Teil des ukrainischen Gebiets Cherson wurde ein Funktionär der Kremlpartei Geeintes Russland durch eine Autobombe in der Stadt Nowa Kachowka getötet. Das teilte der von Moskau eingesetzte regionale Verwaltungschef Wladimir Saldo am Samstag im sozialen Netzwerk Telegram mit. Der Tote sei Sekretär der örtlichen Parteiorganisation gewesen. In dem besetzten Teil des Gebietes Cherson sind immer wieder ukrainische Partisanen aktiv.

Was am Sonntag wichtig wird
Die ukrainischen Streitkräfte setzen ihre Gegenoffensive zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete fort. (awp/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar